(magu) Monatelang hatte das Zollfahndungsamt Essen die Täter im Visier, als im Oktober 2024 dann der Zugriff erfolgte: In mehreren Städten in NRW, unter anderem auch in Haan und Velbert, waren Sondereinsatzkommandos angerückt, um Fabrikhallen zu durchsuchen. Insgesamt 27 Tonnen Rohtabak waren beschlagnahmt worden, dazu zwölf Tonnen unversteuerter Feinschnitt und mehr als 100 000 Stangen Zigaretten. Für den Abtransport hatten die Ermittler das Technische Hilfswerk (THW) gerufen.
Bereits seit April 2024 hatte die Staatsanwaltschaft Wuppertal gegen die osteuropäische Tätergruppe wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung durch den Betrieb einer illegalen Herstellungsanlage für unversteuerte gefälschte Zigaretten ermittelt, nun müssen sich 19 Männer am Wuppertaler Landgericht wegen der Hinterziehung von Tabaksteuern verantworten. Der Prozess beginnt am 5. Mai, verhandelt wird wegen der vielen Angeklagten zumindest teilweise in einem Prozessgebäude des Düsseldorfer Oberlandesgerichts. Die Kammer hat 19 Verhandlungstage festgesetzt, am 3. Juli soll das Urteil verkündet werden.
Zeitgleich zur Razzia in Haan waren auch andere Hallen durchsucht worden, unter anderem in Velbert. Allein in dieser „Produktionsstätte“ sollen 17 Millionen Zigaretten hergestellt worden sein, die an Dritte im In- und Ausland hätten verkauft werden sollen. Der Gesamtsteuerschaden soll sich auf 4,6 Millionen Euro belaufen. Auf Zigarettenpackungen, die den Anschein erweckt haben sollen, von namhaften Herstellern produziert worden zu sein, sollen die Steuerzeichen gefehlt haben, über deren Verwendung die Tabaksteuer entrichtet worden wäre.
Zur „Inneneinrichtung“ der Hallen hatte sich Heike Seewald von der Essener Zollfahndung kurz nach der Razzia gegenüber den Medien so geäußert: „Es wurden Räume in Räumen eingebaut, vermutlich um die Lärm- und Geruchsbelästigung zu minimieren.“ Als Investitionsvolumen könne auch schon mal mehr als eine Million Euro zusammenkommen, „sowas bringt, mal salopp gesagt, kein Eierdieb auf“. Die Fabrikhallen sollen zumindest einigen der Angeklagten auch als Übernachtungsmöglichkeit gedient haben, die Männer sollen nur für diese Tätigkeit in Deutschland gewesen sein. Ihnen sollen unterschiedliche Verantwortungsbereiche und Aufgaben zugeteilt worden sein, wie Installations- und Umbauarbeiten an den Produktionsstätten, die Arbeit an den Maschinen oder Verpackungs- und Verladearbeiten. Mindestens drei der Angeklagten sollen die Hauptverantwortlichen vor Ort gewesen sein, sie sollen monatlich mindestens 5000 Euro verdient haben. Als Drahtzieher gilt ein 38-Jähriger Moldauer, auch er sitzt auf der Anklagebank.