Händler sorgen sich um Parkplätze
Einem Fahrradschutzstreifen zuliebe sollen an der Bahnhofstraße 26 Stellplätze geopfert werden. Der Einzelhandel macht mobil.
Haan. Keine Frage: Die Stellplätze vor den Geschäften an der Bahnhofstraße sind begehrt — das zeigt sich vor allem jetzt, wo sie durch die Bauarbeiten des Landesbetriebs Straßen an der B 228 zur Mangelware geworden sind: In riskanten Manövern bahnen sich Autofahrer vielfach durch die rot-weißen Warnbaken ihren Weg, um noch einen Parkplatz zu ergattern.
Ralf Mertes, Einzelhändler
Doch nun haben die Kaufleute Sorge, dass dies zu einem Dauerzustand wird: Geplant ist, von Hilden kommend entlang der B 228 auf der rechten Seite einen Fahrradschutzstreifen aufzubringen. Damit gäbe es am rechten Straßenrand also einen Bürgersteig und auf der Fahrbahn links daneben Parkraum für Autos. Wiederum links daneben: der Fahrradschutzstreifen. Um Platz für diese Lösung zu schaffen, würde der Parkraum entlang der gegenüberliegenden Straßenseite ersatzlos gestrichen. Wie Bürgermeisterin Bettina Warnecke erläutert, fallen damit rund 26 Stellplätze weg.
Gegen diese Pläne machen die betroffenen Einzelhändler jetzt mobil. „Wenn wir am Tag vier Radfahrer sehen, dann ist das viel“, empört sich Ralf Mertes, Inhaber der Textilreinigung „Sauberland“. „Unsere Kundschaft kommt zu 100 Prozent mit dem Auto“, betont er, stellvertretend für viele weitere: Einen Brief mit 20 Unterschriften haben die Kaufleute bereits an Bürgermeisterin Bettina Warnecke übersandt. Weitere Unterschriftenlisten, in die sich auch Bürger eintragen können, liegen in den Geschäften aus.
Die Stadtverwaltung hat nun reagiert: Sie hat das Thema für den nächsten Stadtentwicklungsausschuss am 14. Juni erneut auf die Tagesordnung gesetzt. „Dann soll sich der Ausschuss insbesondere mit dem Straßenabschnitt auf der Bahnhofstraße zwischen der Einmündung Wilhelmstraße und der Einmündung Kölner Straße befassen“, so Bürgermeisterin Warnecke. Diese Diskussion wird auch der Haaner Fahrradclub ADFC interessiert verfolgen. Er befürwortet den Fahrradschutzstreifen entlang der B 228, ist die Straße doch im Radwegenetz des Landes NRW als Radfahrverbindung ausgewiesen — und die Zahl der Nutzer steige. Aus Angst vor dem Verkehr fahren jedoch viele Radler auf dem Bürgersteig.
„Da muss dringend was passieren“, betont ADFC-Vorstandsmitglied Jörg Gries. Er erinnert daran, dass für Haaner Kaufleute auch die Radfahrer eine wichtige Zielgruppe sein sollten: „Gerade sie kaufen vor Ort ein. Das wird in der Diskussion oft vergessen.“ Allerdings gibt Gries zu bedenken, dass ein Fahrradschutzstreifen direkt neben dem Auto-Parkstreifen riskant, weil unfallträchtig ist. Was, wenn ein Autofahrer abrupt die Türe öffnet?
Die Diskussion steht außerdem unter Zeitdruck: Die Bauarbeiten sollen Ende Mai beendet sein. Es drängt die Zeit. Denn die Fahrbahndecke muss vervollständigt, Markierungen müssen aufgebracht werden. Schon längst müsste entschieden sein, wie es mit dem geplanten Fahrradstreifen weitergeht. Daran erinnerte der Leiter des Tiefbauamtes, Guido Mering, bereits Ende April im Stadtentwicklungsausschuss. Die Fraktionen hatten sich damals einstimmig zugunsten des Fahrrad-Schutzstreifens ausgesprochen.