Kein Platz für mehr Industrie
Für produzierende Firmen fehlen laut einem Gutachten Flächen. Für Gewerbebauten gibt es nur 2,4 Hektar.
Erkrath. Unter dem Titel „Neuaufstellung des Regionalplans“ haben der Kreis Mettmann und die Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf ein Gewerbe- und Industrieflächenkonzept für den Kreis beauftragt. Das rund 300 Seiten umfassende Gutachten, das von der Stadtraumkonzept GmbH in Dortmund erstellt wurde, soll ein einheitliches und starkes Auftreten des Kreises Mettmann und seiner Städte während des Prozesses der Neuaufstellung sein — mit Folgen, Auswirkungen und Handlungsempfehlungen auch für die Stadt Erkrath.
In der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung stellte Diplom-Ingenieur Dirk Haase von der Kreisverwaltung am Dienstagabend die Ergebnisse im Namen des Dortmunder Büros vor — und stieß damit eine heiße Diskussion an.
Seit jeher sind neue Gewerbeansiedlungen in Erkrath ein kontroverses Thema. Einerseits weiß jeder, dass neue Unternehmen zusätzliche Gewerbesteuer und Arbeitskräfte bringen, andererseits sind die Möglichkeiten mehr als begrenzt, weil kaum Flächen zur Verfügung stehen. Zudem ist Erkrath von Landschaftsschutzgebieten umgeben, die eine weitere Versiegelung verbieten, oder es grenzt Wohnbebauung an die potenziell vorhandenen Areale.
Aber: Die Stadt müsse konkurrenzfähig bleiben, so Haase. Sonst siedelten sich Interessenten woanders an, oder bestehende Firmen mit Erweiterungswünschen wanderten ab. „Vor allem muss den vorhandenen Unternehmen ein Anreiz geschaffen werden, auch in Zukunft in Erkrath zu bleiben“, sagte Haase.
Jedoch gebe es auch jede Menge Leerstände — vor allem in Unterfeldhaus. „Wir müssen bestehende Gewerbegebiete, die in die Jahre gekommen sind, reaktivieren“, sagte Haase. „Bestandsorientierte Gewerbeflächenpolitik“ nannte es der Experte.
Insgesamt wurden von der Stadtraumkonzept GmbH grundsätzlich (aber stark eingeschränkt) 22,9 Hektar freie Gewerbe- und Industriefläche im Bestand ermittelt — eben in Unterfeldhaus, aber auch am Wimmersberg oder an der Bessemer Straße (siehe Infokasten).
Vor allem Letzteres rief Peter Knitsch von den Grünen auf den Plan. Bekanntlich sind sie gegen eine weitere Bebauung der Neanderhöhe, wo die Bessemer Straße liegt. Anstelle neue Gebiete zuzubetonieren, „müssen wir mit dem vorhandenen Bestand perspektivisch umgehen“, sagte der Ratsherr. Eine Meinung, die vom Fraktionschef der BmU, Bernhard Osterwind, weitestgehend geteilt wurde. Unterfeldhaus, wo eh schon Gewerbe bestehe, müsse in der Tat verdichtet werden, sagte Osterwind.
„Erkrath darf sich nicht weiter selbst lähmen“, sagte daraufhin Haase. Er bestätigte sowohl die Aussagen des SPD-Fraktionsvorsitzenden Detlef Ehlert als auch von Helmut Rohden, seines Zeichens Vize-Fraktionschef der CDU: „Wir haben für das Naturschutzgebiet Bruchhausen riesige Flächen aufgegeben, ohne Ersatz. Außer dem Bessemer Feld gibt es — nichts.“
Peter Knitsch ließ sich derweil nicht davon abbringen, weiter von einer zusätzlichen Versiegelung abzuraten. „Das hat auch mit Wohnqualität zu tun“, sagte der Grüne.