Lärmschutz in Hilden Diskussion um Asphalt auf Niedenstraße

Hilden · Die Grünen hatten sich für sogenannten Flüsterasphalt eingesetzt. Der funktioniere auf Straßen mit Tempo 30 nicht, erläutert die Verwaltung. Sie schlägt eine andere Lösung vor.

Auf der Niedenstraße in Hilden sind werktags in 24 Stunden rund 4100 Fahrzeuge, darunter zehn Prozent Lastwagen unterwegs.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Im Hildener Westen liegen Gewerbe und Wohnen dicht beieinander. Im vergangenen Jahr hatten sich Anwohner über die wachsende Verkehrsbelastung auf der Niedenstraße beklagt. Die Grünen machen sich jetzt für Flüsterasphalt auf dem südlichen Abschnitt der Niedenstraße stark – der nördliche zwischen Hülsenstraße und Einmündung Reisholzstraße wurde bereits 2020 saniert. Auf dem südlichen Abschnitt soll ohnehin der Fahrbahnbelag erneuert werden, erklärt Ratsmitglied Anne Gronemeyer. Bei der Umfrage im Rahmen des Mobilitätskonzepts hatten sich viele Anwohner aus dem Hildener Westen beteiligt und unter anderem die Lärmbelastung durch den Lkw-Verkehr bemängelt.

Der Flüsterasphalt „könnte vermutlich die Lärmbelästigung der Anwohner erkennbar reduzieren und als eine Maßnahme die Situation dort bereits deutlich reduzieren“, erklärt Gronemeyer.

Im April 2013 wurde
die Verkehrsmenge gezählt

Nach Ansicht der Grünen mache es wenig Sinn, zunächst bis zum Abschluss des Mobilitätskonzepts zu warten und dann nachzubessern. Gronemeyer: „So kann man den Anliegen der Bürgerinnen und Bürger bereits jetzt entgegen kommen und spart außerdem in Zeiten knapper Kassen auch noch Geld.“

Zur Vorbereitung des Lärmaktionsplans Stufe 2 wurde im April 2013 mit Hilfe einer Radarmessung die Verkehrsmenge auf Höhe des Gebäudes Niedenstraße 4 über 24 Stunden gezählt. Es waren damals 4151 Pkw, 291 Lkw und 146 Lastzüge. Bei der Verkehrszählung 2021 für das Mobilitätskonzept waren es 4100 Fahrzeuge täglich (Montag bis Samstag), darunter 10,3 Prozent Lkw. Sogenannter Flüsterasphalt bringt auf der Niedenstraße nichts. sagt die Verwaltung zum Antrag der Grünen. Weil dort Tempo 30 gilt. Denn bei Autos mit klassischem Verbrennungsmotor (das trifft auf über 97 Prozent der Hildener Kraftfahrzeuge zu) sei das Abrollgeräusch der Reifen ab einer Geschwindigkeit von 30 km/h lauter als der Motor, bei Lastwagen ab etwa 60 km/h.

„Flüsterasphalt“ funktioniere nur auf Schnellstraßen und Autobahnen. Seit Jahren werde an Asphaltbelägen mit lärmmindernden Eigenschaften geforscht, auch an der Universität Bochum. Die Wissenschaftler dort hätten festgestellt, dass Flüsterasphalt im kommunalen Straßenbau nur bei Straßen mit zulässigen Geschwindigkeiten von 50 km/h und mehr und bei grundlegendem Neubau der Straßenbeläge einsetzbar ist. Denn dann müsse nicht nur die Asphaltdeckschicht, sondern auch die darunterliegende Asphaltbinderschicht mit ausgetauscht werden. Dies wiederum habe zur Folge, dass auch die Fahrbahnentwässerung geändert werden müssen. Dies alles erhöhe die Kosten.

Die Stadt will stattdessen einen sogenannten lärmarmen Splittmastixasphalt auf dem südlichen Teil der Niedenstraße einbauen. Damit habe sie schon seit Jahren gute Erfahrungen gemacht. Er reduziert das Abrollgeräusch um etwa 2 dB(A) b. Lärm wird in Dezibel (dB) angegeben. Drei Dezibel bedeutet eine Verdoppelung, damit kämen -2 dB(A) annähernd einer Halbierung gleich.

Das ist aber an eine Reihe von Bedingungen geknüpft, erläutert die Verwaltung. Die volle lärmreduzierende Wirkung sei aber nur bei homogenen Oberflächen (Deckschichten) garantiert. Die werde in innerstädtischen Straßen durch Aufgrabungen für Versorgungsträgerleitungen (Gas, Wasser, Strom, Internet, etc.) aber häufig zerstört. Und bei den meisten lärmreduzierenden Fahrbahnbelägen lasse die Lärmminderung mit dem Alter und der Anzahl der Überfahrungen nach.

Stop-and-Go-Verkehr und Abbiege-Vorgänge von Lastwagen seien eine überdurchschnittliche Belastung für die Niedenstraße. Und bei der offenporigen Struktur des lärmarmen Splittmastixasphalt könne es an einigen Stellen zu Straßenschäden (Kornausbrüche) kommen.

Die Grünen ließen sich überzeugen und schlossen sich dem Vorschlag der Verwaltung an.