Invasive Art in Hilden und Haan Jäger haben Waschbären im Visier

Hilden/Haan · Über Haan und den Stadtwald sind Waschbären in den vergangenen Monaten bis nach Hilden vorgedrungen. Sie tauchen immer wieder auch in Gärten auf, die weit entfernt vom Wald liegen. Die invasive Art wird bejagt, weil sie hier keine natürlichen Feinde hat.

 Ein Waschbär krabbelt aus seinem Versteck auf dem Dach. Jeden Abend verlässt er seinen Schlafplatz, um auf Nahrungssuche zu gehen.

Ein Waschbär krabbelt aus seinem Versteck auf dem Dach. Jeden Abend verlässt er seinen Schlafplatz, um auf Nahrungssuche zu gehen.

Foto: dpa/Britta Pedersen

Waschbären machen die Region unsicher. Den Bestand schätzt Markus Jäschke, Sprecher des hiesigen Hegerings, ganz grob auf rund 300 Tiere alleine in Hilden ein, ähnlich viele dürften es in Haan sein. Von dort aus sind die Waschbären in den vergangenen Jahren in Richtung Itterstadt gewandert. „Meinen ersten Waschbären habe ich vor sieben oder acht Jahren entdeckt. Auf der Autobahn, das Tier war zuvor überfahren worden“, erklärt er. Nun sei Hilden „flächendeckend besiedelt“, das zeigten Aufnahmen von Wildkameras und Meldungen über Sichtungen im gesamten Stadtgebiet. Da die Population in jüngster Vergangenheit deutlich zugenommen hat, intensivieren die Jäger nun die Jagd auf die Vierbeiner.

Waschbär räubert Nester
und gefährdet Arten

„Verschwinden werden die Waschbären nicht mehr“, sagt Markus Jäschke. Der Bestand der sogenannten Neozoen, die eigentlich in anderen Gegenden der Welt heimisch sind, müsse daher aktiv kontrolliert werden. Seine Heimat hat der Waschbär in Nord- und Mittelamerika. „Die erste offizielle Ansiedlung des Waschbären in Deutschland fand 1934 in Hessen zu jagdlichen Zwecken statt“, erklärt der Deutsche Jagdverband. Der zweite Kernpunkt der Verbreitung gehe auf die Fluchttiere einer Pelztierfarm im Jahre 1945 nördlich von Berlin zurück. Dort war eine Bombe eingeschlagen, die Tiere konnten entkommen. Aus diesen Populationen hat sich der heutige deutsche Bestand entwickelt, da sind sich die Experten sicher.

Weil er hier natürlich nicht vorkommt, gilt der Waschbär als gebietsfremde und invasive – also das heimische Ökosystem gefährdende – Art, die bejagt werden darf. „Als Nesträuber, besonders von Bodenbrütern, kann er zu gefährlichen Bestandseinbußen beitragen“, heißt es bei Jagdverband weiter. In Städten könne der Waschbär Krankheiten wie beispielsweise die Staupe auf Haustiere übertragen. In manchen Regionen sei er zudem Träger des Waschbärspulwurms – „eine Infektion über oral aufgenommene Spulwurmeier, die beim Menschen durch die Larva migrans zu schwerwiegenden Gewebe- und Nervenschädigungen führen kann“, so der DJV. Pro Jahr erlegen die Jäger in Deutschland laut Statista rund 200 000 Waschbären.

Waschbären bedrohen nicht nur Bodenbrüter, sondern auch alle anderen Vögel, die ihre Nester in Bäumen bauen. Dort hinaus klettern die Tiere und rauben das Nest aus. „Sie brechen mit ihren kräftigen Pfoten sogar Nistkästen auf“, berichtet Markus Jäschke. In Gruiten haben sie sich vor allem im Bereich der Grube 7 breitgemacht – und auch das wird von manchen Naturschützern nicht gern gesehen. Denn dort bedrohen sie den Bestand an Amphibien.

In Hilden wird der Waschbär vor allem mit Fallen bejagt. 14 hätten sie in jüngster Vergangenheit gefangen, sagt Markus Jäschke. Die nachtaktiven Tiere sind hervorragende Kletterer, halten sich auch gerne in der Nähe von Häusern auf. Dort finden sie Nahrung, aber auch Schutz. „Eigentlich fressen Waschbären alles“, sagt Markus Jäschke. Beeren, aber auch Aas oder Katzenfutter. „Deshalb sollte jeder darauf achten, den Tieren keine Nahrungsquellen zu bieten. Vor allem sollten Katzen nicht im Freien gefüttert werden“, erklärt der Hildener Jäger. Aber auch im Freien gelagerte gelbe Säcke könnten die Tiere anlocken – oder sogar Komposthaufen. Die größten Vertreter der Kleinbären, die bis zu neun Kilo schwer werden können, gelten als intelligent und haben vor allem ein hervorragendes Gedächtnis: In Versuchen konnten sie sich selbst nach drei Jahren noch an die Lösung einer früher gestellten Aufgabe erinnern. Insofern wird ein Waschbär, der einmal eine Mülltonne geöffnet hat, nicht mehr vergessen, wie das funktioniert.

Schuppen und potenzielle Behausungen gut verschließen

„Man sollte außerdem Schuppen oder ähnliche potenzielle Orte für Waschbärenhöhlen verschließen.“ Dazu gehöre auch, sicherzustellen, dass der Speicher dicht sei. Das Problem dabei: Die Tiere können mit ihren starken Pfoten auch Dachpfannen anheben und sich so den Weg auf den Dachboden bahnen. Markus Jäschke berichtet von einem Fall in Düsseldorf. Dort habe eine Familie die durchaus putzigen Waschbären aktiv angefüttert, bis sich die Tiere auf dem Speicher einnistet haben und sogar ins Haus eindringen wollten. „Das fand die Familie dann nicht mehr witzig.“