Hilden hat wieder ein eigenes Kommissariat
Kripo-Chefin Susanne Wiescher will Straftäter mit allen Konsequenzen von der Straße haben.
Hilden/Haan. Vor fünf Jahren löste die Kreispolizeibehörde Mettmann das Kriminalkommissariat in Hilden auf. Jetzt wurde es wieder eingerichtet. Warum? „Wir hatten Schwachstellen festgestellt, die wir beseitigen wollen“, erläutert Polizeidirektor Manfred Frorath: „Wir wollen noch besser werden.“ Susanne Wiescher wird da etwas konkreter: „Hilden hat die höchste Kriminalitätshäufigkeitsziffer aller zehn Kreisstädte.“ Das bedeutet viel Arbeit für die neue Leiterin des KK 24 (zuständig für Hilden, Haan und Erkrath) und ihre zwölf Mitarbeiter. Einer ihrer Schwerpunkte ist aktuell die Serie von Mülltonnen-Bränden in Erkrath. „Wir gehen davon aus, dass die Täter Jugendliche sind“, sagt Wiescher: „Wir haben in Hochdahl viele Jugendliche, die wir als Polizei bereits kennen. Für den Fall habe ich eigens eine Sachbearbeiterin freigestellt.“
Vor vier Wochen fand die Polizei 16 teure gestohlene Fahrräder in einem Kleintransporter in Hilden. „Der Wagen ist in Ungarn gemietet worden“, beschreibt Wiescher die Arbeit der Kriminalisten: „Die Täter waren weg, aber wir haben Papiere im Fahrzeug gefunden. Jetzt versuchen wir über die Kollegen in Ungarn weiterzukommen. Elf der Fahrräder konnten wir zuordnen. Die Besitzer haben sich nach dem Zeitungsartikel gemeldet.“ Auch die Ermittlung der sechs Überfälle auf Spielhallen in Hilden zwischen März 2015 und Mai 2016 habe sehr viel Zeit gekostet: „Es gibt Tatverdächtige, die Ermittlungen sind aber noch nicht abgeschlossen.“
Hilden ist die Einkaufsstadt Nummer eins im Kreis Mettmann. Das zieht nicht nur Kunden, sondern auch Diebe an. „Darum müssen wir uns besonders kümmern“, betont Susanne Wiescher. Die Ladendiebe treten als Gruppe auf und sind nicht aus der Region. „Wir lassen uns jeden gefassten Ladendieb herbringen. Und wenn möglich, führen wir ihn dem Haftrichter vor. Das trägt auch schon Früchte. Ich will die Straftäter von der Straße haben — mit aller Konsequenz.“
Wenn Jugendliche straffällig werden, will ihnen die Kripo-Chefin rasch eine „gelbe Karte“ zeigen. Wiescher hält viel von diesem sogenannten Diversionsverfahren. Der Wiederholungstäter wird, begleitet von der Jugendgerichtshilfe, auf die Polizeiwache bestellt. Der Staatsanwalt verkündet die Strafe. Damit ist das Verfahren abgeschlossen.
„Wichtig ist die schnelle Reaktion“, weiß die Leiterin des KK 24: „Die Erfolgsquote ist hoch. Weit mehr als die Hälfte der Jugendlichen sehen wir anschließend nie mehr wieder.“ Die 60-Jährige zeigt sich offen und hat ihren Humor nicht verloren, obwohl sie häufig mit den Schattenseiten unserer Gesellschaft zu tun hat. Susanne Wiescher ist in Hilden geboren und aufgewachsen. Schon ihr Vater war bei der Polizei. „Ich wäre auch gern ins Hotelfach gegangen“, erzählt die Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Stattdessen machte sie 1975 eine Ausbildung bei der Kriminalpolizei — „ich habe das nie bereut“. Wiescher hat mehr als 40 Jahre Berufserfahrung in ganz unterschiedlichen Verwendungen gesammelt. Zuletzt leitete sie das Kriminalkommissariat in Langenfeld. Privat liest die Kriminalistin gerne Krimis, schaut den „Münster-Tatort“ oder den schrägen Eifel-Krimi „Mord mit Aussicht“ — aber nie mit dem Blick des Profis.