Flüchtlinge in Halle Adlerstraße

Montagabend werden 150 Asylsuchende erwartet. Die Bezirksregierung hat die Stadt gestern um Hilfe gebeten.

Foto: Olaf Staschik

Haan. Es war eine der letzten Amtshandlungen von Bürgermeister Knut vom Bovert. Vor 14 Tagen hatte er Anweisung gegeben, die Sporthalle Adlerstraße zu sperren und als Notunterkunft für Flüchtlinge herzurichten. Dann ging vom Bovert in Urlaub — bis zum Ende seiner Amtszeit (20. Oktober). Seine Stellvertreterin Erste Beigeordnete Dagmar Formella hob die Verfügung wieder auf, weil kein Amtshilfeersuchen vorlag und sie die wichtige Hallen den Sportlern nicht ohne Not vorenthalten wollte.

Gestern geschah dann, was viele erwartet hatten. Gegen 14 Uhr ging das S.O.S. aus dem Krisenstab der Bezirksregierung Düsseldorf per Mail im Haaner Rathaus ein. „Montag ab 18 Uhr müssen wir 150 Flüchtlinge aufnehmen“, bestätigt Formella. Die Halle Adlerstraße, die modernste und größte Sporthalle der Gartenstadt, ist bis auf weiteres für den Sport gesperrt.

Bereits gestern Mittag unmittelbar nach dem Amtshilfeersuchen begannen Mitarbeiter des Bauhofs, der Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks und anderer Organisationen den Hallenboden abzudecken und Feldbetten aufzubauen. Das notwendige Material liegt parat, ein Bereitschaftsdienst ist eingerichtet worden. „Die Halle kann in 24 bis 48 Stunden für die Aufnahme der Flüchtlinge hergerichtet werden“, so Formella: „„Ich bin so froh, dass wir uns vorbereitet haben. Dank an das ganze Team.“

Haan war bislang die letzte kreisangehörige Stadt ohne Notunterkunft. Die Kommune nimmt hier im Auftrag der Bezirksregierung Asylsuchende provisorisch auf, bis sie registriert sind. Dann werden sie auf andere Kommunen und Bundesländer verteilt. Nach Auskunft von Wirtschaftsförderer Elmar Jünemann, der zum Krisenstab der Stadtverwaltung gehört, helfen Technisches Hilfswerk, Caritas und Rotes Kreuz bei der Ausstattung und Betreuung der Flüchtlinge.

Friederike von Wiser, Leiterin des städtischen Gymnasiums, und ihr Team haben sich schon Gedanken gemacht, wo der Schulsport stattfinden könnte. Der Haaner Turnverein hat Zeiten in der vereinseigenen Halle angeboten.

Für den HTV, den TSV Gruiten und besonders für die Unitas Haan ist die Sperrung der Dreifachturnhalle eine Hiobsbotschaft und nur schwer zu ersetzen, sind sich HTV-Vorsitzender Holger Weiss und Herbert Raddatz, Vorsitzender des Haaner Sportverbandes, einig. Haan hat aktuell (Stand: 15. Oktober) 422 Asylsuchende aufgenommen. 319 leben in Übergangsheimen, 58 in Wohnungen. Rund 50 Prozent kommen aus Balkanländern mit einer minimalen Chance auf Anerkennung als Asylberechtigte.

Um zusätzliche Plätze für noch mehr Asylsuchende zu schaffen, hat die Stadt vor kurzem das Rockwell-Gebäude in Gruiten für 1,5 Millionen Euro gekauft.