Flüchtlinge verstärken die Jugendfeuerwehr

Die drei Asylsuchenden aus Mali und Guinea sind sehr wissbegierig und ernten bereits Lob.

Foto: Köhlen

Hilden. Als der Hildener Feuerwehr-Chef Hans-Peter Kremer erfuhr, dass aus einer 18-köpfigen Besuchergruppe drei junge Männer großes Interesse an einem Eintritt in die Jugendfeuerwehr geäußert hatten, war das zunächst wohl kein Anlass, um in Euphorie zu verfallen. „So etwas hören wir öfter, und dann kommt trotzdem häufig niemand“, erklärt Kremer. Doch diesmal sollte es anders laufen: Baillo Bah, Oumar-Adam Maiga und Alpha Diallo (inzwischen alle 17 Jahre alt) standen im Herbst, kurz nach der vom Amt für Soziales und Integration organisierten Besichtigung, wieder vor den Toren der Feuerwache.

„Das ist mit die beste Erfolgsquote, die wir nach solchen Führungen hatten“, freut sich Kremer über den unerwarteten Zuwachs für die Jugendabteilung — und spart nicht mit Lob: „Sie sind sehr wissbegierig, mit Herzblut bei der Sache und lernen schnell.“ Auch die deutsche Sprache komme den drei Asylsuchenden nach und nach leichter über die Lippen.

„Es macht uns großen Spaß, hier zu sein“, gibt Baillo Bah das Kompliment zurück. Im vergangenen Jahr hatte er seine Heimat Guinea verlassen und sich allein, ohne seine Familie, auf den langen, beschwerlichen Weg nach Europa gemacht. Im westafrikanischen Land, das in diesem Jahrzehnt durch die Ebola-Epidemie in die Schlagzeilen geriet und als Ort gewaltsamer Auseinandersetzungen zwischen Clans und unterschiedlichen ethnischen Gruppen gilt, hatte er keine Zukunft mehr gesehen. Gleiches gilt auch für seinen Landsmann Alpha Diallo, der seit acht Monaten in Hilden lebt. Der Dritte im Bunde, Oumar-Adam Maiga, floh vor eineinhalb Jahren aus Mali. Terroristische Anschläge und erbitterte Kämpfe zwischen Regierung und Aufständischen erschüttern den bettelarmen Staat in der Sahelzone. Fragt man Oumar-Adam nach seinem größten Wunsch, kommt ihm sofort das Wort „Freiheit“ über die Lippen. Die beiden Leidensgenossen pflichten ihm bei.

Kennengelernt hatten sich die jungen Männer, die alle unbegleitet nach Deutschland gekommen waren, erst in Hilden bei Besuchen in einem Jugendtreff. Alle Drei leben in Wohngruppen im Kreis Mettmann. Zur Jugendfeuerwehr kommen sie einmal pro Woche — immer donnerstags zwischen 18 und 20 Uhr. Dort lernen sie, was ein Hydrant ist, über welche technische Ausstattung die Fahrzeuge der Feuerwehr verfügen, wie der Sprechfunk funktioniert — und üben auf dem großen Hof der Wache Löscheinsätze.

Selbst ausrücken können die eifrigen Jugendlichen zwar noch nicht: Für Oumar-Adam Maiga jedoch ist klar: „Ich möchte Menschen helfen.“ Und Alpha Diallo bekräftigt: „Ich würde später gerne die Ausbildung bei der Feuerwehr machen.“ Eine Laufbahn bei der Berufsfeuerwehr ist zwar derzeit nicht möglich — sie erfordert den Abschluss in einem handwerklichen Beruf und die Staatsbürgerschaft eines EU-Mitglieds. Aber bei der freiwilligen Feuerwehr — dem Rückgrat der Berufsfeuerwehr — sind die drei jungen Männer hoch willkommen. Und zumindest dieser Weg scheint vorgezeichnet: Denn, wie Jugendfeuerwehrwartin Julia Toborg berichtet: „Die meisten, die in der Jugend dazugestoßen sind, bleiben später auch dabei.“