Eltern sehen Gesamtschule kritisch
Nicht gegen die neue Schule wendet sich der Protest. Die Umsetzung scheint vielen mit der „heißen Nadel“ gestrickt“.
Haan. Doris Weidner und Andrea Birlenbach liegt es fern, „jemandem auf die Füße zu treten“. Was den beiden engagierten Müttern vor allem am Herzen liegt, ist das Wohl der Kinder. Und das sehen sie durch die derzeitige Planung gefährdet, eine Gesamtschule zum Schuljahr 2017/18 und Haupt- und Realschule dann auslaufen zu lassen. Doris Weidner und Andrea Birlenbach sind beide in der Schulpflegschaft an der Realschule aktiv. War in einer Sitzung noch von der Idee zu einer Gesamtschule die Rede, wurde in der darauffolgenden Sitzung bereits über den Ratsbeschluss informiert. Viele Eltern fühlten sich vor vollendete Tatsachen gestellt.
Doris Weidner und Andrea Birlenbach begannen Informationen zu sammeln. Zwar wurden Eltern im Vorfeld gefragt, was sie von einer Gesamtschule in Haan halten würden, aber eben nur die Eltern der Zweit- und Drittklässler. Auch zu den Infoveranstaltungen rund um das Thema Gesamtschule wurden nur Grundschuleltern eingeladen. „Wir sind als Eltern natürlich erst einmal an die Schulen gegangen und haben auch bei der Schulpflegschaft nachgefragt“, erzählt Doris Weidner.
Denn eine Umstellung des bisherigen Schulsystems, das viele Haaner als „Rundum-Sorglos-Paket“ sehen, auf das von Gesamtschule und Gymnasium warf viele Fragen auf, Fragen, die diesen Eltern bisher niemand beantwortet hat. Wird es genügend Schüler geben, damit die gymnasiale Oberstufe ausreichend besetzt werden kann?
Werden die guten Förderungen, die die Hauptschüler durch Kooperationen mit den Haaner Unternehmen genießen, auch in einer Gesamtschule weiterlaufen? Wie sollen die auf 20 Schüler ausgelegten Räume des Schulzentrums für die mit 30 Schülern plus Inklusionspersonal besetzten Klassen der Gesamtschule ausreichen? Beunruhigt, da es offenbar weder ein Konzept, noch eine Schulleitung, noch Lehrer für die geplante Gesamtschule gibt, haben Doris Weidner und Andrea Birlenbach eine Unterschriftenaktion gestartet, um die Umstellung vorerst zu stoppen. Dabei sind sie nicht nur auf viele offene Türen gestoßen, sondern auch auf viele betroffene Eltern, die entweder überhaupt nicht oder falsch informiert sind. „Kinder, die das Gymnasium nicht schaffen, können künftig nicht auf die Gesamtschule wechseln, sondern müssen auf eine Realschule irgendwo im Kreis gehen“, weiß Andrea Birlenbach. Der Wechsel vom Gymnasium auf die Gesamtschule ist von der Schulprozessordnung nicht vorgesehen. „Da müsste erst das Gesetz geändert werden“, erklärt Doris Weidner.
Die Mütter haben längst Unterstützung von einem ganzen Team Haaner Bürger erhalten. Seit Anfang der Sommerferien werden Unterschriften gesammelt. „Wir haben schon über 500 zusammen“, freut sich Andrea Birlenbach.