Mixtour bringt Krimis auf die Bühne
Der Chor gestaltet am Samstag einen kriminalistischen Liederabend im Joachim-Neander-Haus. Schauspielerische Unterstützung gibt es von drei Mitspielern des Ensembles Spotlight.
Erkrath. Hoch über dem Deutschen Eck am Rhein- und Mosel-Tal thront die Koblenzer Festung Ehrenbreitstein. Dorthin hatten sich die Sänger des Chores Mixtour im März vor zwei Jahren zur Klausur zurückgezogen, um neue Musitaten zu skizzieren. Diente das alte Gemäuer in früheren Zeiten dem Strafvollzug, so ist es heute alljährlicher Ort des bunten Weltmusikfestivals „Horizonte“.
Beide Nutzungsformen färbten auf die Inspirationen der Chorsänger ab. Die Mixtours beschlossen, in einem Liederreigen die eindruckvollsten Kriminalgeschichten aus der mit Unholden reich gespickten Popgeschichte zu bündeln. Dazu schuf in fröhlichen Sitzungen ein Drehbuchteam eine tollkirschenkühne Geschichte, die, mit Hilfe einiger dramaturgischer Kunstgriffe, die lose Liederliste zu einem Krimi-Musical verbindet. Held dieser Erzählung ist der erfolgsverwöhnte Buchautor Roman, den das Schicksal doppelt prüft.
Nicht nur entgleitet ihm das Vertrauen seiner geliebten Tochter Mimi, auch sein Schreibfluss versiegt in einer Kreativblockade. Um sich aus dem negativen Lebensstrudel zu befreien, lässt Roman sich auf einen Teufelspakt der Erleuchtung ein. Unter dem Einfluss des Wahrheitselixirs „Moncheró“ fesselt ihn die düstere Faszination der Verbrechenslust, bis er sich dem Duell mit dem charismatischen Gangsterboss Don Clydio stellen muss.
Die Figur der Tochter Kimi entstieg direkt dem Bill Ramsey-Schlager „Ohne Krimi geht die Kimi nie ins Bett“. Das Abbild des wüsten Hosen-Hits „Bonnie und Clyde“ ist die undurchsichtige Person des Don Clydio. Neben diesen chartsgängigen Liedern wird auch der klassische Tango „La Cumparsita“ vom Rio de La Plata erklingen. Dessen Töne sind unvergleichlich subversiv und entfachen im Unterbewusstsein ein mafiöses Fiebern.
Instrumental werden die Stimmen von einem hardrockenden Schlagzeuger, einem softrockenden Gitarristen und einer allrockenden Pianistin gestützt. Die Mixtour-Band hobelt kräftig und nicht ohne Späne. So brach dem mächtigen Flügel von Kirchenmusikerin Charlotte Nink mitten in den heißen Endprobenwochen beim Umplatzieren ein Bein. Dank des behänden Geschicks gleich zweier Küster war die Kleinkatastophe bald behoben. Doch verdeutlichte der Zwischenfall, auf wie viel Hilfe die Musikmacher bei ihren Schauvorbereitungen bauen können und müssen.
Der Chor Mixtour feiert in diesem Jahr sein zwanzigjähriges Bestehen. Die musischen Sterne standen Mitte der neunziger Jahre wohl gut und direkt über dem Joachim-Neander-Haus. Denn an gleichem Ort und Zeitpunkt entstand auch das Theaterensemble Spotlight und im Wechsel bespielen die beiden Gruppen aus der evangelischen Gemeinde seither das Erkrather Kulturleben. Drei erfahrene Bühnenkräfte von Spotlight verstärken zu dieser Aufführung die elf singenden Mixtours mit ihrer Schauspielkunst.
Darüber hinaus sorgt ein einzigartiger Klangtüftler für technische Feinjustierung der Saalakustik. Hinter der Bühne — im Off — stapeln sich derweil Accessoires wie Federboas, Zylinderhüte und bodenlange Kleider.
Hier herrscht bei den Proben das turbulente Chaos eines Varietébetriebs kurz vor dem ersten Vorhang. Es wirkt, als wäre dort der Charakter des Chores Mixtour in Szene gesetzt worden.