Haus Stöcken: Heimat gibt es nur auf Anfrage
WZ-Leserin wünscht sich, dass Haans Heimatmuseum Haus Stöcken öfter geöffnet hat. Dafür fehlen aber die Besucher.
Haan. Im ältesten Haus der Stadt zu wohnen, bringt Verantwortung mit sich. Anne Backhaus hat sie sich aufgeladen, als sie 1992 in das denkmalgeschützte Gutshaus auf den Stöcken einzog. Die Familie hatte das alte Fachwerkhaus der Stadt abgekauft, die das Heimatmuseum aus finanziellen Gründen nicht weiterführen konnte.
1365 wurde das Haus erstmals urkundlich erwähnt. Es ist das Geburtshaus des Heimat- und Mundartdichters Jakob Litsch. Der leidenschaftliche Sammler hatte daraus ein Museum gemacht — heute das einzige Heimatmuseum der Stadt. Grund genug, es ständig für die Öffentlichkeit begehbar zu machen, findet die Haanerin Marion Straube. „Ich wundere mich, warum das Haus Stöcken nicht an der Nacht der Museen teilgenommen hat“, sagt Straube. „Oder warum es nie geöffnet ist.“
Die Familie Backhaus hatte sich mit dem Kauf des denkmalgeschützten Hauses 1992 dazu verpflichtet, es der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und Führungen anzubieten. Sie restaurierte das Gebäude, und Anne Backhaus’ Vater las sich begeistert in die Geschichte ein. Ihr Vater habe das Haus noch an regelmäßigen Tagen im Monat geöffnet und Besucher durch die historischen Räume geführt.
Als er 2001 verstarb, habe sie die Führungen übernommen, sagt Backhaus. „Irgendwann ist das Interesse abgeflacht, und es kamen immer weniger Leute. Daher mache ich jetzt nur noch Führungen auf Anfrage. Montags bin ich aber auch immer zu Hause, wenn dann jemand kommt, zeige ich ihm selbstverständlich das Haus.“ Es mache ihr Spaß, vor allem den Kindern der Grundschulen, die regelmäßig kommen, Anekdoten rund um das geschichtsträchtige Haus zu erzählen — eine Last sei das aber nicht.
Marion Straube reicht das nicht. Die alteingesessene Haanerin kennt die Geschichten von Jakob Litsch noch. „Der ist mit einem zahmen Fuchs durch die Stadt gelaufen, jeder kannte ihn hier in Haan. Er hat akribisch gesammelt, um der Nachwelt etwas zu hinterlassen, und jeder sollte die Gelegenheit haben, jederzeit etwas über die Geschichte Haans zu erfahren“, sagt Straube.
Mehr Öffentlichkeitsarbeit, Museumspädagogik und Teilnahme an Aktionen wie der Nacht der Museen gehören nach Meinung der Haanerin dazu. „Wenn ich im Urlaub bin, dann ist das Haus natürlich geschlossen“, sagt Anne Backhaus. Das sei beispielsweise bei der Nacht der Museen Ende September der Fall gewesen.
Kritik an der Handhabe der Familie Backhaus mit dem denkmalgeschützten Haus kann Lothar Weller, Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins und Leiter des Gruitener Archivs, nicht nachvollziehen. „Wenn man eine Besichtigung machen möchte, kann man das nach Absprache mit Frau Backhaus jederzeit tun“, sagt er. „Sie macht das alles ehrenamtlich, und wir sind froh, dass sich die Familie so gut um das Denkmal kümmert. Man kann es Frau Backhaus nicht zumuten, ihr Wohnhaus täglich offen zu halten.“