Drei Jahre nach Flut in Hilden Bürgeraktion kritisiert Aufarbeitung des Hochwassers
Hilden · Die Stadt kann sich unter Hinweis auf privat zu treffende Schutzmaßnahmen nicht aus der Verantwortung ziehen, lautet die Kritik.
(tobi) Drei Jahre nach dem verheerenden Hochwasser in Hilden kritisiert die Bürgeraktion (BA) die Aufarbeitung der Ereignisse durch die Stadt: Zwar seien einige Schwachstellen durch Kanalsanierung und Verbesserung der Regenrückhaltung inzwischen in Angriff genommen. Welche genau und vor allem wie viele noch auf Bearbeitung warten, lasse die BA gerade im Rathaus prüfen. „Eines der wichtigsten Kriterien für Hochwasserrisiken, der Freiflächenschutz, spielt allerdings – wie aktuelle Beispiele der Stadtplanung zeigen – nach wie vor in Hilden bei der Stadtentwicklung eine äußerst untergeordnete Rolle“, erklärt BA-Fraktionsvorsitzender Ludger Reffgen.
Die von der BA vor zwei Jahren ins Gespräch gebrachte Zielmarke, bis zum Jahr 2035 insgesamt 80 Prozent der festgestellten Hochwassermängel behoben zu haben, sei von der Ratsmehrheit auf Empfehlung der Verwaltung abgelehnt worden. „Es soll gegenüber der Bevölkerung keine verbindliche Aussage geben, bis wann bestimmte Risiken beseitigt sind.“ Die Stadt könne sich unter Hinweis auf privat zu treffende Schutzmaßnahmen nicht aus der Verantwortung ziehen.
„Obschon die Bürger für ihr Hab und Gut selbstverständlich auch eine Eigenverantwortung trifft, taugt das Argument jedoch nicht, um sich dahinter zu verstecken und städtischerseits die Hände in den Schoß zu legen“, so Reffgen weiter. „Wenn die Gefahrenursachen außerhalb des eigenen Einflussbereichs liegen, ist der Einzelne in der Regel machtlos.“
Genau an dieser Stelle setze die öffentliche Verantwortung ein, aus der sich die Stadt nicht herausreden könne. „Als Beispiel genannt sei der Hoxbach, der im Bereich Meide vor drei Jahren dramatisch über die Ufer ging und neben vielen Kellern auch Wohnbereiche von tiefer gelegenen Gebäuden flutete.“
Versorgungsrohrleitungen
gehören zu Ursachen
Eine der damals erkannten Ursachen sei unter anderem in Versorgungsrohrleitungen festgestellt worden, die unterhalb der Brücke an der Straße Meide verlaufen, den Querschnitt des Gewässers beim Unterqueren der Straße künstlich reduzieren und sich ab einem bestimmten Pegel als Fang für Gehölz und sonstiges Treibgut erwiesen hätten. Reffgen: „Die dadurch erzeugte Stauwirkung hindert das Wasser, störungsfrei abzulaufen, mit fatalen Folgen für die zum Teil unterhalb der Böschungsoberkanten gelegenen Anwohnergrundstücke.“
Obwohl es damals nach der Hochwasserkatastrophe im Frühjahr 2022 unter Beteiligung von Bergisch-Rheinischem Wasserverband (BRW), Bezirksregierung und Unterer Wasserbehörde (Kreis Mettmann) zu einem Vorort-Termin gekommen sei und auch Gespräche mit der Stadt aufgenommen worden seien, wäre bis heute nichts passiert. „Weil die Stadt Hilden ihr Gewicht als Interessenvertreterin für die Bürgerinnen und Bürger nicht entscheidend in die Waagschale wirft und berechtigte Forderungen der Anlieger nicht einmal ideell mit dem nötigen Nachdruck unterstützt“, erklärt Reffgen. „Stattdessen predigt der Baudezernent gebetsmühlenartig die These von der Eigeninitiative des Einzelnen. Ganz anders beim Stadtwaldteich, wo ein Fingerzeig der für das Waldbad zuständigen Stadtwerke genügte, um die Stadt – ohne politisches Zutun – zu veranlassen, eine kostspielige Machbarkeitsstudie zur Hochwasser-Gefahrenabwehr in Auftrag zu geben. Von solch dienstbeflissener Fürsorge kann Ottonormalbürger nur träumen.“
Dass diese Ungleichbehandlung die Unzufriedenheit vieler betroffener Menschen antreibe und der Eindruck unterlassener Hilfe sie auf die Palme bringe, sei – drei Jahre nach dem verheerenden Hochwasser – allzu verständlich.