Stipendiaten müssen aktiv werden
Vier Abiturienten des Gymnasiums Am Neandertal durften sich jedes Jahr über ein Stipendium der Jugendstiftung freuen. Ab sofort gelten andere Regeln.
Erkrath. Mehr als 55 Prozent der erhaltenen Spenden hat die Jugendstiftung Erkrath seit ihrer Gründung vor zehn Jahr in ihr Stipendienprogramm investiert. In Zahlen sind das 72 200 Euro. Eine stolze Summe. Jedes Jahr wurden vier Absolventen des Gymnasiums Am Neandertal in das Förderprogramm aufgenommen. Für den nächsten Jahrgang wird das Prozedere abgeändert.
Knut Stein, Jugendstiftung
Der Grund: „Wir bekommen kaum Bewerbungen“, sagt Knut Stein, einer der beiden Stiftungsgründer. Insbesondere diejenigen, die sie eigentlich unterstützen wollen — gute Schüler aus finanzschwächeren Familien — melden sich nur selten bei der Stiftung. Und das, obwohl Knut Stein und Erhard Tönjes jedes Jahr im Gymnasium Am Neandertal den Abiturienten ihr Stipendienprogramm vorstellen. Das wollen sie künftig nicht mehr tun.
Gefördert wird nur noch, wer sich selbst aktiv um ein Stipendium bemüht. „Ab 2017 werden wir das reguläre Stipendienprogramm abändern und nur noch an uns herangetragene Anfragen unterstützen“, erklärt Knut Stein: „Die Initiative muss also dann von den Studenten ausgehen; eine generelle Gewährung der drei bis vier jährlichen Stipendien entfällt.“
Über die Bewerbung von Sea Sefo hatten sich die beiden in diesem Frühjahr daher besonders gefreut: Als Schülerin des Gymnasiums Hochdahl reichte sie auf eigene Initiative ihre Bewerbung ein, obwohl die Stiftung bis dato nur Abiturienten aus Alt-Erkrath förderte. Die Auswahlkriterien für weitere Stipendiaten bleiben auch künftig neben der finanziellen Situation der Familie soziales Engagement und gute schulische Leistungen, allerdings nicht auf eine Eliteförderung gerichtet. Das Stipendium wird in der Regel bis zum Abschluss des Bachelor-Examens gewährt, längstens aber für sieben Semester und beträgt pro Semester 300 Euro. Die Einbindung eines Auslandssemesters wird von der Stiftung ausdrücklich begrüßt und gefördert.
Ins Leben gerufen hatte die Jugendstiftung das Programm 2008, nachdem an vielen Hochschulen Studiengebühren eingeführt worden waren. „Eigentlich hätten wir die Förderung auslaufen lassen sollen, als die meisten die Gebühren wieder abschafften“, meint Stein. Insgesamt unterstützt die Jugendstiftung mit dem diesjährigen Jahrgang 36 Studierende.
Außer den Studentinnen und Studenten hat die Stiftung in den zurückliegenden zehn Jahren Projekte in Kindertagesstätten, Schulen und sozialen Einrichtung gefördert. Alle Spenden — über 130 000 Euro — flossen in Kinder- und Jugendprojekte in Alt-Erkrath, Unterfeldhaus und Unterbach. „Da unsere Stiftung relativ klein ist, haben wir uns bisher auf diese Gebiete beschränkt“, erklären die Stiftungsgründer: „Neuerdings schließen wir bei besonders förderwürdigen Projekten aber auch Hochdahl mit ein.“
Sea Sefa scheint auch hier dazu zu gehören: Die ehemalige Hochdahler Gymnasiastin hat ehrgeizige Pläne und will Luft- und Raumfahrttechnik studieren. Außerdem punktete sie in ihrer Bewerbung mit ihrem sozialen Engagement: Sea ist unter anderem Mitglied im Jugendrat Erkrath und im Ausschuss für Planung, Umwelt und Verkehr und gibt jede Woche ehrenamtlich Nachhilfeunterricht in einer Flüchtlingsfamilie.