Ein Spiel mit Euro und Cent
Die Schuldnerberatung will Kindern spielerisch Finanzkompetenz vermitteln. Sie suchen günstige Butter, Handyverträge und besuchen eine Bank.
Haan. Die Verschuldung bei Jugendlichen wächst von Jahr zu Jahr. Gemessen an der Konsumkraft hat diese Altersgruppe jedoch eine eher geringe Finanzkompetenz. Dem will die Schuldnerberatung der Caritas mit ihrem Projekt entgegenwirken. Am Dienstag startete in Haan am Flemingtreff eine Finanzrallye.
Zehn Mädchen aus dem Flemingtreff und vom benachbarten Awo-Haus für Familien am Bandenfeld sitzen bei der Vorbesprechung der Aufgaben gemeinsam am Tisch. Nicole Hafner von der Schuldnerberatung der Caritas, die das Projekt leitet, erklärt den Teilnehmerinnen, alle im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren, den Ablauf: „Jede Gruppe erhält ein Aufgabenblatt. Es gibt mehrere Stationen, die Ihr besuchen werdet.“
Auf dem Plan stehen zwei Geldinstitute, ein Versandhaus, zwei Handy-Anbieter, ein Warenhaus und ein Supermarkt. An jeder Station müssen die Mädchen Fragen beantworteten. So lautet beispielsweise eine der Aufgaben im Lebensmittelmarkt, den Preis für die teuerste und die günstigste Butter zu ermitteln. In der Bank sollen sich die Kinder erkundigen, welche Kosten durch ein Konto entstehen können — und sie sollen diese Kosten bei den verschiedenen Anbietern vergleichen. Zudem sollen die Teilnehmer herausfinden, ab wann man ein Konto überziehen und wie teuer das werden kann.
„Wir haben festgestellt, dass viele der Jugendlichen recht wenig über den Umgang mit Geld wissen“, sagt Sylvia Maral vom Nachbarschaftstreff im Haus für Familien. „Das merken wir, wenn wir den Kindern Rechenaufgaben mit Euro und Cent stellen, aber auch, wenn wir nachfragen, was man für eine bestimmte Summe erwerben kann. Sie haben oft kein Gefühl dafür, was sie für zehn Euro wirklich kaufen können.“
Um die Kinder für den Umgang mit Geld im Alltag fit zu machen, wird der Einkauf für Projekte, wie Kochen oder Backen, im Haus für Familien inzwischen gemeinsam erledigt.
„Es gibt ein Budget und damit muss man auskommen“, sagt Maral. Weitere Fähigkeiten soll nun die Finanzrallye vermitteln. Die Mädchen sind inzwischen beim Versandhaus angekommen, sie gehen ihre Aufgaben mit großem Eifer an und stellen der Inhaberin Petra Zarbo ihre Fragen zu Versandkosten, Ratenzahlungen und Zinsen, die Zarbo geduldig beantwortet.
„Man muss sich nach den Versandkosten erkundigen und auf jeden Fall Preise vergleichen“, das ist die Erkenntnis, die die zwölfjährige Mehtap an dieser Station zusammenfasst. Zudem hat sie soeben erfahren, dass für Ratenzahlungen auch zusätzliche Zinsen anfallen. „Wichtig ist, dass die Teilnehmer wissen, dass man für Geld etwas tun muss — und vor allem müssen sie sich bewusst machen, dass die Geldmenge, die zur Verfügung steht, begrenzt ist“, sagt Nicole Hafner.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Schuldnerberatung der Caritas ein solches Projekt anbietet. Hafner: „Eine Finanzrallye veranstalten wir meist auch im Rahmen der Stadtranderholung. Da sind dann auch mehr Jungs mit in den Gruppen.“