Hilfsmittel-Ausstellung in Haan Diese Messe macht Leben im Alter leichter

Haan · Immer mehr Menschen benötigen Hilfsmittel, um wegen Behinderungen im Alter ihren Alltag noch zu bewältigen. Eine Fachmesse in Haan präsentierte jetzt eine Auswahl der wichtigsten Produkte.

Cornelia Heinze absolviert einen Hörtest.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

(sb) In Haan sind derzeit 5200 Menschen mit Behinderungen erfasst, 3200 sind schwerbehindert. Die demographische Entwicklung wird dafür sorgen, dass sich diese Zahl weiterhin erhöhen wird. Diese Entwicklung hat Gaby Bongard, Werner Joormann und Dieter Smolka aus dem Team der ehrenamtlich tätigen Behindertenbeauftragten der Stadt Haan auf die Idee gebracht, eine Info-Messe für Betroffene und ihre Familien ins Leben zu rufen. Bei dieser Messe mit 19 Ausstellern, die jetzt zum vierten Mal stattfindet, hatte es bisher immer einen sehr guten Zulauf gegeben. Diesmal jedoch kamen weniger Besucher, was Gaby Bongard am unbeständigen Wetter festmachte.

Das Programm war dennoch prallgefüllt. „Mein persönliches Budget“ lautete der Titel des Vortrags von Katja Fellenberg. „Darin geht es insbesondere um Assistenzleistungen, auf die betroffene Behinderte einen Anspruch haben, dessen Umfang nach Maßgabe des Teilhabebedarfs meist mit den überörtlichen Sozialhilfeträgern ausgehandelt wird“, sagte die Mitarbeiterin des „Kompetenzzentrums selbstbestimmt leben“ (KSL). Ihr Kollege Gero Büskens wollte mit seinem Vortrag ein Modellprojekt starten, dass die Kommunen animieren soll, auf digitalen Karten für Behinderte relevante Faktoren aufzunehmen. „Das können Parkplätze oder Toiletten für Behinderte sein, aber auch Kopfsteinpflaster in Altstädten oder größere Steigungen“, erläuterte Büskens. Mit High-Tech-Lösungen eröffnen stationäre Lese- und Vorlesesysteme Menschen mit schwacher Augenleistung die Möglichkeit, Texte aus Büchern oder Zeitungen in starker Vergrößerung zu lesen oder sich auch vorlesen zu lassen. Das alles geht natürlich auch kleiner. So lässt sich ein kabelloser und leichter Minicomputer an jeden Brillenbügel befestigen und unterstützt dann das eigene Auge. „Diese OrCam kann alle gedruckten Texte unterschiedlicher Oberflächen lesen, egal ob Speisekarten, Smartphone-Displays oder Beschilderungen, und über einen Mini-Lautsprecher wird vermittelt, was die Kamera erfasst hat“, erklärte Torsten Mörchen, Low Vison-Berater von Reiecker Vision aus Köln. „Allerdings sind diese Systeme sehr teuer, Patienten werden von den Krankenkassen meist mit billigeren und weniger leistungsfähigen Alternativen abgespeist“, so ein Betroffener, der jedoch seinen Namen nicht veröffentlicht haben möchte.

Neben dem Sehen lässt im Alter auch häufig das Hörvermögen nach. Auch hier bietet eine hoch entwickelte Technik, wie sie das Hörstudio Schirner bei der Ausstellung anbot, Lösungen für ein besseres Verstehen. Hörsysteme – auch absolut unsichtbare – sind wahre Kommunikationstalente, sie lassen sich gezielt auf einen Gesprächspartner fokussieren, übertragen den Ton von Smartphone oder TV gleich ins Ohr und sind bisweilen sogar mit Fitnesstracker oder Sprachübersetzer ausgerüstet.

Der Rat, sich möglichst früh und nicht erst nach einer Hüft-OP mit einem Rollator vertraut zu machen, kommt von Mitarbeiterinnen des Sanitätshauses Böge. „Der richtige Umgang sollte optimalerweise bereits eingeübt werden, solange physisch noch einiges geht“, riet Böge-Mitarbeiterin Simone Neubauer am Rande der Veranstaltung. Aus ihrer Erfahrung sind Frauen weniger eitel und eher praktisch veranlagt, sie nutzen den Rollator anders als Männer selbstverständlicher. „Vielleicht kennen sie das noch von früher mit dem Kinderwagenschieben und schätzen die Vorteile auch beim Einkauf“, vermutete Neubauer, die es zutiefst bedauert, wenn Menschen auf den Rollator verzichten und dann auf dem Sofa versauern, anstatt am sozialen Leben teilzunehmen.

Eine besondere Unterstützung, insbesondere für Menschen, die allein leben, stellt der Johanniter-Hausnotruf dar, den die Johanniter-Unfall-Hilfe in drei Modalitäten anbot. Zum Hausnotruf gehört eine Basisstation sowie ein Armband oder Kette mit Auslöseknopf, über den ein Notfall gemeldet wird. „Die 24 Stunden mit Fachpersonal besetzte Johanniter-Notrufzentrale wird dann alle erforderlichen Hilfsmaßnahmen einleiten“, versicherte Gabriela Henn vom Johanniter-Hausnotruf-Team im Regionalverband Bergisches Land.

(sb)