Oldie-Spielzeug begeistert vor allem die Erwachsenen

Fast jede Woche gibt es in Nordrhein-Westfalen einen Sammlermarkt. Am Sonntag können Fans von Modelleisenbahnen und Spielzeugautos vergangener Zeiten im Erkrather Museum Lokschuppen stöbern

Erkrath. Modellspielzeug fasziniert vor allem eine Zielgruppe: Männer ab 50 Jahren. Ob Märklin-Eisenbahn oder Schuko-Sammelfahrzeug: Leidenschaftliche Sammler treffen sich regelmäßig bei den nahezu wöchentlichen „Adler-Märkten“ in Nordrhein-Westfalen, so wie jetzt in der Stadthalle Langenfeld.

Dort beäugt Arndt Mühle kritisch den originalverpackten Hängerzug mit DPD-Aufschrift, wendet ihn in alle Richtungen. „Sieht aus, als wäre er nie ausgepackt gewesen, passt gut zu meiner Sammlung anderer DPD-Fahrzeuge und zehn Euro, das ist okay“, findet der Kölner und reicht Verkäufer Willi Dunkel Bongartz den Geldschein. „Ich habe Tausende von Autos, es gibt kaum welche, die ich noch nicht habe, insofern freue ich mich über den Fund.“

Willi Dunkel Bongartz rückt die Kartons mit Modelleisenbahnen, Autos und Zubehör zurecht. „Ich stehe zweimal im Monat auf solchen Märkten, man trifft häufig die gleichen Interessenten wieder“, erzählt er. Manche sind eben Sammler aus Leidenschaft.

Der siebenjährige Joel hat sich aus dem Sortiment zwei kleine Kartons herausgesucht, darin: winzige Ampeln und Schranken. „Kann ich die von meinem Taschengeld kaufen?“, fragt der kleine Junge, „die passen so gut zu meiner Märklinbahn.“ Willi Dunkel Bongartz freut sich über die Begeisterung des Jungen. „Weißt du was, ich komme dir entgegen. Statt 35 Euro für beide, musst du nur 25 bezahlen.“ Joel strahlt, das passt perfekt in sein Budget. „Kinder sind bei diesen Märkten die absolute Ausnahme. Sie haben zunehmend andere oder keine Hobbys, zeigen kaum noch Leidenschaft für irgendetwas“, meint der Verkäufer, der sich selbst noch gut daran erinnern kann, wie er selbst sich mit dem Modelleisenbahnvirus infiziert hat. Insofern freut es ihn, wenn Kinder kommen. „Ich war als Kind bei meiner Oma in den Ferien, da war es so langweilig. Ich bin immer an den Bahnhof gucken gegangen in einer Zeit, in der Dampflokomotiven langsam gegen Dieselloks ausgetauscht wurden. Da hat mich die Leidenschaft gepackt.“

Es herrscht Gemurmel in der Stadthalle, ein Grundrauschen. Die meisten Besucher kommen, um einfach zu stöbern oder ein wenig zu fachsimpeln. „Manche lassen sich auch intensiv beraten und gehen dann wieder, ohne zu kaufen. Vielleicht kaufen sie im Internet billiger, ich weiß es nicht“, mutmaßt der Dinslakener Händler Günter Keiper. Andere sind bekennende Sammler und suchen gezielt nach einem Modell, das die persönliche Sammlung erweitern soll. „Das sind meistens die, die das neu erworbene Stück sofort in die Vitrine stellen und ihrer Frau nix davon sagen, dass sie mal eben 400 Euro ausgegebenen haben“, feixt Marktveranstalter Jürgen Hörner, passend zum Event mit Krawatte und Krawattennadel im Eisenbahndesign.

Rund 40 bis 50 Spielzeugmärkte veranstaltet der Hildener pro Jahr im Land. „Wir haben Märkte wie etwa in Bonn oder Köln—Mühlheim, zu denen immer rund 600 Besucher kommen, in Städten wie hier im Kreis Mettmann sind es etwa 200 bis 250 Personen.“

Arndt Mühle ist mit seiner Ausbeute zufrieden, wenn auch das besondere Schmuckstück für ihn in Langenfeld nicht dabei war.