In den Unterkünften herrschen klare Regeln

Nicht selten kommt es in den Heimen zu Missverständnissen.

Foto: Staschik

Hilden. In den Hildener Flüchtlingsunterkünften treffen viele Nationalitäten aufeinander, die sich miteinander arrangieren und gleichzeitig im neuen Heimatland integrieren müssen. Sie bringen eigene Wertvorstellungen aus der Heimatkultur mit — nicht selten kommt es zu Missverständnissen. Wenn es mehr ist als das, greift die Stadt durch. Wie Anfang der Woche, als ein 21-Jähriger nicht akzeptieren wollte, dass eine 17-Jährige kein Interesse an seinen Annäherungen hatte. Es kam zu einer Prügelei mit einem Mann, der der Frau zur Hilfe eilte. Die Polizei wurde sofort alarmiert, der Aggressor musste umziehen. „Da geht der Opferschutz vor“, sagt die Flüchtlingsbeauftragte Michaela Neisser. „Nein heißt in Deutschland Nein. Wer sich nicht daran hält, muss mit den Konsequenzen leben.“ Eine Haltung, die Bürgermeisterin Birgit Alkenings ausdrücklich unterstützt.

Neisser muss klare Kante zeigen, um Integration möglich zu machen, aber auch um Verstößen vorsorglich entgegen zu wirken. Gemeinsam mit Sportvereinen, Schulen, Ehrenamtlern, Polizei, und Organisationen setzt sie auf Regeln und Werte. In allen Großunterkünften gibt es daher einen Sozialarbeiter, eine Hausordnung. Schon im Willkommensflyer der Stadt sind die grundlegenden Regeln für das Zusammenleben aufgeschrieben. Auch die Begegnungscafés seien wertvoll für den Austausch von Hildenern und Flüchtlingen. „Das Grandiose an dieser Stadt ist, dass alle an einem Strang ziehen“, lobt Neisser.

Bei Zwischenfällen wird die Flüchtlingsbeauftragte deutlich: „Hier gelten die deutschen Werte, und die setzen wir auch konsequent durch“, sagt sie. Wer hier lebt, müsse sich anpassen. Ihrer Erfahrung nach wollen Asylsuchende aber genau diese Werte erlernen. Sie seien auch ein Grund, weshalb sie sich für ein in Leben Deutschland entschieden hätten. „Vieles muss man trotzdem mehrfach erklären“, sagt sie. Dass die Schule um 8 Uhr morgens beginnt, sei schwer zu vermitteln. Jemanden anzulächeln und ihm dabei direkt in die Augen zu blicken, gelte in arabischen Ländern beispielsweise als Anmache, in Deutschland als höflich. Neisser erinnert sich auch an einen Syrer, der in der Unterkunft aufgebracht vor ihr stand, weil ein Inder von der Dusche nur mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet ins Zimmer kam. Zu erklären, dass das in Deutschland normal ist, — auch das gehört dazu. tak/gök