Umwelt- und Klimaschutz So will sich Hilden gegen Hochwasser wappnen

Hilden · Im Umweltausschuss diskutiert die Hildener Politik, wie sich die Stadt am besten gegen Starkregen schützen kann. Den Antrag einer Bürgerinitiative lehnt die Verwaltung ab. Dafür hat sie einen eigenen Vorschlag im Gepäck.

Bei Stakregeneriegnissen braucht es Flächen, wie hier das Regenrückhaltebecken in Schönholz, wo das Wasser hinfließen kann.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Das Hochwasser im Juli 2021, das vor allem das Ahrtal, aber auch die Region rund um Hilden getroffen haben, sind in den Köpfen der Entscheider immer noch präsent. „Spätestens danach, aber auch schon davor, haben wir uns auf den Weg gemacht, um Starkregenereignisse vorzubeugen“, sagt der Baudezernent der Stadt Hilden, Peter Stuhlträger.

Der Umweltausschuss debattierte nun über von der Stadt erarbeitete Möglichkeiten zum Hochwasserschutz. Der Tenor: Wenn Flächen sowieso umgestaltet werden, sollen mögliche Starkregenereignisse mitgedacht werden. Rein aus Hochwassergesichtspunkten will man aber keine Flächen für teures Geld „anpacken“. Auch dass die Stadt aufwendige Konzepte schreibt, um Fördergelder zu generieren, lehnte der Ausschuss ab.

In Zusammenarbeit mit einer Umweltschutz-Agentur seien laut Stuhlträger kurzfristig umsetzbare Maßnahmen zum Hochwasser- und Überflutungsschutz erarbeitet worden. Eine Idee dabei: Flächen so umzugestalten, dass sie große Wassermengen aufnehmen, von der Öffentlichkeit aber trotzdem noch genutzt werden können. Diese „multifunktionalen Flächen“ könnten beispielsweise Spielplätze sein. Drei Flächen wurden für eine nähere Untersuchung ausgewählt: Der Spielplatz „An den Linden / Am Wiedenhof“, der Spielplatz „Hagdornstraße“ und der Bolzplatz „Am Anger“. Konkret sollte dabei Aufwand und Nutzen gegenübergestellt werden.

Das Ergebnis: Je nach Ausgestaltung der Fläche beträgt der Anteil des zurückgehaltenen Regenwassers bei einem Starkeregenereignis zwischen 0,5 und drei Prozent. Die Stadt spricht von einem „geringen Rückhaltevolumen“. Das liege vor allem an dem sehr flachen Gelände in Hilden. Vor allem im Verhältnis zu den Kosten seien die Umgestaltungen nicht sinnvoll. Die Stadt schätzt die Kosten auf 158 000 bis 533 000 Euro je Fläche. „Das Konzept ist deshalb nicht umsetzungsfähig“, sagt Stuhlträger. Einzelne Elemente des Hochwasserschutzes sollen aber bei Flächen, die sowieso umgestaltet werden, berücksichtigt werden. „Wir wollen wassersensibel bauen, um die Versickerung zu fördern.“ Für dieses Vorgehen gab der Ausschuss jetzt grünes Licht.

Grüne und Bürgeraktion
mit diesem Plan nicht zufrieden

Helen Kehmeier (Grüne) geht die Haltung der Stadt nicht weit genug. „Das Konzept der multifunktionalen Flächen sollte an anderen Stellen nochmal geprüft werden.“ Stuhlträger weist daraufhin, dass es sich um beispielhafte Flächen handelt. „Bei anderen Flächen sind keine anderen Ergebnisse zu erwarten.“

„Wenn bekannt ist, dass das Gelände in Hilden so flach ist, warum werden die Flächen dann überhaupt geprüft?“, fragt sich Bürgeraktion-Vertreterin Dorothea Spielmann-Locks. Laut Verwaltung seien 30 000 Euro an Planungskosten in die Untersuchung geflossen. Stuhlträger veteidigt das Vorgehen der Stadt. Er erinnert daran, dass es sich um einen politischen Beschluss infolge der Starkregenrereignisse im Juli 2021 gehandelt habe. Zunächst habe die Umweltschutz-Agentur theoretisch geeignete Flächen vorgeschlagen – jetzt folgte die praktische Untersuchung. „Das Geld war es definitiv wert, um Klarheit zu haben.“

In die gleiche Richtung wie die „multifunktionalen Flächen“ geht das Konzept der Schwammstadt. Das meint, dass der Untergrund der Stadt wie ein Schwamm wirken soll: Er soll das saubere Regenwasser aufnehmen und in verfügbarem Porenraum zwischenspeichern. Eine Hildener Bürgerinitative hatte beantragt, dass die Stadt sich um Fördergelder bemühen soll, um das Konzept der Schwammstadt verwirklichen zu können. Die Verwaltung teilt mit, dass sie dafür nicht genügend personelle Kapazitäten hat.

Grüne und Bürgeraktion wollen sich mit dieser Antwort nicht zufrieden geben. „Was benötigt die Verwaltung, um solche Fördermittel beantragen zu können?“, fragt Kehmeier. Spielmann-Locks schlägt eine feste Stelle vor, die sich nur um Förderprogramme kümmert. „Bei der desolaten Haushaltslage ist es wichtig, solche Fördergelder zu generieren.“

Stuhlträger sagt, dass es bereits ein Fördermanagement in seinem Dezernat gebe. „Wir haben alle relevanten Förderprogramme im Blick und bewerben uns dort, wo Potenzial besteht.“ Allerdings würden oftmals aufwendige Konzepte gefordert werden. „Dafür habe ich schlicht nicht genügend Leute“, sagt Stuhlträger. Außerdem macht er darauf aufmerksam, dass mögliche Fördergelder auch immer mit höheren Standards einhergehen, die mit Personal und finanziellen Aufwendungen unterhalten werden müssen. Der Ausschuss folgte daher dem Vorschlag der Verwaltung, keine Fördermittel für das Schwammstadt-Konzept zu beantragen.