Öffentliche WCs in Erkrath: Suche nach Erleichterung
Öffentlich zugängliche Toiletten sind in Erkrath Mangelware. Doch es gibt Lösungen.
Erkrath. Lebensmittel, Blumen, Bekleidung, Drogerie-Artikel, Hifi-Geräte und dazwischen ein Tässchen Kaffee und eine Portion Rührei zur Stärkung. Wer im Bavier-Center im Herzen Alt-Erkraths shoppen geht, kommt voll auf seine Kosten — Motto „Alles unter einem Dach“.
Problematisch wird es jedoch, wenn die Blase drückt und die öffentlich zugängliche Toilette gegenüber der Glocken-Bäckerei besetzt ist. „Das kann schon mal eng werden“, sagt die Filialleiterin der Bäckerei, Michele Bergner — und drückt mit ihren Kolleginnen regelmäßig ein Auge zu.
„Wenn’s allzu dringend wird, können die Leute natürlich unsere Toiletten nutzen. Auch wenn sie eigentlich nur für unsere Kunden gedacht sind.“ Und das komme nicht gerade selten vor.
„Ein bisschen wenig“, bewertet Renate Thiäner, dass es auf 7500 Quadratmetern Fläche nur eine Toilette für Kunden des Bavier-Centers gibt. Zumal sie für Frauen und Männer sei. „Und dann gibt es auch noch einen Wickeltisch. Man stelle sich vor, es ist dringend, und drinnen wird ein Baby gewickelt“, sagt sie kopfschüttelnd.
Eher locker nehmen das Thema zwei ältere Herren, die sich in der Glocken-Bäckerei zum Klönen getroffen haben. Sie wissen, dass die freundlichen Damen hinter der Theke in der Regel ein Auge zudrücken.
Investor und Bauherr der ehemaligen Hertie-Immobilie ist die Hahn-Gruppe aus Bergisch Gladbach. 10,5 Millionen Euro hat sie in das Projekt investiert. Seit das Center im Sommer 2010 erstmals seine Pforten öffnete, strömen die Kunden nur so herbei. „Hier bekomme ich wirklich alles“, sagt Renate Thiäner. Nur dass mit dem stillen Örtchen sei keine Glanzleistung gewesen.
„Wir haben zwar schon mal gehört, dass es hin und wieder eng werden kann“, bestätigt Marc Weisener, der bei der Hahn-Gruppe für die Unternehmenskommunikation zuständig ist. „Allerdings hielt sich diese Kritik von der Anzahl her absolut in Grenzen.“
Diese Sichtweise bestätigt der Sprecher der Stadt, Uwe Krüger. Er sieht keinerlei Bedarf für eine öffentliche Toilette im Stadtgebiet. „In Alt-Erkrath ist die Toilette im Rathaus öffentlich zugänglich, in Hochdahl kann die bei Edeka problemlos genutzt werden, und an Markttagen auch beim Küppers Köbes.“ Eine öffentliche Toilette sei teuer und bedürfe der Kontrolle, „um keine Personen anzuziehen, die wir nicht wollen“, sagt Krüger.
Völlig gelöst nähert sich auch Axel Brockmann, der Wirt von der Postwirtschaft an der Bahnstraße dem Thema an: „Ich habe da gar kein Problem mit, wenn die Leute bei mir aufs Klo gehen“, sagt der Gastronom. Nur vorher fragen, ob es gestattet sein, sollten sie schon. „80 Prozent machen das auch.“
Früher seien die Alteingesessenen direkt über den Hof gegangen, um nicht gesehen zu werden. „Das geht jetzt nicht mehr, weil der Hauseigentümer da einen Riegel angebracht hat“, sagt Brockmann.