Programm zur Suchtbekämpfung: Kontrolliertes Alkoholtrinken
Gruppe hilft kranken Menschen mit ihrer Sucht.
Erkrath. An wen richtet sich das ambulante Gruppenprogramm zum kontrollierten Trinken?
Heidrun Petzke-Kutzinsky: Wir wollen mit diesem Angebot Menschen erreichen, die sich eine dauerhafte Suchtmittelabstinenz nicht oder noch nicht vorstellen können, aber unter ihrem zu hohen Alkoholkonsum leiden. Diesen Menschen wollen wir frühzeitig Hilfe und Orientierung bieten, indem wir sie auf dem Weg zu einem verantwortungsvollen, reduzierten Umgang mit dem Alkohol begleiten. Mit dem Programm richten wir uns auch an diejenigen, die hin und wieder beispielsweise auf ein Glas Rotwein zum Essen nicht verzichten wollen. Sie lernen hier, den Alkohol wieder bewusst als Genuss- und nicht als Rauschmittel einzusetzen.
Für wen ist das Programm nicht geeignet?
Petzke-Kutzinsky: Nicht geeignet ist das kontrollierte Trinken für Personen, die bereits eine längere Zeit der Alkoholabstinenz erfolgreich leben, sowie Menschen, die schon deutliche gesundheitliche Schäden durch den zu hohen Alkoholkonsum haben und schwangere Frauen. Der Hausarzt wird in Absprache mit den Interessenten in den Entscheidungsprozess miteinbezogen.
Was lernen die Teilnehmer in Ihrem ambulanten Gruppenprogramm?
Petzke-Kutzinsky: Inhaltliche Schwerpunkte sind Grundinformationen über Alkohol, das Führen eines Trinktagebuchs, die Analyse des Trinkverhaltens und die Auseinandersetzung mit dessen Auswirkungen, das Festlegen von persönlichen Konsumzielen und die Entwicklung von Strategien, um diese Ziele zu erreichen, sowie der Umgang mit Stress und Konflikten und die Freizeitgestaltung ohne Alkohol.
Was genau bedeutet „kontrolliertes Trinken“?
Petzke-Kutzinsky: Wenn jemand sein Trinkverhalten an einem zuvor festgelegten Trinkplan ausrichtet, sprechen wir von kontrolliertem Trinken. Im Verlauf des Programms wird die maximale Trinkmenge pro Tag, die Anzahl der abstinenten Tage pro Woche und der maximale Gesamtkonsum pro Woche von jedem Teilnehmer schrittweise festgelegt. Wie gut das umgesetzt werden kann, wird jede Woche mit Hilfe des Trinktagebuchs gemeinsam überprüft.
Bringt das Gruppenangebot Vorteile gegenüber den bislang angebotenen Einzelgesprächen?
Petzke-Kutzinsky: In der Gruppe können die Teilnehmer viel voneinander lernen, sich wechselseitig motivieren und unterstützen.
Hier kann auch zum Beispiel deutlich werden: Auch wer viel im Leben erreicht hat, kann im Umgang mit Alkohol „Aussetzer“ haben.