Kinder machen Fußgänger-Training

Auf dem Weg zur Kita Lummerland lernen Kinder, sich sicher im Verkehr zu bewegen.

Foto: Dietrich Janicki

Das riesige Holzschild ist bunt gestaltet und steckt schon mal probeweise im Schirmständer. „Das ist das Symbol für Kinder: Hier geht es los!“, wissen alle. Etwa 200 Meter vom Eingang in die Kindertagesstätte „Lummerland“ an der Kempener Straße entfernt steht das Kindergartenhaltestellenschild.

Nicht bloß, um die Gegend optisch aufzupeppen. Sondern um zusammen mit Eltern, Erziehern und der Polizei zu trainieren, wie ab hier der Weg bis zur Kita eigenständig und sicher absolviert wird. Und um Autofahrer daran zu erinnern, dass hier Kinder unterwegs sind.

„Sobald die Kinder laufen können“, können sie an dem Projekt „Lott Jonn“ teilnehmen, erklärt Gero Giegeling. Der Polizeioberkommissar ist bereits zum vierten Mal in Folge als Übungsleiter dabei. „Bewegung fördert die Verkehrsteilnahme.“ Weil Kinder heute seltener auf Bäumen rumklettern und auf Bolzplätzen toben, sind sie mitunter kaum in der Lage, rückwärts zu laufen.

Eltern, die glauben, ihren Nachwuchs mit ihrem Auto in die Kindergartengruppe fahren zu müssen, sorgen durch ihren Überschutz für weitere Mängel. „Die ganz Behüteten sind oft mit den einfachsten Aufgaben im Straßenverkehr überfordert“, weiß der 52-Jährige. Er rät dringend, die Kinder zu Fuß zur Schule zu bringen und — wenn sie verkehrssicher sind — alleine laufen zu lassen. Idealerweise mit hell leuchtenden Warnwesten ausgerüstet.

Ein Projektbaustein ist das Fußgängertraining. Optimalerweise spätestens ab dem Kindergartenhalteschild. Mit dem Abstellen des Autos geht es los. „An der Bürgersteigseite soll das Kind, je nach Alter und Fähigkeiten, möglichst alleine aussteigen.“ Und bevor es die Tür öffnet gucken, ob es nicht gleich in einen Passanten oder Radler stürmt. Die Strecke bis zur Kita gehen die Kleinen auf der „Kinderseite“, wie die geschützte Seite, an der Häuser, Zäune oder Bäume stehen und nie die Straße ist, genannt wird.

Geübt wird, wie Ein- und Ausfahrten erkannt werden. „Hier ist der Bordstein abgesenkt oder die Bepflasterung anders“. Nach dem Prinzip „vormachen, erklären und nachmachen lassen“ funktioniert das Ganze. Im Jahresbericht steht verzeichnet, dass in Erkrath 2014 elf Kinder im Alter von null bis 14 Jahren verunglückten. Diese Zahl gilt es zu minimieren.

Deshalb jetzt also wieder das Training, das ein Baustein des sogenannten Mobilitätspasses ist. Fürs absolvierte Kita-Training gibt es einen Stempel — in Fußform. In der Grundschule kommt dann ein weiteres Sternchen fürs nachweisliche Wissen als Radfahrer dazu.

Parallel zum Fugängertraining, das alle Kinder freiwillig mit ihren Eltern machen, gibt es vor der Kita Lummerland einen „bewegten Einstieg“. Laufdosen und Bretter zum Balancieren machen den Kindern Spaß und fördern gezielt motorische Fähigkeiten. „Wir motivieren alle, möglichst wenig mit dem Auto und dafür viel zu Fuß zu machen“, sagt Gertrudis Kuhn, Leiterin der Einrichtung.