Aufruf für den Raum Hilden Paar sucht verzweifelt barrierefreie Wohnung
Hilden · Eva-Maria Hermanns und ihr Lebensgefährte Sven Fiedler suchen händeringend eine barrierearme Wohnung im Raum Hilden. Doch sie scheitern am angespannten Wohnungsmarkt. Dazu kommt auch noch ein Hund.
Eva-Maria Herrmanns verbringt viel Zeit auf Immobilienportalen im Internet, schreibt und ruft Makler an, spricht Leute auf der Straße an. Im Internet-Portal Kleinanzeigen hat die gelernte Erzieherin schon vor einiger Zeit ein Gesuch geschaltet: „Doch es hat sich keiner gemeldet.“ Dabei ist die Suche nach einer neuen Bleibe im Raum Hilden für Eva Herrmanns und ihren Lebensgefährten Sven Fiedler von großer Bedeutung – die Zeit drängt.
„Meine Mutter ist schwer krank. Sie lebt in Hilden, wir im Raum Stuttgart. Ich möchte mich mehr um sie kümmern.“ Doch die Wohnungssuche im Kreis Mettmann ist mit einigen Hürden verbunden. Sven Fiedler ist nach einem Arbeitsunfall 2005 auf den Rollstuhl angewiesen.
Auch das jetzige Haus ist keineswegs barrierefrei. „Es gibt mehrere Treppenstufen, die ich zum Eingang überwinden muss. Mit einem Treppenlift kann ich vom Erdgeschoss in die erste Etage fahren, doch ohne Hilfe gelingt das nicht“, berichtet Fiedler. Zudem gibt es da noch einen schwerkranken Hund, der beiden ans Herz gewachsen ist und um den sich Eva-Maria Herrmanns kümmern muss. Denn ohne die Hilfe seiner Lebensgefährtin kann Sven Fiedler nicht einmal mit dem Hund Gassi gehen.
Die Suche nach einer geeigneten Wohnung im Raum Mettmann gestaltet sich schwierig. „Entweder es passt der Hund, aber der Rolli nicht für eine geeignete Wohnung, oder aber der Rolli passt, aber der Hund ist nicht erwünscht“, erzählt Herrmanns. Zwei Wohnungen in Hilden hätte das Paar trotz des angespannten Wohnungsmarktes bereits bekommen können. Aber die seien nicht barrierefrei gewesen. „Wir sind relativ flexibel, was den Wohnort betrifft. Die Wohnung kann auch in Langenfeld, Dormagen oder im ländlichen Raum sein. Aber es muss mit dem Rollstuhl passen und der Hund muss mit“, sagt Herrmanns. Das erschwere die Suche erheblich.
Dass der Wohnraum in Hilden rar ist, weiß auch Kerstin Milkereit-Waldenrath. Sie leitet einen Stammtisch für Multiple-Sklerose-Betroffene. Auch das Thema barriearmes und barrierefreies Wohnen sei dort immer wieder ein Thema: „Ich habe schon von vielen gehört, dass es schwierig ist, entsprechende Wohnungen zu finden.“ Für Sven Fiedler, der wegen voller Erwerbsminderung Rente bezieht, muss die Wohnung nicht gänzlich behindertengerecht sein. Eine Erdgeschosswohnung oder ein Aufzug würden bereits erheblich helfen. „Doch solche Wohnungen sind auch bei Senioren oder Familien mit Kleinkindern beliebt“, weiß Milkereit-Waldenrath.
So benötigen nach Angaben des Pestel-Instituts bereits heute mehr als 18 150 Haushalte im Kreis Mettmann eine Seniorenwohnung, weil in ihnen Menschen im Rentenalter leben, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. In zwanzig Jahren werden im Kreis Mettmann nach Berechnungen der Wissenschaftler über 20 000 Wohnungen gebraucht, in denen Menschen mit einem Rollator oder Rollstuhl klarkommen. Doch eine Seniorenwohnung kommt für Sven Fiedler und seine Lebensgefährtin, die beide knapp über 50 Jahre sind, schon wegen des Alters nicht infrage.
Auch die Stadt Hilden weiß um die angespannte Lage auf dem Immobilienmarkt. Eine Statistik wie viele barrierefreie Wohnungen es in Hilden gibt, liegt der Verwaltung nicht vor. „Neben Sozialwohnungen fehlen auch gut geschnittene Wohnungen zu fairen Preisen für Familien ebenso wie für Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Gleichzeitig ist Hilden sehr dicht besiedelt und die Möglichkeiten, neuen Wohnraum zu schaffen, stark begrenzt“, erläutert Hildens Ordnungsdezernent Sönke Eichner. Menschen, die eine Sozialwohnung suchen und über geringes Einkommen verfügen, könnten einen Wohnberechtigungsschein (WBS) beantragen.
Die Stadt Hilden führt eine Warteliste der Wohnungssuchenden. Die Mitarbeitenden sind unter der E-Mail-Adresse wohngeldstelle@hilden.de erreichbar. Grundsätzlich sei es möglich, eine Wohnung umzubauen. „Zu technischen Hilfsmitteln, Organisation der Wohnbereiche und weiteren Alltagshilfen berät die kostenfreie Wohnberatung des städtischen Stellwerks (www.hilden.de/stellwerk). Die Mitarbeiterinnen informieren auch zu Finanzierungsmöglichkeiten“, führt Eichner aus.