Hilden Fahrradboxen sind in Hilden nur wenig gefragt

Hilden. · Seit 1. Juli 2017 verlangt die Stadt Miete für abschließbare Fahrradboxen. Daraufhin stand fast jede zweite leer. Seit Anfang 2020 wurde die Gebühr auf 40 Euro/Jahr oder 3,50 Euro/Monat halbiert. Hat das die Nachfrage beeinflusst? Die RP hat nachgefragt.

In Hilden gibt es, wie hier am S-Bahnhof Hilden, 210 abschließbare Fahrradboxen. Dazu noch mehr als 200 oberirdische, überdachte Radstellplätze .

Foto: Christoph Schmidt

In der Regel gilt: Was nichts kostet, ist auch nichts. Mit anderen Worten: Gratis-Leistungen werden in der Regel nur wenig wertgeschätzt. Bei den Radboxen scheint es genau anders herum zu sein. 210 dieser Boxen hat die Stadt in den vergangenen Jahren aufgestellt, um das Radfahren zu fördern. So viele Radboxen in einer so kleinen Stadt wie Hilden: Das hat keine andere Kommune in Kreis geschafft. Die Boxen bieten zuverlässigen Schutz vor Diebstahl, Beschädigung und der Witterung. Und waren heiß begehrt: Bis 2017 gab es eine lange Warteliste – da waren die Radboxen noch gratis. Dann beschloss der Stadtrat eine Gebühr – und die Nachfrage ließ schwer nach. Im Mai 2019 kam zum ersten Mal die Nachfrage: Da stand fast die Hälfte der Radboxen leer. Darauf regierte die Politik und beschloss, die Gebühr ab 2020 zu halbieren – auf 40 Euro/ Jahr oder 3,50 Euro/ Monat.

Jetzt kam die erneute Nachfrage. Danach sind aktuell 97 (von 210 Radboxen) vermietet. Allerdings stehen am S-Bahnhof Hilden-Süd wegen Bauarbeiten nur ein Drittel der 118 Radboxen zur Verfügung. Die Stadt berichtet von einem Anstieg der Anfragen: „Genaue Zahlen können wir aber leider nicht zur Verfügung stellen.“

Für Lutz Groll, Nahverkehrs- und Fahrradexperte im Rathaus, sind die Zahlen mit Vorsicht zu genießen. Wegen der Corona-Pademie seien im Nahverkehr aktuell nur noch zehn bis 20 Prozent der sonst üblichen Fahrgäste unterwegs. Und Groll weiß, dass viele ÖPNV-Nutzer das Rad nutzen, um damit bis zur Haltestelle zu fahren: „Die Situation ist wegen Corona im Moment nicht normal. Deshalb kann man keine Schlussfolgerungen aus der geringen Belegung der Radboxen ziehen.“

Bekannt ist: Viele Radfahrer lehnen Nutzungsgebühren rigoros ab – weil sie sich ohnehin als vernachlässigte Stiefkinder der Verkehrsplanung empfinden. Ob das berechtigt ist oder nicht, sei dahingestellt. Der Ratsbeschluss, Nutzungsgebühren für Radboxen einzuführen, sei ein schwerer politischer Fehler gewesen, sagen Fachleute, denen die Verkehrswende am Herzen liegt.

VRR überlegt,
„Mobilstationen“ einzurichten

Nicht nur der Stadtrat hat ein Mobilitätskonzept bei der Verwaltung in Auftrag gegeben, dass er in den kommenden Jahren in allen Einzelheiten mit den Bürgern diskutieren will. Auch der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) denkt bereits sehr konkret über „Mobilstationen“ nach. Dort sollen verschiedene Verkehrsarten (Bus, Bahn, Taxi, Fahrrad) an einem Ort zusammengeführt werden. In Hilden werden dafür vier mögliche Standorte untersucht: die beiden S-Bahnhöfe Hilden und Hilden-Süd und die beiden Bus-Knotenpunkte Gabelung und Fritz-Gressard-Platz. Und dabei kommen dann wieder Radboxen ins Spiel.

Auch in vielen dicht bebauten Wohnstraßen mit Mehrfamilienhäusern in Hilden seien abschließbare Radboxen denkbar, meint Nahverkehrsexperte Lutz Groll – wenn man den Radverkehr fördern wolle: „Viele Räder stehen dort vor dem Haus, schutzlos gegen Diebstahl, Wind und Wetter. Das schadet den Rädern.“ Die Nachbarstadt Düsseldorf schaffe bereits in Wohngebieten sichere Stellplätze für Fahrräder – auch auf Pkw-Parkplätzen.

In diesem Zusammenhang lässt sich eine interessante Rechnung aufmachen. In Hilden kostet ein Anwohnerstellplatz auf der öffentlichen Straße rund 30 Euro im Jahr. Auf so einem Pkw-Stellplatz ließen sich fünf abschließbare Radboxen unterbringen. Gebühr: fünf mal 40 gleich 200 Euro im Jahr. Das ist nur ein Denkmodell, zeigt aber, worum es bei der geplanten Verkehrswende in Hilden möglicherweise gehen wird.