31 Schüler werden durch Reizgas verletzt
Die Feuerwehr evakuierte das Schulzentrum Walder Straße. Retter aus dem ganzen Kreis Mettmann waren im Großeinsatz.
Haan. Sie hat es offenbar am schlimmsten getroffen. Rund zehn Kinder sitzen auf einer Bank und husten sich mit geröteten Augen zum Teil die Seele aus dem Leib. Ein Notarzt streicht einem Jungen über den Arm. Daneben hilft ein Feuerwehrmann einem vielleicht 15-jährigen, sehr blassen Mädchen sich auf den Boden zu legen. Er legt ihr die Füße mit seinem Sanitätsrucksack hoch, misst ihren Blutdruck und spricht beruhigend auf sie ein.
Noura Sayad, Mutter
Zwei Mädchen beobachten die Szene sichtlich schockiert. „Ich frage mich echt, wer das gemacht hat“, sagt die eine. Sina (15) hat Mavie im Arm, die mit hochgezogenen Beinen und verweinten Augen auf einer Bank hockt. „Ich habe Angst um meine beste Freundin“, schluchzt die 15-Jährige: „In der Klasse hat sie plötzlich mit dem Husten angefangen.“ Auch Hausmeister Bernd Schönauer hat etwas von dem Reizgas abbekommen. Er kämpft mit Hustenanfällen und Kopfschmerzen: „Vorhin ging es mir ganz dreckig.“
In der ersten großen Pause wurden die etwa 900 Schüler und Lehrer des Schulzentrums Walder Straße von dem Reizgas überrascht. „Wir hatten schon Stinkbomben oder Knallkörper auf dem Schulhof“, sagt Daniel Bischof, stellvertretender Leiter der Hauptschule Zum Diek: „Aber so eine Situation habe ich noch nie erlebt.“ Die reizende Substanz sei wohl im Foyer der Schule freigesetzt worden, berichtet Carsten Schlipköter, Leiter der Haaner Feuerwehr. 31 Schüler seien verletzt worden, die meisten wohl nur leicht: „Wir haben aber auch einige wirklich ernste Fälle.“ Alle Verletzten werden vorsichtshalber in umliegende Krankenhäuser gebracht. Retter aus dem ganzen Kreis werden nach Haan beordert, um zu helfen.
Noura Sayad wollte ihre beiden Kinder von der Schule abholen. „Als ich all die Rettungswagen gesehen habe, habe ich im ersten Moment an etwas ganz Schlimmes gedacht“, erzählt die junge Krankenschwester, die gerade vom Dienst aus der Klinik kommt. „Hallo Mama“: Ein schlaksiger Teenager steht plötzlich hinter ihr: „Mir ist nichts passiert.“ Seine Mutter seufzt erleichtert: „Wo ist deine Schwester?“ Schwer zu sagen in dem Durcheinander auf dem Schulhof.
Immer mehr Eltern treffen ein und suchen nach ihren Kindern. Die Feuerwehr hat notiert, wer in welche Klinik gebracht worden ist. Das Schulzentrum ist inzwischen gelüftet worden. Doch an Unterricht ist heute nicht mehr zu denken. „Für heute ist die Schule vorbei“, verkündet Schuldezernentin Dagmar Formella: „Morgen (Freitag) geht es weiter.“
Ob es sich um einen Unfall oder eine gezielte Attacke handelt, bleibt offen. Die Polizei ermittelt wegen Körperverletzung.