Der Spatz braucht eine Hecke
Die Vögel finden in Haan zu wenig Nistmöglichkeiten.
Seit jeher pfeifen die Spatzen auch von den Haaner Dächern. Glaubt man Joop van de Sande, so könnte damit bald Schluss sein. Zumindest dann, wenn wir die geselligen Vögel ihrem Schicksal überlassen. Denn das hat sich in den vergangenen Jahren keineswegs zu Besseren gewendet.
Im Gegenteil: Auch in der Gartenstadt gibt es schon Gärten, in denen kaum noch ein Vogel singt. Ausgerechnet das Musikantenviertel sei so ein Ort, weiß Joop van de Sande. Gemeinsam mit seiner Frau Sigrid hat sich der Agnu-Mitstreiter dort umgeschaut.
Einer Anwohnerin war zuvor aufgefallen, wie still es morgens in den Straßen ist. Es war nahe liegend, die van de Sandes um Rat zu fragen — schließlich haben sie vor fünf Jahren das „Spatzenprojekt“ auf den Weg gebracht. Seither stehen die Haaner Haussperlinge unter aufmerksamer Beobachtung. Und Joop van des Sande weiß auch, warum im Musikantenviertel kaum noch Vogelkonzerte gegeben werden: „In vielen Gärten sind die Hecken verschwunden und stattdessen stehen dort nur noch Zäune.“
Die gefiederten Bewohner finden so kaum Schutz und auch das Futter wird knapp. Hinzu komme, dass immer mehr Dächer so zugebaut werden, dass darunter kaum noch Nistgelegenheiten zu finden sind. EU-Normen tun ihr Übriges — und wenn es so weiter geht, ist bald auch noch die letzte Dachritze verschwunden. Das alles führt dazu, dass nicht nur den Spatzen ein sicheres Dach über dem Kopf fehlt.
Auch andere Vögel werden zunehmend zur Obdachlosigkeit gezwungen. „Vögel sind ein Indikator für Umwelteinflüsse“, weiß Joop van de Sande. Verändert sich zu viel, suchen sie das Weite. Gibt es auch andernorts keine Möglichkeiten, um zu überleben, wird es bald nicht nur in den Städten immer stiller werden.
Dabei ist die Spatzengeschichte eigentlich eine Erfolgsstory. Immer wieder ist der Haussperling dem Menschen in sein Domizil gefolgt. Nun ist es ausgerechnet sein Begleiter, der dem Spatz das Leben schwer macht. Pflanzen werden schon vor dem Verkauf im Gartencenter mit Insektiziden besprüht. Und wo keine Insektenlarven zu finden sind, können Jungvögel nicht überleben.
Aber: Was den Haussperling betrifft, so können die Haaner Vogel- und Naturfreunde vorerst aufatmen. Auf bis zu 1100 Brutpaare schätzt Joop van de Sande die Population.