Ihre Herzen schlagen für die Mode
Lilli Bayer und ihre Tochter Stephanie Appel führen in der Innenstadt unweit voneinander zwei Boutiquen.
„Lilli´s Due“ klingt frech und edel und tatsächlich — Stephanie Appels kleine Boutique an der Friedrichstraße kann sich sehen lassen: ein Ladenlokal mit großen, geschwungenen Fenstern, ein großer, heller Raum, freundliches Licht aus Lampen im Industriedesign, den hinteren Bereich schmückt ein Kronleuchter. Die 40-jährige Haanerin bietet seit rund sechseinhalb Jahren hochwertige, sportlich-legere Mode für Kinder, jüngere Frauen und Männer, mittlerweile ist ein Online-Shop dazu gekommen. „Meine Mutter wollte damals noch einen zweiten Laden aufmachen, und da ich mich beruflich eh umorientieren musste, hatten wir die Idee, dass ich die neue Boutique leite.“
Mutter Lilli Bayers Boutique „Lilli’s“ liegt in Sichtweite, ein kleiner, gemütlicher Eckladen. Seit mehr als 30 Jahren ist die 68-Jährige in der Modebranche tätig, seit 26 Jahren betreibt sie das Bekleidungsgeschäft. Ihre Kundschaft besteht hauptsächlich aus reiferen Stammkundinnen, die auch gerne mal für ein kleines Schwätzchen vorbeischauen. „Wenn ich in der Stadt bin, schaue ich garantiert kurz bei Lilli vorbei. Man unterhält sich, hört, was es Neues gibt“, erzählt eine gut gekleidete Kundin und lässt sich einen weißen Strickpullover zeigen. „Der ist wirklich ganz süß, da kannst du auch mal ganz wunderbar eine Bluse drunter tragen“, schwärmt Lilli Bayer mit offensichtlich großer Leidenschaft für ihr Sortiment: „Ich verkaufe fast ausschließlich Kleidung von Marc Cain, einem marktführenden Modelabel. Und wenn ich zu den Showrooms fahre, um mir die aktuellen Kollektionen anzuschauen, dann packt mich regelrecht das Fieber.“
Lilli Bayer und Stephanie Appel
Die unbändige Freude, mit der Lilli Bayer ihren Laden führt, „jeden Tag aufs Neue“, wie selbst betont, hat sie scheinbar auch auf ihre Tochter vererbt. „Dieses Kleidchen für Kleinkinder finde ich so süß, alleine dafür würde ich glatt nochmal ein Kind, dann aber ein Mädchen, bekommen wollen“, lacht Stephanie Appel augenzwinkernd. Sie ist Mutter eines neunjährigen Sohnes. Die Lilli-Läden sind eindeutig auf unterschiedliche Zielgruppen ausgerichtet, stehen daher nicht in Konkurrenz zueinander. „Wir ergänzen uns hervorragend“, betonen Mutter und Tochter.
Beide Frauen haben beruflich vor ihrem Einstieg in die Modebranche branchenfremd gearbeitet (siehe Infobox). Als Stephanie schwanger wurde, war ihr klar, dass sie einen anderen beruflichen Weg einschlagen würde als den über den Wolken: „Die Vorstellung, dass ich in Rom sitze und mich jemand darüber informiert, dass mein Sohn zuhause krank ist, war für mich unerträglich.“ Lange habe sie dem Job als Stewardess zwar noch hinterher getrauert, erzählt die Haanerin, aber „man muss Prioritäten setzen, und Max ist die Liebe meines Lebens.“ Mutter Lilli ergänzt: „Max und die Tochter meines Sohnes sind mein Ein und Alles, ich bin so verliebt in meine beiden Enkelkinder.“
Überhaupt — Familie wird bei den Boutiquebesitzerinnen ganz groß geschrieben. Einmal im Jahr macht die Großfamilie gemeinsam Urlaub, dann müssen beide Frauen ihre Läden Aushilfen anvertrauen. Für Stephanie Appel ist das nicht ganz so schlimm, aber Mutter Lilli fällt das nicht leicht: „Maximal fahre ich zehn Tage weg, mehr geht nicht, da werde ich nervös, weil ich mein Geschäft so sehr vermisse.“