Die Vorleser von Haan
Im Rahmen des Haaner Sommers wurde am Mittwoch für Kinder ein Hörspiel aufgeführt.
Haan. Ein altes Wrack, viel Gold und ein großes Geheimnis: Das ist der Stoff, aus dem das Abenteuer der drei Jungen Justus, Bob und Peter gestrickt ist. Natürlich lösen sie den Fall — schließlich sind sie die Helden der Buch-Reihe „Drei Fragezeichen Kids“ — quasi die Mini-Ausgaben der „Drei Fragezeichen“-Hörbuch-Protagonisten.
Beim Haaner Sommer wurde die Geschichte am Mittwoch mit verteilten Rollen vorgelesen. Bereits eine halbe Stunde bevor es beginnt, sitzen die Vorleserinnen zusammen und diskutieren letzte Feinheiten. „Ich finde, wir sollen nicht Tante Thilda sagen, sondern Tante Mathilda — das hört sich besser an“, sagt Ursel Ney.
Die englischen Namen der Figuren plagen die Frauen. Sollen sie bei der Originalaussprache bleiben, oder die Namen doch lieber eindeutschen? Sie diskutieren. „Wir müssen uns nur einig sein“, sagt Ney. Die 62-Jährige spricht die Rolle der Julia Jenkins.
Manche der fünf weiteren Frauen haben gleich mehrere Rollen übernommen.
Alle sechs Frauen engagieren sich ehrenamtlich als Vorlesepaten oder sind im Programm „Mentor — Die Lesehelfer“ aktiv. Organisiert wurde die besondere Lesung von der Stadtbücherei. Hauptanliegen ist laut deren Leiter Roman Reinders die Leseförderung von Kindern.
Zum ersten Mal trägt die Stadtbücherei in diesem Jahr zum Programm des Haaner Sommers bei. „Das würden wir gerne dauerhaft machen“, sagt Reinders. Auch Gudrun Obermeier von Mentor ist überzeugt von dem Konzept. Sie würde es gerne ausweiten: „Vielleicht eine Hörspiel-AG. Dann aber mit mehr Kindern“, sagt sie.
Lucio Droettboom (12), Pia (12) und Tim Weiler (10) lesen die Rollen der drei Hauptdarsteller. Kurz bevor es losgeht, wirken die drei noch ziemlich gelassen angesichts der vielen Stuhlreihen vor der Bühne, auf der sie gleich sitzen werden. Für Pia das Schlimmste, das geschehen könnte: „Dass ich rot werde. Das passiert mir immer.“ Lucio hingegen hat — wohl wie alle Vorleser — Angst vor einem Versprecher. Alle haben in den Wochen zuvor ihre Texte immer wieder zur Übung gelesen.
Dreimal wurde der Auftritt gemeinsam geprobt, der für die Bühne gekürzt und etwas umgeschrieben wurde. „Damit es nicht zu lang wird“, sagt Hannelore van den Brandt: „Irgendwann können die Kinder nicht mehr zuhören.“ Letztendlich wurde die Lesung für eine Stunde konzipiert.
In zehn Minuten soll es losgehen. Nervös blickt Heike Droettboom auf die Uhr: „Wäre schön, wenn noch ein paar Kinder kommen.“ Doch die Sorge ist unbegründet. Allmählich wandern Zuhörer ins Zelt. Dann geht es los. Stürmischer Wind pfeift durch die Lautsprecherboxen durch das Zelt am Neuen Markt. Das Abenteuer hat begonnen.