Geschäft feierte Fünfjähriges „Supernah“ hat sich in Gruiten bewährt

Haan · Der Supermarkt will mehr sein als ein Ort zum Einkaufen. Seit mittlerweile fünf Jahren hält das inhabergeführte Geschäft der schier übermächtigen Konkurrenz stand. Zeit für ein Zwischenfazit mit Betreiber Christopher Bartels.

Christopher Bartels führt nunmehr seit fünf Jahren den „Supernah“-Markt in Gruiten.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Wenn man sich mit Christopher Bartels für ein Pläuschchen an einen Tisch vor „seinem“ Supermarkt setzt, muss man mit einigen Unterbrechungen rechnen. Denn der Inhaber des Gruitener „Supernah“ kommt aus dem Grüßen und Tratschen eigentlich kaum mehr heraus. So gut wie jeden Kunden, der vorbeikommt, scheint der gelernte Veranstaltungskaufmann persönlich zu kennen. Nomen est omen: Nahbarkeit wird hier tatsächlich ganz groß geschrieben.

Und das seit nunmehr fünf Jahren. Am 7. Mai 2019 eröffnete „Supernah“ in den Räumlichkeiten einer ehemaligen Edeka-Filiale, die dem Lebensmittelkonzern zu klein geworden war. Vor ein paar Tagen hat Bartels mit seinen Kunden eine kleine Feier veranstaltet, mit Hüpfburg und Rabatten. Grund zum Feiern gab es allemal. Denn es ist keine Selbstverständlichkeit, dass sich ein Laden wie „Supernah“ über Wasser hält. Wie hat Bartels das geschafft?

Gegenüber anderen Anbietern grenzt sich der Markt ab

Der 37-Jährige grinst: „Ich bin ja nicht angetreten, um den Netto hier im Ort plattzumachen.“ Wichtig ist ihm: „Wir müssen uns gegenüber anderen Anbietern abgrenzen.“ Er zählt auf, was den „Supernah“ irgendwo zwischen Tante-Emma-Laden und „richtigem“ Supermarkt so anders macht. Eine übersichtliche Größe, ein Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit mit regionalen und Bio-Produkten, freundliche Mitarbeiter mit einem offenen Ohr für die Wünsche der Kunden. Dieser Supermarkt ist kein Discounter auf der grünen Wiese, bei dem jeder Einkäufer anonym bleibt, sondern so etwas wie ein sozialer Treffpunkt mitten im Ort.

25 angestellte Mitarbeiter hat Bartels aktuell, bis zu 36 waren es einmal zu Corona-Zeiten. „Damals hatten wir nach einem schleppenden Beginn auf einmal einen extremen Zulauf“, erinnert sich Bartels. „Es war aber keine Goldgräberstimmung, weil die Produktionskosten gleichzeitig stark gestiegen sind.“ Die enorm erhöhten Energiepreise bereiten ihm auch heute noch Kopfschmerzen. Doch Bartels hofft, dass der Höhepunkt bald erreicht ist.

Personalmangel ist immer
wieder ein Problem

Dann bereitet der Personalmangel immer wieder Probleme: „Die Bewerber stehen nicht gerade Schlange. Man muss jemanden kennen, der Bock hat, bei einem zu arbeiten.“ Aktuell hat deswegen etwa die Fleischtheke geschlossen, Fleischwaren gibt es nur fertig verpackt. In sechs bis acht Wochen, so hofft Bartels, kann er zumindest wieder eine Käse- und Wursttheke aufmachen. Allerdings hat sich der Fleischkonsum ohnehin in den letzten Jahren spürbar reduziert.

Zuletzt sind im „Supernah“ neue Kühlregale mit Smoothies, Sandwiches und Fertigsalaten aufgestellt worden. Und der Akzent auf saisonalem Obst und Gemüse ist eindeutig: Pilze vom Betrieb Marseille aus Leichlingen, Erdbeeren aus dem Ratinger Bauernladen Benninghoven oder Kartoffeln vom Gut Oben Erdelen in Mettmann. In der Bäckerei werden frischer Erdbeerkuchen und Haaner Karabusta-Café serviert.

Für das Markt-Modell
gibt es eine Nachfrage

Außerdem wird Nachhaltigkeit hier großgeschrieben. Kunden können ein Lastenfahrrad der Stadt ausleihen. Es gibt einen Lieferservice mit dem E-Auto. Bartels achtet darauf, so wenig Lebensmittel wie möglich entsorgen zu müssen. Und die Solaranlage, die er vor einem Jahr auf dem Dach installiert hat, deckt 40 Prozent seiner Stromkosten.

Dass der „Supernah“ bei manchen als teuer gilt, findet Bartels ungerecht. Denn den Grundstock seines Angebots bezieht er über einen Großhändler, der auch die Edeka-Märkte mit ihren „Gut&Günstig“-Produkten beliefert. Bei allem Idealismus, der Bartels dazu motiviert hat, das Wagnis eines eigenen Supermarktes einzugehen, hält er fest: „Wir sind eine Plattform. Wir wollen unsere Kunden nicht erziehen.“

Und das möchte der „Supernah“ auch weiterhin. Obwohl Bartels ein enormes Arbeitspensum von bis zu 14 Stunden pro Tag hat und oft auch sonntags im Einsatz ist, möchte er den Job nicht missen. Es gebe eine Nachfrage nach dem Modell – Bartels verweist auf die „Ihr Frischmarkt“-Filialen in der näheren Umgebung. Die 500 bis 600 Kunden, die täglich im „Supernah“ einkaufen, dürfen also beruhigt sein: Der Laden wird seine Stellung weiter halten.