Jugendliche schmeißen Riesenparty
Drei Tage lang haben die Young Americans mit Kindern von vier weiterführenden Haaner Schulen ein Programm erarbeitet.
Haan. Melin rennt aufgeregt durch das Foyer des Konzert- und Theaterhauses Solingen, dicht im Gefolge: ihre zahlreichen Freundinnen. Alle tragen Einheitskleidung: weiße T-Shirts mit dem Aufdruck „Young Americans“, blaue Jeans. „Ich bin sooooo aufgeregt“, jauchzt die Elfjährige. Ihre Stimme überschlägt sich fast. „Wir sind jetzt endlich gleich dran, man, das ist so toll hier!“ Sie umarmt ihre Freundin, alle hüpfen wie Bälle auf und ab.
Es ist Pause, die Besucher nutzen sie, um etwas zu trinken, Luft zu schnappen, sich über erste Eindrücke auszutauschen. Denn zuvor haben die Young Americans, eine rund 30-köpfige Truppe aus jungen, hauptsächlich amerikanischen Studenten, in knapp einer Stunde beeindruckend gezeigt, was sie alles können: von Breakdance über Samba, von Klassik bis Popgesang, Instrumente spielen, Schauspiel, Pantomime und: strahlen. Diese dynamische Truppe verkörpert Lebensfreude, Leidenschaft und Leichtigkeit, Zusammenhalt und Gleichberechtigung. Es gibt keinen Leader, keinen Vortänzer, niemanden, der etwas besonders gut kann — alle glänzen in ihrem ganz persönlichen Dasein, jeder hat mal seinen großen Augenblick beim Sologesang, bei Hip Hop-Einlagen, beim Schlagzeugsolo, dann sind alle wieder eins.
Seit 2000 reisen die Young Americans mit ihrem dreitätigen Workshop durch Europa, seit zwei Monaten sind sie ununterbrochen auf Tour, besuchen Wochenende für Wochenende Schulen, um den Schülern den Weg in die eigene Kreativität zu ebnen, sie Teil werden zu lassen dieser großen, fröhlichen und erfrischenden „Familie“. „Sie sind so voll nett“, sprudelt es aus Melin hervor, Aurora nickt aufgeregt, „Ja vor allem die Julissa und der George, der hat sooo tolle Augen!!!!“ Melin springt sofort darauf an. „Ja, wir holen uns nachher noch seine Handynummer.“ Vahide strahlt ebenfalls. „Die Workshops, die waren voll krass, haben voll Spaß gemacht.“
Nur wenige Minuten später ist es soweit, der Vorhang geht auf: weit mehr als 100 Kinder stehen auf der Bühne, tanzen synchron zu Technobeats und HipHop-Musik, ganz unauffällig haben sich die Young Americans darunter gemischt, leiten und lenken nahezu unsichtbar mit wenigen Handzeichen. Melin tanzt ganz vorne in der ersten Reihe, sie ist hochkonzentriert, die einstudierten Schrittfolgen klappen super, sie wird zunehmend lockerer und mutiger, nimmt Augenkontakt zum Publikum auf, fängt an zu improvisieren, erste Schweißperlen laufen über die Stirn. In kleinen Gruppen haben die Schüler individuelle Nummern einstudiert, eigene Choreographien und sogar Songs entworfen. Und: Viele wachsen über sich hinaus, die Kleinen und die Großen, sie trauen sich in dem großen Konzertsaal vor Freunden, Lehrern, Familie, kurze Solonummern zu zeigen, als Sänger, Breakdancer oder Schauspieler. Es ist ein Fest, eine große, die die vielen Protagonisten gemeinsam auf die große Bühne des Theaters bringen. Immer wieder steht das Publikum auf, jubelt, applaudiert, tanzt mit. „Es ist genau das, worum es uns mit diesem Projekt geht“, erklärt der Europaleiter der Young Americans, „wir lassen die jungen Menschen ihre eigene Kreativität und Kraft entwickeln, ganz aus sich heraus. Und, wir schaffen etwas gemeinsam, wir sind gemeinsam stark, das sind unfassbar wichtige Erfahrungen fürs Leben.“