Gruiten Wenn Wunscherfüller zum heimlichen Christkind werden

Gruiten · Seit mittlerweile zehn Jahren organisiert Steffen Borth die Wunschbaumaktion in der Filiale der Stadtsparkasse Haan an der Bahnhofstraße in Gruiten. Zehn Jahre, in denen sich zahlreiche Kinder über ein Geschenk unter dem Weihnachtsbaum freuen durften.

Initiator Steffen Borth, Stadtsparkassen-Filialleiterin Susanne Bettin, Heike Döring von der OGS und Sandra Druve von der evangelischen Kita (von links) sind dankbar, dass jeder einzelne Wunsch erfüllt wurde.

Foto: Tanja Bamme

„Ursprünglich wollte ich die Aktion mal mit der Filiale in Mittelhaan gemeinsam durchführen, aber dort wäre der Aufwand zu groß gewesen“, erinnert sich Steffen Borth, der somit eine ganz eigene Aktion für Gruiten ins Leben rief.

In diesem Jahr konnten 43 Wünsche erfüllt werden. Die Tradition ist seit jeher gleich geblieben. Kinder aus der evangelischen Kita in Gruiten sowie aus der OGS schreiben Wünsche auf einen Stern, der wiederum am geschmückten Tannenbaum in der Filiale Platz findet. Doch nicht jedes Kind darf einen Wunsch äußern. „Ziel ist es, dass Kinder aus sozial benachteiligten Familien die Chance erhalten, einen Stern auszufüllen. Sie kommen aus Familien, wo sich die Eltern ein Geschenk vielleicht nicht leisten können“, klärt Sandra Druve aus. Sie leitet die evangelische Kindertageseinrichtung und spricht sich bei den Wünschen mit den Eltern ab. So bleibt das Wunder des Weihnachtsfestes für die Kita-Kinder erhalten. „Wir haben in diesem Jahr 24 Wünsche eingesammelt“, verrät sie.

Weniger Geschenkpäckchen als in den vergangenen Jahren

Heike Döring, ehemalige Leiterin der OGS Gruiten, durfte 19 Geschenke entgegennehmen. „In den letzten Jahren waren es mehr Geschenke. Es ist natürlich ein gutes Zeichen, wenn die Bedürftigkeit rückläufig ist“, freut sich Susanne Bettin. Sie leitet die Stadtsparkassen-Filiale und hat sich gemeinsam mit ihrem Team um den Ablauf der Aktion gekümmert. „Erst haben wir den Baum geschmückt, dann wurden die Wünsche daran befestigt“, erklärt sie. Im Anschluss konnten Kunden einen Stern mitnehmen und den darauf geschriebenen Wunsch erfüllen. Einen Wert von 20 Euro sollten die Geschenke möglichst nicht überschreiten. „Wir haben natürlich nicht nachgehakt, was für die Geschenke ausgegeben wurde“, so Susanne Bettin, die jeden Wunscherfüller mit Namen notiert hat. „So konnten wir nachverfolgen, welche Wünsche noch fehlen. Vor zwei Jahren hatten wir schon einmal den Fall, dass die Postzusteller die Pakete nicht pünktlich liefern konnten. Und auch in diesem Jahr hätte es beinah so ausgesehen, als würde ein Paket nicht pünktlich ankommen. Es wurde aber einen Tag vor der Übergabe an die Einrichtungen bei uns abgegeben“, freut sie sich.

Dass die Aktion auch den Schenkern große Freude bereitet, weiß Steffen Borth. „Manche Gruitener rufen mich schon im Vorfeld an und fragen nach, wann die Sterne wieder am Baum hängen“, erklärt er. „Auch kenne ich Leute, die gleich drei oder vier Geschenke besorgen.“ Liebevoll verpackt traf jedes Geschenk pünktlich zum Abgabetag wieder bei der Filiale ein. „Die Eltern wissen Bescheid, dass sie diese dann bei uns abholen können, damit die Geschenke pünktlich zum Weihnachtsfest unter dem Baum liegen“, so Heike Döring, die den Glauben an das Christkind nicht zerstören möchte. „Wir haben es natürlich mit größeren Kindern zu tun und es kann gut sein, dass das eine oder andere Kind nicht mehr an die Weihnachtsgeschichte glaubt“, so ihre Worte.

Für Steffen Borth ist es jedes Jahr ein kleines Vorweihnachtsfest, wenn er die liebevoll verpackten Geschenke sieht. Traurig stimmt ihn jedoch, dass er seit Jahren die katholische Kita nicht dazu bewegen kann, an der Aktion ebenfalls teilzunehmen. „Ich habe es mehrmals versucht, aber leider hat es bis heute nicht geklappt“, meint er. Dabei sind es ganz großartige Geschenke, die sich die Kinder gewünscht haben. So sollte es für einen dreijährigen Jungen ein Puzzle mit Automotiv sein. Ein Mädchen (9) wiederum wünschte sich eine Tonie-Figur des gruseligen Kinderhelden Shrek.

Um die Anonymität zu wahren, sind auf den Sternen keine Namen notiert. Die Schenker wissen demnach nicht, an wen das Geschenk gerichtet ist. „Das hat sich seit Jahren bewährt und ist auch zum Schutz der Kinder gedacht“, ist sich Steffen Borth sicher, der gedanklich schon beim nächsten Weihnachtsfest ist. Denn „nach der Aktion“ ist für ihn bekanntlich „vor der Aktion“. Eine schöne Tradition.