Jungwähler befragen Jungpolitiker
Besonders mit dem Vertreter der Jugendorganisation der AfD wurde hart und gut informiert diskutiert.
Erkrath. Neun Tage vor der Bundestagswahl hatte der Jugendrat der Stadt zu einer besonderen Veranstaltung eingeladen. In einer Podiumsdiskussion stellten sich nicht Bundestagskandidaten, sondern Vertreter der Jugendorganisationen von sechs Parteien den Fragen von Jugendlichen aus Erkrath. Eingeladen waren vor allem die Klassen acht bis zehn des Gymnasiums und der Realschule. Geplant wurde das ganze vom Jugendrat gemeinsam mit Jasmin Asheuer von Radio Neandertal, die auch die Moderation übernahm. Im Anschluss konnten die Jugendlichen selbst ihre Stimme abgeben, im Rahmen der bundesweiten „Wahl # U18“.
„Wir haben uns sehr gefreut über eurer ganzen Fragen“, begrüßte Jugendrats-Vorsitzende Viktoria Weber die Realschüler — die Gymnasiasten hatten sich verspätet. Im Politikunterricht war die Podiumsdiskussion vorbereitet worden und die Schüler hatten eine große Zahl an Fragen vorbereitet. So viele, dass der Ablauf kurzfristig geändert werden musste: Es sollte nur noch je eine Frage zu jedem Themenbereich ausgelost werden, damit trotz begrenzter Zeit jeder zu Wort kommen kann. Zunächst stellten sich die Diskutanten der Reihe nach vor und erklärten, wie sie zur Politik gekommen waren und wie sich ihre Jugendorganisation von der Mutterpartei unterscheidet. Alle sechs Politiker betonten, dass ihre Jugendabteilung relativ unabhängig von den „Großen“, gleichzeitig aber auch Antreiber und Ideengeber für diese sei.
Das Thema „Situation der Schulen im Land“ berührte die Lebenswirklichkeit der Jugendlichen natürlich am meisten. Sebastian Köpp (Junge Union) erklärte, er sitze in seiner Heimatstadt Langenfeld im Schulausschuss und kritisierte zwei Punkte: zum einen müsse mehr gegen den massiven Unterrichtsausfall getan werden, zum anderen müsse die Digitalisierung vorangetrieben werden. „In der Digitalisierung sind unsere Schulen ein Entwicklungsland“, so Köpp. Jules El-Khatib (Linksjugend) forderte, dass nach dem Unterricht bis 16 Uhr keine Hausaufgaben mehr anstehen sollten, damit die Schüler mehr Freizeit hätten und den Spaß an der Schule behielten. Jan Pfeifer (Jusos) und Shabestan Abromand (Grüne Jugend) stritten darüber, wer nun das Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern in der Schulpolitik abschaffen wolle.
Marco Schild (Junge Alternative), brachte mit seiner Beobachtung, dass Behinderte an „sogenannten Inklusionsschulen“ gemobbt würden, den Stein ins Rollen. An der Rolle der AfD erhitzten sich die Gemüter im Saal — und es wurde nicht mehr nur über „Mobbing an Schulen“, sondern über Rechts und Links an sich gestritten.
Jules El-Khatib erklärte, er habe ein Problem mit „Parteien, die jährlich 200 000 Migranten abschieben und an der Grenze auf Flüchtlinge schießen lassen“ wolle. „Wir sind eine demokratische Partei“ entgegnete Marco Schild. „Es kann nicht gut gehen, wenn Millionen Menschen aus homophoben, antisemitischen und frauenfeindlichen Kulturkreisen in Deutschland leben“. Sebastian Köpp nahm das Stichwort auf und stellte fest: „AfD, genau das seid ihr, dann geht doch auch!“ — Jubel im Publikum.