Stadt prüft aktuell Vorschlag Unterschriften gegen Altstadt-Poller

Hilden · Die Politik möchte wissen, ob der eigentlich notwendige und sehr teure Neubau der Itterbrücke an der Schwanenstraße durch eine Polleranlage verhindert werden kann. Damit könnte ein Großteil des Verkehrs ausgeschlossen werden.

Jürgen Wunderlich sammelt Unterschriften, damit die Altstadt nicht durch Poller abgesperrt wird.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Mehr als 400 Unterschriften hat er schon beisammen, bis Mitte August dürften es noch einige mehr werden – Jürgen Wunderlich betreibt die Schwanenapotheke in der Hildener Altstadt. Mit weiteren Mitstreitern kämpft er gegen eine Idee aus der Politik, die den öffentlichen Autoverkehr aus dem Bereich rund um Schwanenstraße und Eisengasse verbannen würde: Die Stadt prüft auf Antrag der CDU und mit einer breiten politischen Zustimmung, ob die Hildener Altstadt an der Zufahrt hinter dem Hotel mit Pollern abgesperrt werden könnte.

Brücke ist 90 Jahre alt und ist heute nicht mehr stabil genug

Hintergrund des Prüfantrages, den die Stadt im März erhalten hat: Die CDU und die unterstützenden Fraktionen möchten wissen, ob sich mit der Absperrung der Schwanenstraße durch Poller der Neubau der maroden Itterbrücke ein paar Meter weiter verhindern ließe. Das Bauwerk wurde 1934 errichtet und überspannt den Stadtfluss im Bereich Schwanenstraße/Marktstraße. Die Tragfähigkeit lasse zu wünschen übrig, hatten Experten festgestellt. Die Brücke entspreche nicht mehr den sicherheitstechnischen Anforderungen. „Bedingt durch das Baujahr sowie aufgrund der gestiegenen Verkehrsbelastung wird durch den Neubau eine Erhöhung der Tragfähigkeit angestrebt“, heißt es in einem Bericht der Verwaltung.

Der Neubau würde rund sechs Millionen Euro kosten

Die Brücke verläuft von der Marktstraße aus parallel zur historischen Wohnbebauung bis zum Haus auf der Bech. Das Straßenniveau ändert sich nicht, deshalb fällt das Bauwerk nicht auf, wenn man kurz mit dem Auto darüber fährt, sondern nur, wenn man auch links und rechts schaut. Rund sechs Millionen Euro soll ein Neubau kosten, hatte die Stadt ausgerechnet – und die Politik hatte diese Ausgaben auch schon abgenickt. Doch nun prüft die Verwaltung, ob sich diese Ausgaben durch die Sperrung verhindern ließen.

Die Christdemokraten streben mit ihrem Vorschlag eine Entlastung der Brücke an, „um ihre aktuelle Sub­stanz zu erhalten. Gleichzeitig wird der historische Ortskern entlastet, da nur Anliegern die Durchfahrt ermöglicht wird“, heißt es in dem Prüfantrag. „Die Hauptbelastung der Brücke resultiert nicht aus normalen Pkw, sondern aus Fahrzeugen mit einem Gewicht von mehr als 3,5 Tonnen. Die Einrichtung der Polleranlage könnte zu einer signifikanten Reduzierung des Verkehrsanteils dieser Fahrzeuge führen.“

Jürgen Wunderlich und seine Mitstreiter wollen diese Sperrung unbedingt verhindern: „Statt einer kompletten Sperrung mittels Poller- oder Schrankenanlage soll lediglich eine Sperrung für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen umgesetzt werden, um den inklusiven Zugang zu den am Schwanenplatz befindlichen Arzt- und Physiotherapiepraxen zu gewährleisten“, fordern sie. Vor allem mobil eingeschränkte Menschen und Lungenkranke würden die Praxen aufsuchen: „Die Patienten können nicht hundert Meter zu Fuß gehen“, sagt Jürgen Wunderlich. Durch eine Sperrung könnten behinderte Personen sowie körperlich eingeschränkte Menschen nicht mehr zu den gesundheitlichen Einrichtungen gelangen und würden von der Versorgung ausgeschlossen.

„Angehörige könnten Kranke nicht mehr zu den Praxen bringen und müssten auf teure Transportdienste zurückgreifen“, so Jürgen Wunderlich weiter. Denn die dürften in die Fußgängerzone fahren. Bei einer Sperrung für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen könnten Lkw, die ein Ziel im Bereich der Altstadt haben, in festgelegten Lieferzeiten über die Mittelstraße auf die Schwanenstraße gelangen.

Sperrung für Lastwagen könnte einen Zeitgewinn bedeuten

Ob durch diese Sperrung für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen der Neubau der Brücke komplett verhindert werden kann, da ist sich Jürgen Wunderlich nicht sicher. Dadurch könnten Stadt und Politik allerdings Zeit gewinnen. Aktuell könne sich Hilden einen Neubau ohnehin nicht leisten. In ein paar Jahren sei die Technik vielleicht so weiterentwickelt worden, dass die Brücke durch eine Sanierung wieder so instand gesetzt werden kann, um auch Fahrzeugen über 3,5 Tonnen die Durchfahrt zu ermöglichen.

Der Apotheker und seine Mitstreiter sammeln nun bis Mitte August weiter Unterschriften und möchten dann einen Bürgerantrag in die politische Diskussion einbringen. In dem entsprechenden Fachausschuss muss das Thema dann auf die Tagesordnung genommen werden.