Haaner Schüler erfolgreich bei „Jugend debattiert“ “Gut streiten zu können ist eine wertvolle Fähigkeit“
Haan · Benjamin Greipl, Schüler am Gymnasium in Haan, startet gerade voll durch. Beim Landeswettbewerb von „Jugend debattiert“ erzielte er vor kurzem den zweiten Platz und steht damit im Bundesfinale. Neben dem persönlichen Erfolgserlebnis stehen wertvolle Erkenntnisse.
Wenn man nicht bereits wüsste, was Benjamin Greipl gerade erreicht hat – man könnte es schon nach einem kurzen Kennenlernen zumindest erahnen. Wer sich mit dem 16-jährigen Schüler des Gymnasiums Haan unterhält, merkt bald: Er versteht es, sich gut auszudrücken und Argumente darzulegen. Das kommt nicht von ungefähr: Vor kurzem hat er beim Landeswettbewerb „Jugend debattiert“ in Düsseldorf den zweiten Platz erreicht und sich damit für den Bundeswettbewerb qualifiziert. Bei über 200 000 Schülern, die deutschlandweit an dem Wettbewerb teilgenommen haben, ist er damit einer von 32 in seiner Altersklasse, die es in die finale Runde geschafft haben. Dabei gilt es zu bedenken, dass jedes der 16 Bundesländer zwei Kandidaten ins Rennen schickt und in NRW die Konkurrenz naturgemäß besonders zahlreich ist.
Um bis hierhin zu kommen, hat Benjamin Greipl, der zurzeit die Jahrgangsstufe 11 belegt (Leistungskurse: Sozialwissenschaften und Mathe), bereits einige Etappen hinter sich gebracht. Ausgangspunkt war die von seinem Lehrer André Noack geleitete Debattier-AG. Gemeinsam mit einem Mitschüler wurde er zur Teilnahme an der Regionalauswahl von „Jugend debattiert“ eingeladen. Dabei setzte er sich im Februar im Düsseldorfer Rathaus in zwei Vorrunden und einer Finaldebatte gemeinsam mit einem weiteren Bewerber durch. Es folgte die im März an der Uni Bochum ausgetragene Landesqualifikation, nach der von 32 NRW-Kandidaten vier übrigblieben. Diese bestritten dann am Montag der vergangenen Woche im Landtag in Düsseldorf die Finalrunde.
Natürlich freut sich Benjamin Greipl riesig über das Erreichte. Doch mindestens ebenso groß ist seine Wertschätzung der Erfahrungen und Fähigkeiten, die er durch „Jugend debattiert“ erlangt hat. Denn wer sich auf Kosten der anderen Teilnehmer profilieren möchte, kommt in dem Wettbewerb nicht weit. Ebenso wichtig wie das eigene Redetalent ist die Fähigkeit, dem Gegenüber zuzuhören und auf ihn zu reagieren. Außerdem lernen die Debattierenden, dass es zu den meisten Themen mehrere gut begründete Standpunkte geben kann – eine Erkenntnis, der eine Demokratie versucht, Rechnung zu tragen.
„Es war eine große Ehre und sehr bewegend, den Landeswettbewerb im Plenarsaals des Landtages austragen zu können“, sagt der Haaner: „Uns jungen Menschen wurde zugehört.“ Benjamin Greipls Debattenthema im mit Angehörigen, Schülern und Funktionsträgern voll besetzten Rund: Sollte die Landesregierung die Kommunikation über soziale Netzwerke wie X oder TikTok einstellen? Das Thema war ihm bereits einige Tage vorher mitgeteilt worden. Dass er in diesem Fall dagegen argumentieren sollte, hatte er jedoch erst eine Stunde vor Beginn erfahren. „In dem Fall hat es geholfen, dass die Position meiner persönlichen Überzeugung entsprach“, sagt er.
In den vier Kategorien Sachkenntnis, Gesprächsfähigkeit, Ausdrucksvermögen und Überzeugungskraft bewertete eine dreiköpfige Jury die vier Teilnehmer an der Debatte. Zusätzlich achtete ein Zeitnehmer darauf, dass niemand die vorgesehene Redezeit überschritt. Neben dem eigentlichen Gespräch ist es außerdem üblich, dass jeder Teilnehmer ein Eingangs- und ein Schlussstatement abgibt.
Benjamin Greipl blickt dem Bundeswettbewerb, der im Juni in Berlin ausgetragen wird, gelassen entgegen: „Ich habe jetzt schon richtig viel erreicht. Als Landessieger habe ich bereits Alumni-Status. In Berlin entscheidet am Ende die Tagesform.“ Er freut sich schon sehr auf das anstehende fünftägige Vorbereitungsseminar gemeinsam mit allen anderen Landessiegern auf Burg Rothenfels in Franken. Dabei stehen neben der weiteren Schulung der rhetorischen Fähigkeiten besonders der Austausch und das Miteinander im Mittelpunkt.
Sehr reflektiert ist Benjamin Greipl, wenn es um die gesellschaftliche Relevanz von „Jugend debattiert“ geht: „Gut streiten zu können ist eine wertvolle Fähigkeit, die uns aktuell oft fehlt.“ Er hofft daher, dass der Wettbewerb viele junge Leute erreicht.