Herr über die Haaner Skulpturen

Seit Dieter Suhr von seinem Verein „Kunst in der Stadt Haan“ zum Skulpturenbeauftragten ernannt wurde, sieht er seine Stadt mit ganz anderen Augen.

Foto: Olaf Staschik

Haan. Die Laterna Magica II steht nachts im Dunkeln. Schon wieder. Erst wenige Wochen ist es her, dass Dieter Suhr sich auf die detektivische Suche begeben hat, um die Ursache der defekten Leuchte unterhalb der Skulptur zu ergründen. Erfolgreich: Der 66-Jährige fand heraus, dass die Stromversorgung des Strahlers mit der der nahestehenden Straßenlaterne gekoppelt ist. Und — ja, richtig — auch die war aus. „Das war eine Puzzlearbeit“, erinnert sich Suhr.

Einige Telefonate später wurde die Laterne repariert und mit ihr auch die Laterna Magica. Und jetzt wieder: Straßenlaterne aus, Laterna Magica ebenso. „Seit ich dieses Amt übernommen habe, merke ich, dass Skulpturen Dauerbaustellen sind“, sagt Suhr, während er im Park Ville d´Eu um das Kunstwerk aus Eichenholz herumgeht. „Einen neuen Anstrich könnte sie auch mal wieder vertragen“, sagt er und legt die Hand aufs Holz.

Seit Juni behält Suhr die Skulpturen des Vereins „Kunst für die Stadt Haan“ im Blick. Dazu gehören der Stadtbrunnen, die Kladderwiever auf dem Alten Markt, der Wasserfall vor dem Schwimmbad, Wiking II an der Gruitener Bahnstraße und eben die Laterna Magica II. Ernannt hat ihn der Vereinsvorsitzende Peter Püschel, Suhr soll Kontakt mit den zuständigen Stellen halten, wenn Reparaturen oder Wartungsarbeiten anstehen. „Das macht sehr viel Sinn, wenn das einer in der Hand hat“, findet Püschel. Außerdem habe sich Suhr bereits „hervorragend in die arbeitsintensive Materie eingearbeitet.“

Im Stadtarchiv und in den Vereinsaufzeichnungen hat sich Suhr über jede der Skulpturen und ihre Historie informiert. Am besten gefällt dem pensionierten Lehrer, der 1999 von Düsseldorf nach Haan zog, der Wasserfall der Künstlerin Uta Majmudar, auf dem Alten Kirchplatz. „Glas ist eigentlich eine starre Materie, aber in diesem Kunstwerk gibt es viel Bewegung. Je nach Licht oder wenn etwas Wind weht, verändert es sich und sieht aus wie glitzernder Regen“, sagt er. Auch hier besteht aktuell Reparaturbedarf: Mutwillig wurden mehrere Perlenketten abgerissen.

Seit er sensibilisiert für die Kunstwerke durch die Stadt läuft, sei ihm auch aufgefallen, was fehlt, verrät Suhr. „Haben Sie in Haan schon mal eine alte Skulptur gesehen? Eine aus einem anderen Jahrhundert?“, fragt er. Tatsächlich: Der Brunnen wurde mit dem ersten Brunnenfest im Jahr 1998 eingeweiht, die Laterna Magica 2002 aufgestellt, die Kladderwiever ebenso, der Wasserfall vor sechs Jahren.

Im Stadtarchiv wurde Suhr auf das Kriegerehrenmal aufmerksam, das an gefallene Haaner Soldaten erinnern sollte. Prunkhaft stand es ab 1887 an der Kaiserstraße, fast neun Meter war es hoch. In Folge eines Ratsbeschlusses wurde es im Jahr 1957 abgerissen. Es sei nicht mehr zeitgemäß gewesen, erklärt Suhr: „Schade!“

Trotzdem schätzt er die Skulpturen in der Stadt. „Sie bringen Menschen in Kontakt mit Kunst, ganz nebenbei“, sagt er. „Sie ermöglichen einen Ausstieg aus dem Alltäglichen, einen kurzen Moment der Ablenkung von dem, was wir erledigen müssen.“ Suhr möchte die Haaner dazu anregen, innezuhalten und sich zu fragen: „Warum steht das da? Was soll mir das sagen? Was gefällt mir?“ Und vielleicht auch: „Warum gefällt mir das nicht?“