Die Kirmes wächst mit Muskelkraft
In der Haaner Innenstadt werden seit gestern die Großfahrgeschäfte aufgebaut, unter anderem das Riesenrad auf dem unteren Neuen Markt und die Achterbahn „Wilde Maus“ in der Rathauskurve.
Haan. In schwindelerregender Höhe werden ab Samstag die Achterbahnwagen der „Wilde Maus“ mit sicher angeschnallten Fahrgästen durch die Luft flitzen. Noch befinden sich die Wagen allerdings auf einem Lkw und die Menschen, die jetzt schon auf dem Gerüst herumklettern, sind die Mitarbeiter der Schaustellerfamilie Barth. Zwei Tage braucht das Team von sechs Leuten, um die Familienachterbahn aufzubauen. Besitzer Rudolf Barth steuert den Kran, mit dem die Gerüstteile zu den Arbeitern gehoben werden. Der Aufbau auf dem Parkplatz des Rathauses ist harte Arbeit, aber Routine. „Hier in Haan weiß man, dass es ziemlich eng ist. Rechts und links gibt es zwei Bäume, da muss ich ganz knapp einbauen. Aber da ich mein Geschäft kenne, ist das kein Problem“, sagt Barth.
Einen Tag hat der Schausteller für „das Grobe“ eingeplant, also die Kranarbeit. „Der Rest ist Schrauben anziehen, Kabel verlegen, Licht auswechseln, abwaschen, Probefahrt und gucken, ob die Bremsen alle in Ordnung sind.“ Auf dem Marktplatz rangieren derweil Dutzende Lkw. Das Riesenrad „Jupiter“ steht schon zur Hälfte. Aus 50 Metern Höhe können Besucher an den Kirmestagen darauf die tolle Aussicht genießen.
Besonders spannend wird es, als der Transporter, der „Apollo 13“, eine gigantische Schleuder, geladen hat, seinen Stellplatz einnimmt. Denn der befindet sich dort, wo sonst der Brunnen steht. Das Wasser wurde abgelassen, der Brunnenrand entfernt. Damit der Lkw die Stelle überqueren kann, werden die runden Steine, auf denen Kinder im Sommer trockenen Fußes quer durch den Brunnen laufen können, eng zu einer schmalen Reihe zusammengeschoben. Geduld und Kraft sind gefragt. Immer wieder müssen die Steine neu angeordnet werden, mehrere Male bleibt der Transporter stecken.
Rainer Skroblies, Leiter des Ordnungsamtes und Kirmesorganisator, behält den Überblick. „Wir setzen darauf, dass die Schaussteller sich untereinander verständigen. Also dass die Reihenfolge passt, wer wann zuerst reinfährt“, erklärt er. Die Aufbautage sind für Skroblies noch einmal spannend. Dann entscheidet sich, ob bei seiner Kirmesplanung alles gestimmt hat und der Vorfreude auf die Kirmestage nichts mehr im Wege steht: „Wenn die großen Geschäfte alle an Ort und Stelle stehen, dann fällt einem schon ein Stein vom Herzen“, stellt Skroblies fest.
Samstagvormittag folgt noch die Endabnahme, bevor das bunte Treiben um 14 Uhr losgehen kann. Klaus Kappert von der Feuerwehr Haan überprüft, ob die Abstände zwischen den Fahrgeschäften, aber auch zu den Häusern eingehalten werden. „Meine Aufgabe ist es, sicherzustellen, dass unsere Rettungswege noch frei und erreichbar sind“, erklärt Kappert. Die Feuerwehr arbeitet bei der Kirmes mit einer Anhängerleiter. Um sie im Ernstfall transportieren zu können, brauchen die Einsatzkräfte Platz.
Konni Ruppert misst noch mal nach. Mit Kreide malt er die Maße seines Stellplatzes auf den Boden. Der Schausteller koordiniert den Aufbau des Hochgeschwindigkeitskarussells. „Der Kick ist, dass sich die Radscheibe im Uhrzeigersinn dreht, wir die Gondeln aber auch gegensteuern können. Und dazu kommt noch die Schräglage mit 13 Metern Höhe“, erklärt Ruppert. Zwei Tage braucht er mit seinem Team für den Aufbau, dann können die Besucher kommen.