Der Platz in den Unterkünften ist knapp Hilden meldet wenig Platz in Asylunterkünften
Hilden · Die Situation bei den Unterkünften sei „sehr angespannt“, berichtet die Verwaltung. Sollte die Bezirksregierung auf Hildens Aufnahmequote bestehen, müssten die Zimmer ähnlich eng wie zu Beginn des Flüchtlingszustroms 2015 belegt oder neue Unterbringungsmöglichkeiten besorgt werden.
Sie fliehen vor Krieg, Gewalt, Hunger und Naturkatastrophen. Weltweit sind 84 Millionen Menschen auf der Flucht, schätzt das UN-Flüchtlingshilfswerk. Nur die wenigsten schaffen es bis nach Deutschland. Im vergangenen Jahr baten 172 370 Menschen um Asyl, 58,3 Prozent mehr als 2020. 23 865 der Antragsteller (18 Prozent) waren in Deutschland geborene Kinder von unter einem Jahr. 137 120 Erst- und Folgeanträge wurden im vergangenen Jahr entschieden. Im Schnitt erhalten 39,4 Prozent der Asylsuchenden Schutz.
Jede Stadt muss nach einem bestimmten Schlüssel eine gewisse Anzahl von Geflüchteten aufnehmen. Sie werden in NRW von der Bezirksregierung Arnsberg zugewiesen. Hilden hat aktuell (Stand: 21. Dezember 2021) 760 Geflüchtete aufgenommen, darunter 104 Kinder und Jugendliche. Das entspricht einer Erfüllungsquote von 88,52 Prozent für Bewerber im Asylverfahren und von 53,53 Prozent für anerkannte Asylbewerber mit Aufenthaltspflicht in Hilden.
436 der Geflüchteten leben in städtischen Unterkünften, weil sie in Hilden wohnen müssen, aber keine bezahlbare Wohnung finden. Die Situation bei den Unterkünften sei „sehr angespannt“, berichtet die Verwaltung. Sollte die Bezirksregierung auf Hildens Aufnahmequote bestehen, müssten die Zimmer ähnlich eng wie zu Beginn des Flüchtlingszustroms 2015 belegt (damals nahm Deutschland mehr als eine Million Geflüchtete auf) oder aber neue Quartiere geschaffen werden.
Die Stadt verfügt aktuell über 650 Plätze für Geflüchtete bei maximaler Belegung in 14 Unterkünften. Sie sind über das ganze Stadtgebiet verteilt. Maximal 200 Bewohner werden pro Standort von einem Team aus Sozialarbeitern, Hausmeistern und Nachtservice betreut. Das hat bislang gut funktioniert. Die Verwaltung hat einen Wohncontainer-Standort (Beckersheide) aufgegeben. „Die Ertüchtigung hätte viel Geld gekostet“, erläutert Sozialamtsleiterin Marie-Therese Barbezat-Rosdeck. Es gab auch Probleme beim Brandschutz, berichtete Dezernent Sönke Eichner. Sie wurden durch Zufall entdeckt. Bei einem Schwelbrand in der Flüchtlingsunterkunft Schalbruch stellte die Feuerwehr fest, dass das Obergeschoss viel mehr verraucht war als das Untergeschoss. Offenbar durch Ritzen, die vorher nicht sichtbar waren. Das Obergeschoss wurde daraufhin nachgerüstet. Eichner: „Deshalb wissen wir jetzt auch, wie teuer das ist.“ Alle 650 zur Verfügung stehenden Plätze in den Unterkünften erfüllen jetzt die Brandschutzauflagen, sagt die Sozialamtsleiterin: „Ich habe die Hoffnung, dass die Kapazität reichen wird.“ Sonst müsse man neu überlegen.
Deutlich verbessert hat sich die Finanzierung der Flüchtlinge für die Stadt, berichtete die Verwaltung kürzlich im Integrationsausschuss. Rückblick: Viele Jahre hatten Bund und Land Hilden und andere Kommunen dabei im Stich gelassen (siehe Info-Box). Die Stadt erhält in diesem Jahr 1,755 Millionen Zuweisungen vom Land, 2,339 Millionen Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz sowie 1,1 Millionen Euro Benutzungsgebühren für die Unterkünfte: zusammen 4,094 Millionen Euro. Das sind 1,395 Millionen mehr als bei der Aufstellung des Haushalts 2022 veranschlagt. „Ob sich das auch für 2023 so darstellt, ist offen“, sagt Sozialamtsleiterin Marie-Therese Barbezat-Rosdeck: „Der Aufwand ist auf jeden Fall reduziert.“
Das Kreisgesundheitsamt hat am 10. Januar obdachlose Menschen und Geflüchtete in Hilden gegen Corona geimpft, hauptsächlich ging es um das Boostern von bereits Geimpften. Es habe mehrere Infektionen bei ungeimpften Personen und einige Impfdurchbrüche gegeben. Die Infizierten und die Kontaktpersonen mussten aus dem gewohnten Wohnumfeld herausgeholt und die Kontaktpersonen hierbei einzeln isoliert werden. Es gebe derzeit kaum noch Möglichkeiten, außer für Schwerstkranke, die Menschen in Einzelzimmern unterzubringen.
Das zu organisieren sei nicht einfach gewesen. Einkäufe für Großfamilien in Quarantäne hätten mangels anderer Unterstützung Hausmeister und Sozialarbeiter übernommen.
Mit Geld aus dem Förderprogramm „Aufholen nach Corona“ konnte 15 Kindern und zwei Übungsleiter ein Tag im „Trampolino“ inklusive Essen und Getränken ermöglicht werden. In der Unterkunft Nordstraße wurde ein Multimediaraum eingerichtet, damit Kinder- und Jugendliche dort miteinander lernen, spielen und Kontakte pflegen können. An einem weiteren Standort wird ein Sportraum entstehen.