Backhaus in Gruiten feiert Richtfest Geschichte geht bald auch durch den Magen

Haan · Am Freitagnachmittag wurde der feierliche Richtspruch gesprochen und der Rohbau des Backhauses in Gruiten gesegnet. Auch der anschließende Richtschmaus brachte viele Menschen zusammen.

Zimmermann Alexander Kusak sprach den Richtspruch. Links sein Mitarbeiter Till Roehnert.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Der Himmel war düster, behielt aber seinen Regen für sich, als sich zahlreiche Besucher auf dem Platz vor dem Haus am Quall versammelten, wo der jungfräuliche Rohbau des Backhauses sein Richtfest feiern durfte.

Die Idee, mit einem Backhaus das Dorf Gruiten und den Dorfanger zu bereichern, geht in den Herbst 2018 zurück. Schon damals gab es Überlegungen, die diskutiert wurden und ein positives Echo hervorriefen. „Lothar Weller begab sich auf Spurensuche nach Gruitener Backhäusern“, erzählte Claudia Köster, Vorsitzende des Fördervereins Haus am Quall, „denn in vergangenen Zeiten verfügten zahlreiche Höfe und Gebäude über Backhäuser, häufig auch für die gesamte Dorfgemeinschaft.“

Im April 2019 legte Weller seinen Untersuchungsbericht vor. Er hatte herausgefunden, dass es an fast der gleichen Stelle, wo jetzt das neue Backhaus errichtet wurde, bereits 1675 ein Qualler Backhaus gegeben hat. Diese Nachricht verlieh der Idee, ein Backhaus zu bauen, noch mehr Aufwind. „Wir stellten im August 2019 einen Bauantrag, der im Mai 2020 durch die Stadt Haan bewilligt wurde“, berichtete Claudia Köster.

Förderverein erhält während Feierstunde den Heimatpreis

Der Ausbruch von Corona stoppte allerdings zunächst alle weiteren Aktivitäten. Doch das Vorhaben lag dem Förderverein weiterhin am Herzen. So bewarb er sich im Juli 2022 mit diesem Projekt um den Heimatpreis der Stadt Haan. Die Bewerbung wurde angenommen und dem Förderverein wurde während einer Feierstunde der Heimatpreis verliehen. Natürlich waren diese 2.500 Euro nur ein kleiner Beitrag zu den rund 100.000 Euro, die der Förderverein Haus am Quall benötigt, um das Backhaus zu bauen und entsprechend einzurichten. „Im März 2023 starteten wir einen Spendenaufruf bei unseren Mitgliedern und bei mehr als 50 Haaner Firmen und Institutionen“, sagte Claudia Köster. Durch die zugesagten Spenden konnte im Oktober 2023 der Bau des Backhauses beginnen.

Bürgermeisterin Bettina Warnecke durfte den ersten Spatenstich vornehmen. „Ein Bautrupp mit Wolfgang Clevenhaus, Jürgen Maihofer, Udo Niemeier, Günther Wolf, Christian Bruch, Peter Krohm und Marian Zygadio hatte sich gefunden“, erzählte die Vorsitzende. Bagger, Trecker und Anhänger wurden organisiert. Am 26. Oktober wurde mit dem Erdaushub begonnen.

Eine Stunde später wurde er bereits wieder beendet. Der Bautrupp war nämlich auf ein altes Fundament gestoßen und die Baustelle wurde durch die Denkmalbehörde des Landschaftsverbands Rheinland stillgelegt und erst im Dezember wieder freigegeben. Die Arbeiten konnten also weitergehen und die Bodenplatte wurde betoniert. Aus den Kalkwerken Oetelshofen wurden vier Tonnen Bruchstein – von Hand sortiert – nach Gruiten transportiert, woraus der Sockel unter dem Fachwerk gemauert wurde. „Die Firma KA Holzbau-Elemente von Alexander Kusak, mit Till und Gunter Röhnert, fertigte parallel dazu nach unseren Planvorgaben die Fachwerkwände“, berichtete Claudia Köster. Riesige Eichenstämme wurden mit einem mobilen Sägewerk vor Ort zu Balken geschnitten. So konnten die Balken und das Dach fertiggestellt werden.

„Noch aber fehlen die Füllungen der Gefache mit Lehm, das kleine Häuschen mit dem Ofen und die innere Ausstattung“, so Köster. Und nicht nur das. „Trotz großzügiger Geld- und Sachspenden fehlen zur Fertigstellung noch circa 32.000 Euro“, verriet die Vorsitzende und fügte hinzu: „Wir sind aber zuversichtlich, dass sich diese Lücke in absehbarer Zeit schließen lässt.“

Richtfest bringt Lob
und die Menschen zusammen

So gibt es beispielsweise die Möglichkeit, Pate für die Gefache der Fachwerkwände zu werden. Während des Richtfestets hingen die Gefach-Pläne mit den jeweiligen Preisen aus. Der Richtspruch wurde von Alexander Kusak gesprochen, der dem Haus ein langes Dasein prophezeite und einen Toast aussprach. Im Anschluss warf er das Glas zu Boden, wo es unter lautem Beifall klirrend zu Bruch ging.

„Der Förderverein hat mit seinem Team einen ganz tollen Job gemacht“, sagte Bürgermeisterin Bettina Warnecke. Das Backhaus passe wunderbar ins Dorf. „Backen verbindet Menschen und schafft Erinnerungen.“ Der Richtschmaus brachte in jedem Fall viele Menschen zusammen.