Haan-Gruiten „Bekleidungsgeschäft und Drogerie fehlen“

Gruiten · Was halten die Gruitener vom Einzelhandelsangebot in ihrem direkten Umfeld? Die WZ hat sich umgehört.

 Ulrike Gaffkus und Birgitt Laaps vom Fotostudio Gruiten möchten den Charme der Bahnstraße gerne beibehalten.

Ulrike Gaffkus und Birgitt Laaps vom Fotostudio Gruiten möchten den Charme der Bahnstraße gerne beibehalten.

Foto: Tanja Bamme

. Was halten die Gruitener vom Einzelhandelsangebot in ihrem direkten Umfeld? Wir haben uns umgehört und ganz unterschiedliche Meinungen erhalten. „Das Angebot hier ist soweit ganz gut, eigentlich fehlen vielleicht nur ein Schuster und eine Drogerie. Das Angebot ist allerdings nichts im Vergleich zu dem, was hier früher war“, erinnert sich der pensionierte Realschullehrer Gerhard Nuhn. Es habe einige Bäckereien gegeben, ein Radiogeschäft, Schuster, Möbelgeschäfte, einen Tuchladen und vieles mehr. „Der heutige Lotto-Laden war ein Konsummarkt. Insgesamt hatten wir einmal vier kleinere Lebensmittelläden und einen Kohlehandel.“

In den 1950er Jahren hätten die Geistlichen von der Kanzel gepredigt, dass Katholiken in katholischen Geschäften einkaufen sollen und Protestenten in evangelischen Einkaufsstätten. „Wir hatten hier viele Läden doppelt, weil die Leute sich wirklich daran gehalten haben. Der Prälat Marschall war so ein Vertreter dieser Meinung“, beschreibt Gerhard Nuhn weiter.

„Wir haben alles außer einer Drogerie und einem Bekleidungsgeschäft, das Haushaltswarengeschäft hat zugemacht. Man kann hier überleben, wenn man Anziehsachen hat“, sagt Gabi Quednau, Betreiberin der Gruitener „Lotto Ecke“. Sie kommt ursprünglich aus Gruiten und weiß natürlich, dass es hier früher mehr Einzelhandel gegeben hat, ist aber mit dem vorhandenen Angebot zufrieden.

Eine fast 80-jährige Frau bezeichnet das Angebot „als im Moment zufriedenstellend“. Supernah, der ehemalige Edeka-Markt, sei sehr gut sortiert und die Mitarbeiter seien durch die Bank freundlich und höflich. Sie bieten der Rollator-Fahrerin von sich aus ihre Hilfe an. „Was will man mehr“, meint die Seniorin.

Ursel Hübel wohnt seit mehr als 40 Jahren in Gruiten. Vermisst hat sie hier bisher kaum etwas. „Vielleicht einen Drogeriemarkt, um auch einmal solche Artikel kaufen zu können. Aber wenn ich diesbezüglich Bedarf habe, dann fahre ich mit der Bahn nach Haan oder Vohwinkel. Das funktioniert ganz gut“, sagt die Seniorin. Sie ärgert sich hingegen über die gestiegenen Preise im Öffentlichen Personennahverkehr. „Ich bin auf die Bahn angewiesen, wenn ich mehr einkaufen möchte. Das ist schon ärgerlich“, sagt Hübel.

Wie das Warenangebot noch vor ein paar Jahrzehnten aussah, daran erinnert sie sich nicht mehr. „Damals habe ich in Wuppertal gearbeitet und meistens auch von dort meine Einkäufe direkt mitgebracht.“ Den Supernah unterstützt die Gruitenerin heute nach Leibeskräften. „Mein Sohn sagt immer, dass ich meine Lebensmittel dort einkaufen soll, weil der Laden sonst irgendwann zumacht, wenn ihn nicht genügend Leute nutzen. Und das wäre natürlich fatal.“

Erika Blass-Loss fehlt ein Haushaltswarenladen. Dass der bisherige Fachhandel geschlossen hat, kann sie aber nachvollziehen. „Man braucht den Laden ja auch nicht täglich“, sagt sie. Am Branchenmix an der Bahnstraße hat sie sonst wenig auszusetzen. „Wir gehen gerne in den Supernah und unterstützen auch den Bioladen. Mir wäre mehr Bioware im Einkaufsmarkt wichtig, ich verstehe aber auch, dass man die breite Masse mit dem Sortiment bedienen muss.“ Mit Blick auf die Einkaufsstraße hingegen vermisst Erika Blass-Loss Fahrradständer. „Das Einkaufen mit dem Rad ist immer schwierig, weil man nie weiß, wo man es abstellen und abschließen soll.“

Seit nunmehr fast neun Jahren gibt es das Fotostudio Gruiten an der Bahnstaße 15. Die beiden Inhaberinnen Birgitt Laaps und Ulrike Gaffkus schätzen das freundschaftliche, fast schon familiären Miteinander in Gruiten. „Mit den anderen Ladenbetreibern verstehen wir uns gut. Und auch die Gruitener sind herzlich. Das haben wir besonders in der Corona-Zeit gespürt, da hat man uns tatkräftig unterstützt“, erinnern sich die Damen.

An eine Ansiedlung eines anonymen Großhändlers wollen die Frauen gar nicht denken. „Das würde den Charme dieser Gegend zerstören und auch einfach nicht hier hin passen“, ist sich Ulrike Gaffkus sicher. „Wir partizipieren von der Metzgerei, die auch Kunden aus anderen Städten anlockt. Zudem ist unser Angebot nicht primär auf Laufkundschaft ausgelegt, wir vermieten beispielsweise Fotoboxen für Feierlichkeiten. Dafür kommt man auch zu uns hin.“ Drogerieartikel hätten auch Netto und der Supernah zu bieten. „Dafür muss hier keine Drogerie hinziehen“, sagt Birgitt Laaps.