Junge Frauen sammeln Kompetenzen im Hospiz
Jule Hassel und Janine Berg haben viel gelernt während ihres Freiwillgen Sozialen Jahren. Sie wurden selbstbewusster.
Erkrath. Ende April war ein großer Tag für Janine Berg: Die 18-Jährige war mit Abstand die Jüngste bei der Mitgliederversammlung des Franziskus-Hospiz-Vereins im Evangelischen Gemeindehaus Sandheide. Doch niemand bewegte das Auditorium derart mit Worten wie die Abiturientin mit ihrem sehr persönlichen Vortrag: „Als mir ein Bewohner erzählte, dass er nach dem Krankenhausaufenthalt erst wieder bei uns im Hospiz gelernt habe, zu leben, hat mich das wirklich umgehauen.“
Neun Monate zuvor hatte Janine Berg ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Hochdahler Hospiz begonnen — zeitgleich mit ihrer Kollegin Jule Hassel. Zunächst hatten beide ein unsicheres Gefühl und nebulöse Erwartungen an Hospizarbeit im Hinterkopf.
Von wegen todtrauriger und düsterer Ort: Stattdessen sahen sie freundliche helle Zimmer, nette Kollegen und spürten eine warme Atmosphäre: „Es war sehr schön, dass sich alle so gut um einen gekümmert haben, nach zwei bis drei Wochen Einarbeitung waren wir so richtig drin. Meine sozialen Kompetenzen haben sich schnell verbessert“, betont Jule Hassel.
Die inzwischen 19-Jährigen durften in Hochdahl von Anfang an sehr vielseitig arbeiten, was nicht in jedem Hospiz die Regel sei. Sie machten Fahrdienst, brutzelten in der Küche und führten viele Gespräche mit Bewohnern, was Empathie und Fingerspitzenfühl verlangt.
Wer außerdem am Hospiz-Empfang sitzt, muss ebenso den richtigen Ton treffen wie jemand, der in der Pflege arbeitet und dabei gerne Sonderwünsche erfüllt: „Für einen Gast habe ich auch mal ein Spiegelei in Herzform gebraten“, erzählt Janine Berg.
Was die beiden in zwölf Monaten alles gelernt haben, lässt sich nicht in einem Satz sagen: Zweifellos haben sie viel auf zwischenmenschlicher Ebene gewonnen. Kein Wunder bei der großen Verantwortung, die ihr Dienst erfordert: „Die Arbeit gibt mir selber Kraft, ich bin tougher geworden. Mein Selbstbewusstsein ist auch dadurch gewachsen, dass ich mit Menschen über das Sterben und den Tod sprechen konnte“, sagt Janine Berg.
Der Langzeit-Effekt ihrer FSJ-Erfahrungen lässt sich kaum abschätzen. Fakt ist, dass beide zunächst einmal an ihren Berufswünschen festhalten: Jule Hassel möchte Forstwirtschaft studieren und in die Forstverwaltung gehen, während Janine Berg Polizistin werden möchte. Das gestärkte Selbstbewusstsein kann nirgendwo von Nachteil sein.
Gespannt sind sie, wer demnächst in ihre Fußstapfen tritt. Denn ab dem 1. August (späterer Einstieg möglich) sind beide Stellen (Trills 27) neu zu besetzen.
Voraussetzung ist, dass die Bewerber einen Pkw-Führerschein haben. Der ist für die Arbeit im Hospiz wichtig. Im Freiwilligen Sozialen Jahr müssen mindestens sechs Monate geleistet werden.
Pro Monat gibt es dafür 300 Euro. Außerdem wird Fahrtgeld gezahlt. Kontakt gibt es unter Telefon 02104/93720, Außerdem gibt es Informationen im Internet Red
www.franziskus-hospiz-hochdahl.de