Ausrichtung auf Senioren wird immer wichtiger

Im Jahr 2030 ist jeder zehnte Haaner 80 Jahre und älter. Darauf muss die Stadt reagieren. Zentrale Rolle spielt die Awo.

„Seniorengerechte Quartiersentwicklung“ heißt etwas sperrig ein Konzept, das den Sozialausschuss beschäftigt. Dahinter steckt die Idee, älteren Menschen in ihren Stadtteilen eine Infrastruktur bereit zu stellen, die es ihnen ermöglicht, so lange wie möglich selbstständig zu Hause wohnen zu bleiben. Dazu gehören bauliche Veränderungen wie barrierefreie Zugänge — Thema für den Bauausschuss — aber auch eine soziale Infrastruktur. Und bei der gibt es in Haan Defizite: „Wir haben in Haan das Riesenproblem, dass es kaum Einrichtungen für Senioren gibt“, sagt Karlo Sattler, zweiter Vorsitzender des Seniorenbeirats. Haan habe lediglich zwei aufzuweisen. Wichtigste Anlaufstelle sei der „Treff für Alt und Jung“ der Awo, gefolgt vom „Haus der Familie“ am Bandenfeld.

Zwar gebe es in Haan außerdem rund 40 Vereine, Institutionen und Verbände, die älteren Menschen in irgendeiner Form Angebote machen — und sei es nur Seniorengymnastik. Doch die seien nicht vernetzt. „Es gibt keine Koordinierung, keine Absprachen“, beklagt Sattler. „Da haben wir Infrastrukturdefizite“ — und die Stadt habe keine personellen Ressourcen. Dabei wächst der Handlungsbedarf, der auch die Kommunen viel Geld kostet. Denn: Kommen ältere Menschen ins Heim, schluckt die teure Pflege oft Einkommen und Vermögen.

Die Folge: Immer mehr Senioren in Pflegeheimen sind auf Sozialhilfe angewiesen. Und die zahlen die Kommunen. In Haan wird die Zahl der Einwohner von 2013 bis 2030 den Prognosen des statistischen Landesamtes und des Kreises Mettmann zufolge um 8,6 Prozent sinken. Zugleich steigt die Zahl der älteren Menschen: Der Anteil der Hochaltrigen (80 Jahre und älter) wird in Haan im Jahr 2030 voraussichtlich 9,7 Prozent an der Gesamtbevölkerung ausmachen. Das heißt, dann ist jeder zehnte Haaner 80 Jahre und älter. Jeder Fünfte wird zwischen 65 und 80 Jahre alt sein. Ausgehend von den stationären Pflegekosten im Jahr 2008 in Höhe von 20 Millionen Euro ist bis zum Jahre 2030 kreisweit eine Verdoppelung der Kosten auf rund 40 Millionen Euro zu erwarten.

Die Kosten für Heimunterbringung und Pflege wollen die Beteiligten reduzieren, indem sie ältere Menschen dazu befähigen, so lange und so selbstständig wie möglich in ihrem eigenen Zuhause wohnen zu bleiben.