Katzen vor sich selbst schützen

Immer mehr verwilderte, kranke Tiere. Kastrationspflicht soll helfen.

Foto: dpa/Wagner

Erkrath. Es herrschen in Erkrath zwar noch keine Verhältnisse wie in der Agora von Athen, die von verwilderten hungrigen und halbtoten Katzen überschwemmt wird. Die Situation ist dennoch haarig. „Wir haben hier ein Riesenproblem, wie es jede Stadt ohne Kastrationspflicht hat“, sagt Christa Becker, Vorsitzende des Tierschutzvereins Erkrath und der Aktionsgemeinschaft für Tiere (AGT) Rheinland.

ChristaBecker, Vorsitzende des Tierschutzvereins Erkrath

„An mehr als zehn Futterstellen werden derzeit 63 heimatlose Katzen versorgt“, sagt sie. Das heißt: Sie werden gefüttert; wenn sie krank sind, zum Arzt gebracht und kastriert. „Alles auf unsere Kosten“, sagt Becker. Nicht alle verwilderten Katzen können vermittelt werden. Der Tierschutzverein pflegt sie dann weiter. Derzeit vermehren sich die Tiere in Erkrath noch unkontrolliert, denn nicht alle Freigänger sind kastriert. „99 Prozent der geschlechtsreifen Katzen werden gedeckt“, sagt Becker. Das heißt, eine Katze wirft zweimal pro Jahr fünf bis sieben Welpen, drei davon überleben pro Wurf. Die bekommen dann wieder Junge. „Nach drei Jahren ist die Population auf 500 Tiere angewachsen“, weiß die Expertin.

Manche Menschen setzten ihre trächtige Katze auch einfach vor die Tür. „Wir haben allein im Juni und Juli fünf Katzenmütter mit Kindern aufgegriffen“, sagt sie. Das Leben einer verwilderten Hauskatze in einem dicht besiedelten Gebiet ist hart: verletzt von Revierkämpfen, gebeutelt von Krankheitskeimen, ausgemergelt aus Futtermangel — denn so viele Mäuse gibt es hier nicht — fristet sie ein übles Dasein und steckt andere Stubentiger noch mit ihren Krankheiten an. „Das muss nicht sein, wenn jeder seine Hauskatze kastrieren und chippen lässt“, meint Becker. Tritt die von der CDU gewünschte Verordnung zum Schutz freilebender Katzen in Erkrath in Kraft, hat dieses Dilemma ein Ende.

Katzenbesitzer, die sich nicht nach der Verordnung richten, müssen mit einem Bußgeld von bis zu 1000 Euro rechnen. Becker setzt da ganz auf Nachbarn: „Die sind da sehr auskunftsfreudig. Die Besitzer von nicht gechippten Tieren finden wir schon heraus“, warnt sie. Der Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion, Wolfgang Jöbges, will einen entsprechenden Antrag der CDU im nächsten Hauptausschuss stellen. Kosten entstünden der Stadt dadurch nicht, betont Christa Becker. Im Gegenteil: Die Kastration verhindere, dass immer mehr Fundtiere in den städtischen Tierheimen landeten und dort Kosten verursachten. Dennoch betont sie: „Wir haben in Erkrath alles im Griff. Ich möchte nur, dass wenn ich mit 90 Jahren mal die Augen zumache, keine öffentliche Futterstelle für die Tiere mehr nötig ist, weil es einfach keine herrenlosen Katzen mehr gibt.“ Der Chip helfe den Besitzern außerdem, ihre Tiere schnell wiederzufinden, wenn sie mal weglaufen sollten. Und noch ein Tipp: „Eine neue Katze sollte man unbedingt vier Wochen im Haus halten, damit sie die Möglichkeit hat, ihre Domizil zu markieren. Das ist für den Menschen nicht wahrzunehmen, wohl aber für das Tier, das nur durch diese Gerüche wieder nach Hause zurück findet“, erklärt die Tierschützerin.