125 Jahre Eisenbahn in Haan Stadtführung beleuchtet Mobilität aus historischer Perspektive
Haan · Vor 125 Jahren wurde die Straßenbahnstrecke zwischen Benrath und Vohwinkel eröffnet. Dieses Jubiläum war Anlass für eine Stadtführung, die sich der Haaner Verkehrsgeschichte widmete. Nicht unerwähnt blieb dabei ein tragisches Unglück.
Es ging um die Eisenbahn, die Straßenbahn und Autos, typische Männerthemen würde man glauben. Dennoch waren es ganz überwiegend Haanerinnen, die sich für die Stadtführung der Volkshochschule Hilden-Haan zum aktuellen Thema, dem historischen Blick auf die Mobilität in Haan, interessierten. Anlass für diese inhaltlich neue Stadtführung zum Thema Mobilität, dem Transport von Menschen und Waren in früheren Zeiten rund um die Stadt, die unter der fachkundigen Leitung von Martin Banniza stattfand, war das Jubiläum der Straßenbahnstrecke von Benrath nach Vohwinkel vor 125 Jahren.
Auf den Spuren eigener Kindheitserinnerungen
„Ich wollte schon immer mal an einer Stadtführung teilnehmen, jetzt hat es endlich thematisch und terminlich gepasst“, sagte Nicole Ponge, die mit ihrer Mutter gekommen war. „Insbesondere die alten Straßenbahnlinien und alles was dazu gehört, sind mein Hobby“, sagte Alfred Babel, der in der Benrather Paulsmühle aufgewachsen ist und für den sich viele Kindheitserinnerungen, etwa Ausflüge in das Hildener Waldschwimmbad, um die damalige Straßenbahn-Linie V ranken. Babel selbst entpuppt sich als versierter Rheinbahn-Historiker, der sich auch bestens in Details wie Spurweiten auskennt.
Da Banniza das Thema chronologisch entwickelte, kam zunächst das Thema Eisenbahn zur Sprache und zeigte eine Ansicht vor der Rückseite des Bahnhofs, etwa aus der Perspektive der alten Pumpstation aufgenommen. Wollten Haaner mit der Eisenbahn in die weite Welt, so mussten sie sich allerdings noch bis zur Einrichtung eines Haltepunkts im Jahr 1885 gedulden. Bis dahin gab es entlang der Bahnstrecke Düsseldorf-Vohwinkel lediglich einen Bahnhof in Gruiten, als Station Haan bezeichnet. Der Bau des Bahnhofs Haan-Ort erfolgte dann erst 1907. „Ich finde es schön, dass der Bahnhof gleichsam als Baudenkmal erhalten geblieben ist, auch wenn er jetzt anders genutzt wird“, freute sich Anke Heidenfeld.
Annekdoten aus der Welt des Nahverkehrs in Haan
Mit lustig-skurrilen Anekdoten reicherte Banniza seinen Vortrag an. So schilderte einst Emil Barth durchaus belustigt, wie seine Eltern gleich mehrere Male den Haltepunkt Haan verpassten, schließlich in Vohwinkel ausstiegen und alsdann gezwungen waren, die weite Wegstrecke zu Fuß zurückzulegen. Eher makaber war eine Todesanzeige in der Haaner Volkszeitung, in der explizit erläutert wurde, wie ein gewisser Peter Spin am 7. Januar 1923 zu Tode kam. Ursache des tödlichen Unfalls war das verbotene Überqueren der Gleise, auf denen zeitgleich der D-Zug 80, der zwischen Elberfeld und Köln unterwegs war, verkehrte.
Aus eigener Erinnerung schilderte Banniza schließlich noch den Betrieb und das Interieur des alten Bahnhofs, wo es einen Schalter für Bahnsteigkarten und Fahrkarten, eine Personenwaage sowie zwei bis drei Bänke für die Fahrgäste gegeben hatte. „Die Fahrkarten wurden nicht einfach verkauft, sondern vor Ort gedruckt, indem an einer Art Stanze der Zielort eingestellt wurde und dann nach einem Pressvorgang eine Pappkarte ausgeworfen wurde“, erklärte der Stadtführer.
Schließlich an der Brücke beim Thema Straßenbahn angelangt, konnte sich Martin Banniza über zwei alte Fotografien, die er von Karl-Heinz Küllenberg überreicht bekam, freuen. Die Aufnahmen aus den 1930er Jahren stammen aus Küllenbergs Familien-Fundus und zeigen Straßenbahnen in Höhe Alter Markt und Windhövel (heute Woolworth). „Sowohl mein Vater, als auch mein Opa waren bei der Rheinbahn tätig“, erklärte Karl-Heinz Küllenberg, Jahrgang 1940, die Familientradition nicht ohne Stolz. Der Fußmarsch ging dann Richtung Innenstadt bis zur Rathauskurve, immer entlang der damaligen Gleise der „Elektrischen“, der einstigen Linie V, die 1961 durch die Buslinie 84 (heute 784) ersetzt wurde.
Das erste Auto tauchte
in Haan 1895 auf
Natürlich ging es auch um das Auto, das heute der Stadt am meisten Sorgen bereitet, aber im ausgehenden 19. Jahrhundert jedoch eine absolute Seltenheit war. Stadthistorisch wird Jakob Litsch (1887-1980) die erste Sichtung eines Automobils 1895 in Haan zugeschrieben, die der Achtjährige damals mit den faszinierten Worten „Et ierschte Auto“ kommentiert haben soll.