Ins Denkmal soll Leben einziehen

Unternehmer D. Maslowski will das ehemalige Mädchenwohnheim renovieren.

Foto: Ralph Matzerath

Haan D. Maslowski liebt es, alte Häuser zu restaurieren. Und er liebt schwierige Aufgaben. Deshalb hat der Haaner vor drei Jahren das ehemalige Arbeiterinnen-Wohnheim der Firma Jung & Simons an der Elberfelder Straße 56 gekauft. 1899 wurde es errichtet. Die Jahreszahl steht noch im Giebel. Das Haus ist heute ein Denkmal und Zeugnis der Industriegeschichte.

Mehr als 25 Jahre lebte und arbeitete hier der international bekannte Konzeptkünstler Klaus Rinke. Von 1974 bis 2004 war er Professor für Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Bekannt ist sein „Zeitfeld“ aus Bahnhofsuhren für den Düsseldorfer Volksgarten schuf. Haan war für Rinke ein besonderer Ort. Hier entstand ein Gutteil seiner Kunst. Hier war sein Zuhause, wenn er zwischen Paris und Los Angeles pendelte.

Maslowski war das schöne alte Haus im Vorbeifahren aufgefallen. „Eines Tages sah ich Rinke, er war ja bekannt, hielt an und sprach ihn an“, erinnert er sich: „Rinke sagte: Ruf mich an.“ Das tat der Unternehmer. Beide kamen ins Gespräch („Er hat mir erzählt, dass ihn Joseph Beuys häufig besucht hat“) und dann ins Geschäft. Maslowski kaufte Rinke das Gebäude ab, obwohl dieser es zuvor noch hatte unter Denkmalschutz stellen lassen.

Jetzt plant er die Renovierung. Im Erdgeschoss (etwa 200 Quadratmeter) mit alten Guss-Säulen und hohen Fenstern könnte eine Gastronomie entstehen. Hinter dem Haus wäre Platz für einen großen Biergarten mit Bühne und rund 25 Parkplätzen. Im ersten Stock kann sich der Investor Büros vorstellen — unter dem Dach eine Penthouse-Wohnung: „Ich suche Mieter.“ Das Haaner Büro Siebel (alte Pumpstation) soll ihn bei der Umsetzung unterstützen. Wirtschaftsförderer Elmar Jünemann ist froh, dass jemand das Denkmal wiederbeleben will.

Denn es steht auch für ein Stück Haaner Industriegeschichte. Auf der anderen Seite der Elberfelder Straße errichtete die Firma Jung & Simons aus Elberfeld 1867 die erste mechanische Weberei in Haan. Hergestellt wurden hauptsächlich baumwollene und halbbaumwollene Futterstoffe, berichtet der Historiker Harro Vollmar. 1885 waren dort 322 Webstühle in Betrieb. Viele Haaner gaben ihre Heimarbeit am Webstuhl auf und gingen in die Fabrik.

Noch im Gründungsjahr baute Jung & Simons den erste Haaner Gasometer zur Lichtversorgung. Die Webstühle wurden von einer Dampfmaschine mit Kesselhaus angetrieben.Der Betrieb nutzte das Wasser des regulierten Hühnerbachs in der Nähe.