Die Agnu richtet eine Wiese für Insekten her
Umweltschützer fördern Artenvielfalt auf sieben Hektar.
Haan. „Selbst für einen hartgesottenen Insektenforscher ist es unfassbar, in welchen Mengen sich die ersten ,eigenen’ Schmetterlinge auf der mit Regio-Saatgut eingesäten Fläche entwickeln.“ Armin Dahl, Insektenspezialist der Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt (Agnu) Haan ist begeistert vom ersten Erfolg auf der eingezäunten Fläche zwischen der im Bau befindlichen Niederbergischen Allee, der Hofschaft Kriekhausen und der Autobahn 46. Das etwa sieben Hektar große Areal hat die Agnu für zehn Jahre von der Stadt Haan gepachtet, um die ökologische Ausgleichsfläche für die durch den Technologiepark verursachten Eingriffe in die Landschaft zu entwickeln.
Im April haben die Naturschützer rund 280 Kilogramm regionales Saatgut — 45 Sorten Kräutern und 20 Arten Gräsern — ausgebracht. Ziel ist es, dort „artenreiches Grünland“ zu schaffen. „Wer Insekten haben will, muss blütenreiche Flächen haben“, erläuterte Dahl im Umweltausschuss. Auf dem früher von einer Baumschule genutzten Areal entdeckten die Agnu-Aktiven eine Feuchtstelle. Als die Drainage entfernt war, bildete sich rasch eine Wasserfläche. Vermutlich ist hier die Quelle des Mahnerter Baches.
Die Straßenböschung der Niederbergischen Allee hat eine besondere Bedeutung: Sie bietet auf etwa einem Kilometer Länge südexponierte Flächen. Durch den warmen Mai sei die Vegetation „förmlich explodiert“. Über den Blüten flattern tausende von Kohlweißlingen. Haben sich erst einmal die gesäten Pflanzen entwickelt, sollten sich viele andere Schmetterlingsarten einfinden. Ein Krefelder Entomologe hilft den Naturschützern beim Monitoring.
Die Agnu hat einen Landwirtschaftsbetrieb gegründet. Das Grünland soll durch Lohnunternehmer oder mit technischer Hilfe der Biologischen Station Bruchhausen bewirtschaftet werden. „Es soll eine der besten Wiesen im Kreis Mettmann werden“, hat sich die Agnu vorgenommen.
„Es gibt einen Feldzug gegen den von der Stadt errichteten Zaun“, sprach Armin Dahl einen Negativpunkt an. Mehrfach schon seien Zaunpfähle aus dem Boden gerissen und ins Gelände geworfen worden — eine Gefahr für Mähmaschinen. Jetzt setzt der Betriebshof massive Metallpfosten. „Wir sind froh, dass wir Partner geworden sind“, begrüßte Haans Baudezernent die Kooperation. Die Agnu habe im bisherigen Planungsverfahren stets kritisch die Interessen des Naturschutzes — Lebensraum für Kiebitz und Feldlerche — vertreten. Sie erhält 300 Euro pro Hektar und Jahr. Bei der Mahd werden jeweils einige Tonnen Heu zusammenkommen, die verkauft werden und laufenden Kosten decken helfen. Andreas Rehm (GAL) wertete das Projekt als positiv und merkte an, das sei „ganz kleines Geld für so eine Ausgleichsfläche“.