Die Belfiores — seit 50 Jahren Haaner
Die italienische Familie feiert ein rundes Datum: 1965 kamen Lino und Pablo an. Lange betrieben sie das „Arlecchino“.
Der Ätna brodelt und zischt in Sichtweite. Schon etliche Male zerstörte sich ein glühender, stinkender Lavastrom die sizilianische Ortschaft Bronte. Kleingekriegt hat der Vulkan Brontes Bürger aber nie — immer wieder haben sie ihren Ort aufs Neue aufgebaut. Hier wurde 1946 Illuminato, genannt: Lino, Belfiore, geboren.
Und irgendwie hat der kleine Lino damals viel von der Unerschütterlichkeit und der Energie aus Bronte mitgenommen. Über Argentinien nach Deutschland, nach Haan. Heute ist der 69-Jährige, der vor 50 Jahren als Gastarbeiter kam, Haan sah, Haan zu lieben lernte und blieb, immer noch jemand, der nicht still sitzen kann. Wenn es Ehefrau Ninfa zu viel wird, brät sie ihrem Mann ein Steak. Das beruhigt ihn, zumindest kurzzeitig.
Die beiden leben zusammen mit der Familie des sechs Jahre jüngeren Bruders Pablo in der Kölner Straße. Jedenfalls im Winterhalbjahr. Von Juni bis November wohnen die Belfiores im sizilianischen Küstenort Trappeto. „Aber ein Land ist uns als Heimat nicht genug“, sagt Lino Belfiore. So wie die gleißende Sonne und das Meer in Sizilien liebt er die kalten Winter in Haan, am Kamin: „Das ist schön gemütlich.“
Die Vokabel passt gar nicht zu seinem Leben. Denn davon hatte er eigentlich immer zwei: Tagsüber arbeitete er jahrelang bei Henkel — zunächst in der Ingenieurs-, später der IT-Abteilung. Abends verwöhnten Lino, Pablo, die beiden Ehefrauen im legendären Restaurant Arlecchino die Haaner. Gutes Essen und italienische Herzlichkeit füllten über Jahre hinweg ihr Lokal. „Anfangs wussten wir ja gar nichts von der Gastronomie — und dachten, das ist, als würden wir zu Hause kochen“, gibt Belfiore zu und lacht. Wo sich so mancher Deutsche einen Kopf gemacht hätte und dann zurückgeschreckt wäre, halfen ihm seine Unbekümmertheit und die zupackende Art. Kurz vor der Eröffnung kaufte er noch rasch einen Herd fürs Arlecchino. Ansonsten wäre man halt nur mit dem selbst gezimmerten Pizza-Ofen gestartet. Stammgäste des Arlecchino erinnern sich noch heute gern an Wolfgang, den blonden, deutschen Koch. „Anfangs haben wir den immer versteckt, weil wir dachten, die Gäste wollen Italien pur“, sagt Belfiore. Dann aber schmeckte es den Kunden so gut, dass sie den Abend mit der Frage begannen: „Ist Wolfgang in der Küche?“