Minijobs — mehr ein Risiko als ein Nutzen
Eine Podiumsdiskussion zum Thema „geringfügige Beschäftigung“ zeigt die Probleme auf.
Erkrath. Über das Thema „Minijobs — Minichance?“ sprachen Gleichstellungsbeauftragte, Fraktionsvorsitzende und Leiterin des Jobcenters in der Stadtbücherei. Die Podiumsdiskussion war Abschluss einer zweiwöchigen Ausstellung, die von Beratungsangeboten begleitet wurde.
Fazit: von Minijobs sind hauptsächlich Frauen betroffen, und obwohl sie ursprünglich als Sprungbrett gedacht waren, überwiegen heute die Risiken.
Zwei Drittel der Betroffenen sind Frauen, davon 84 Prozent verheiratet und 74 Prozent jünger als 50 Jahre. Oft sind es Schwangerschaft und Kindererziehung, die die Frauen bewegen, einen Vollzeitjob aufzugeben (oder eine Ausbildung abzubrechen). Der Minijob verspricht Zeit für die Familie und flexiblere Arbeitszeiten. Zwar gibt es steuerliche Vorteile, doch kann man von maximal 450 Euro im Monat nicht leben und kaum Rentenanwartschaften aufbauen.
Ursprünglich waren Minijobs für Langzeitarbeitslose und Geringqualifizierte gedacht, als Brücke in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Doch 86 Prozent der Frauen haben einen Berufsabschluss und viele bleiben trotzdem im Minijob „kleben“. Ein Grund ist, dass geringfügige Beschäftigung im Lebenslauf von Arbeitgebern als Makel angesehen wird.
Die Diskutierenden machten die Wirtschaft mitverantwortlich für die Lage der Betroffenen. Es gebe Branchen, in denen überwiegend geringfügig Beschäftige arbeiten. „Die Hemmschwelle, Leute normal einzustellen, ist enorm“, sagte Wolfgang Jöbges (CDU) und forderte eine Quotenbegrenzung für Minijobs in Unternehmen. Daran sei auch der Kunde schuld, der bis 22 Uhr einkaufen will, so Martina Würker vom Jobcenter Mettmann. Detlef Ehlert (SPD) räumte ein, dass er selbst in seinem Schulträgerverein 42 geringfügig Beschäftigte habe (unter anderem Schülerlotsen). Er habe ein schlechtes Gewissen deswegen, wisse aber nicht, wie er da herauskommen solle. Man dürfe die Frauen aber nicht nur als Opfer sehen. Viele blieben freiwillig im Minijob, weil sie lieber zu Hause bei den Kindern seien. Martina Würker forderte mehr Flexibilität und Mobilität räumte aber auch ein, dass die Jobcenter mehr Unterstützung etwa bei der Weiterbildung bieten müssten.