Champions League des Jazz

Der afrikanische E-Bass-Virtuose Richard Bona machte die Jazznight in der Stadthalle zu einem wahren Fest.

Foto: Olaf Staschik

Hilden. „Das ist die Champions League, hier in Hilden!“, sagte der afrikanische E-Bass-Virtuose Richard Bona, als er zur International Jazznight die Bühne betrat. Mit Freude nahm er zur Kenntnis, dass sich viele, viele Musikfans in der Stadthalle eingefunden hatten, obwohl zur selben Zeit das Endspiel Real Madrid gegen Atletico stattfand. Dass die Hildener Jazztage tatsächlich zur Champions League der Festivals gehören, hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten herumgesprochen. Wem es nicht nur auf Unterhaltung ankommt, sondern auch auf Qualität, der freut sich Jahr für Jahr auf das Programm, das Peter Baumgärtner stets mit Erfahrung und Geschmack zusammenstellt.

Diesmal wollte er das Festival ausdrücklich als Plädoyer für Weltoffenheit verstanden wissen. Denn was wäre als Bindeglied zwischen den Kulturen besser geeignet als der Jazz, der bereits Einflüsse aus dem musikalischen Erbe verschiedener Kontinente enthält und bei dem es in der Improvisation vor allem darauf ankommt, einander zuzuhören und miteinander zu kommunizieren? Die International Jazznight bewies indes, dass die verbindende Kraft des Jazz mehrdimensional ist, dass sie nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich wirkt. Sie ist in der Lage, Brücken zu bauen, über Länder-, aber auch über Epochengrenzen hinweg. Letzteres zeigte Gitarrist Axel Fischbacher mit „The World Is Not A Disc“, einem Auftragswerk, das er 2010 zum 450. Geburtstag von Wilhelm Fabry komponiert hatte und das musikalische Themen und Motive aus dem 16. und 17. Jahrhundert in die Gegenwart überführt.

Sein Trick: gezielt eingesetzte Jazz-Elemente, zum Beispiel eine Bebop-Linie hier, ein Swing-Rhythmus dort und natürlich erweiterte Jazz-Harmonien. So wird aus mehreren Kompositionen des Barock durch Reharmonisierung und ein ausgefeiltes Arrangement für Gitarre, drei Bläser, Bass und drei Schlagzeuger — darunter Festivalmacher Baumgärtner selbst — eine moderne Jazz-Suite.

Richard Bona, der den zweiten Teil des Abends bestritt, ist lebendiges Beispiel der grenzüberschreitenden Kraft der Musik, denn seine Heimat ist die ganze Welt. Er wurde in Kamerun geboren, lebte einige Jahre in Paris und ging dann nach New York. Es reicht ihm nicht, eine Stilrichtung auf einem Instrument immer weiter zu perfektionieren, so, wie er es in seiner Jugend mit dem E-Bass-Spiel in der Nachfolge von Jaco Pastorius getan hat. Er reist um den Globus, um in fremde Musikwelten einzutauchen. So erarbeitete er auf Kuba mit einem Sextett ein Programm, das seine afrikanischen Wurzeln und die karibische Musiktradition miteinander vereint und das er deshalb „Heritage“ (Erbe) genannt hat.

Bona zeigte in Hilden kein Muskelspiel auf dem fünfsaitigen Bass, es ging ihm vielmehr darum, in seiner Muttersprache Geschichten zu erzählen und die Zuhörer mit den kubanischen Rhythmen zum Tanzen zu bringen. „Ich möchte, dass sich das Publikum noch lange daran erinnert, dass ihnen mein Konzert eine gute Zeit beschert hat“, sagt er. „Denn das ist es, worum sich alles in der Musik dreht. Wir sollten das Leben feiern, denn das Leben ist schön!“ Hier einige CD-Tipps: Axel Fischbacher: The World Is Not A Disc (JazzSick Records 5041 JS). Richard Bona/Mandekan Cubano: Heritage (Qwest Records 234245)