Hilden „Ihr Freund und Entstrahler“ - Buch über Kurioses im Polizeialltag
Erst haben sie die Kuriositäten ihres Jobs auf einem Blog beschrieben. Nun zählt Kommissarin Ann-Kathrin Richter mit einem Kollegen im Buch „110 Gründe, Polizist zu sein“ auf. Dabei machen überraschende sie Eingeständnisse.
Hilden. Die Geschichte, die Kommissarin Ann-Kathrin Richter aus ihrem Alltag erzählt, klingt nach einem Witz: Ein Mann betritt aufgeregt die Polizeiwache und hat zwei Tablets dabei. Präpariert sind beide Geräte mit einer Toilettenpapierrolle. Er habe lange daran herumgebastelt, erklärt er den Polizisten im Brustton der Überzeugung. „Damit lassen sich gesuchte Personen aufspüren!“
„Ja“, versichert Richter lächelnd, „der Mann hatte das damals ernst gemeint. Er wollte halt helfen.“ Solche Anekdoten aus ihrem Polizistenleben hat die Kommissarin aus Hilden (Nordrhein-Westfalen) mit einem Kollegen im Buch „110 Gründe, Polizist zu sein“ gesammelt. Denn zwischen Papierkram und Verfolgungsjagden erleben die Beamten immer wieder Merkwürdiges und Erheiterndes.
Eine gute Mixtur, meint Richter. Auch die mache Polizist zum schönsten Beruf der Welt. „Ich wüsste auch wirklich nicht, was ich sonst machen sollte.“ Schon seit einem Schülerpraktikum war sich die 27-Jährige sicher: Die blaue Uniform soll später ihre Arbeitskleidung werden.
Dabei hat die Uniform durchaus ihre Tücken: Im Buch erzählen die Autoren, von einem jungen Kollegen, der wegen Ruhestörung mit zu einer Party gerufen wird. Kaum hat er den Raum betreten, gehen ihm die Damen dort an die Wäsche. Sie sind fest davon überzeugt, der gutgebaute junge Mann in Uniform sei das Unterhaltungsprogramm. Der „Blaumann“ flößt nicht immer Respekt ein, das weiß auch Richter. An Karneval müssten Kollegen in Dienstkleidung einiges über sich ergehen lassen.
Das Buch ist voller Anekdoten. „Manchmal denkt man sich „Das ist das Lustigste, das ich je erlebt habe““, sagt Richter über ihre Erlebnisse. „Dann wird es am nächsten Tag getoppt“. Als Beleg verweist sie auf die Story eines Mieters, der sich bedroht fühlt und die Polizei alarmiert. Der Mann erklärt den Beamten, seine Nachbarn seien von einem anderen Stern seien und verstrahlten seine Wohnung. Kurzerhand nutzen die Polizisten ihre technischen Geräte, um die Räume zu „entstrahlen“. Richter schmunzelt, wenn sie die Geschichte erzählt. „Man lernt viele sehr unterschiedliche Menschen kennen.“
Mit ihrem Konzept bedienen Richter und ihr Co-Autor Henry Haack einen Trend: Bücher, die Hunderte Gründe für etwas Bestimmtes aufzählen, füllen inzwischen Regalreihen. Gerade der Verlag, in dem Richters Paperback erscheint, ist auf das „Genre“ mit Titeln wie „112 Gründe, die Feuerwehr zu lieben“ oder „111 Gründe, ihr Kind auf den Mond zu schießen“ abonniert.
Das Thema Polizei läuft nicht nur bei Krimis gut: 2015 hat die griechischstämmige Polizistin Tania Kambouri aus Bochum Aufsehen erregt. Sie beschreibt in ihrem Buch den schwierigen Alltag als Streifenpolizistin.
Der Heiterkeit der Lektüre zum Trotz sei Polizeiarbeit eine ernste Angelegenheit, betont Kommissarin Richter. „Wir wissen, wie gefährlich der Job ist, und dass wir Entscheidungen treffen, die nicht leicht sind. Man muss mit allem rechnen.“
Und das heißt wirklich mit allem: Etwa mit einer besorgten Bürgerin, die den Mond als gestohlen meldet. Bei solch einer Geschichte muss Richter lachen und gleichzeitig seufzen: „Man muss die Leute und ihre Anliegen ja trotzdem ernst nehmen als Polizist, da darf man in dem Moment nicht laut loslachen. Aber man fragt sich schon: „Darf das jetzt wahr sein?““