Im Winter fällt der Förster seine Bäume

Der Winter ist die inaktive Zeit des Waldes. Doch ruhig wird es für den Förster nicht.

Foto: Olaf Staschik

Hilden. Es ist ein kühler Wintermorgen. Das Thermometer zeigt drei Grad. Mit seinem schwarzen Labrador „Iwan“ ist Förster Dennis Anders im Hildener Stadtwald unterwegs. Prüfend sieht er die Bäume entlang des Hauptweges an, sein Blick wandert vom Wurzelwerk hinauf in die kahlen Baumkronen. Längst haben Buchen, Eichen und Birken ihr Laub verloren, tierische Bewohner sind in einen monatelangen Schlaf gefallen.

„Der Winter ist die inaktive Zeit des Waldes“, sagt Dennis Anders. Für seine Mitarbeiter und ihn sind es aber keineswegs ruhige, verschlafene Monate: „Die Zeit bietet sich an, um Bäume zu fällen“, sagt Dennis Anders. „Wir gehen dann kein Risiko ein, Nistgehege der Tiere zu zerstören.“

Fünf Forstwirte sind bei eisigen Temperaturen im Hildener Stadtwald im Einsatz. Der Winter ist ihre Hochsaison. Sie fällen die Bäume, die Dennis Anders zuvor mit einer roten Markierung versehen hat. In diesem Jahr sind es hauptsächlich Kiefern, die geschlagen werden. Aber auch der Laubwaldbestand wird durchforstet. Das Holz aus dem Hildener Stadtwald wird zu Möbeln oder Parkett verarbeitet, es wird als Spanplatte genutzt und als Feuerholz verwertet. Der Großteil des Holzes bleibe im deutschen Raum, wie Anders erzählt. Ein kleiner Teil des hochwertigen Holzes werde exportiert. Am Wegesrand zeigt der Förster auf übereinander gestapelte Baumstämme — sogenannte Polter. „Der Wald ist das Lager der Kunden. Bis zu zwei Jahre können sie ihr Holz hier aufbewahren“, erzählt Anders, während er das Gesamtvolumen ausmisst. Er besteht aus 2,50 Meter langen Kiefernstämmen — die Markierung verrät: Aus ihnen werden einmal Paletten gefertigt. Die dicken Stämme werden mit einem speziellen Traktor an zwei Seilschlingen aus dem Wald gezogen, Derbholz bleibt dagegen im Wald liegen. Es liefert Nährstoffe für Pflanzen und Insekten. Welche Bäume gefällt werden, entscheidet Dennis Anders genau.

Er sucht nach stabilen Einzelbäumen. Bäume, die diese bedrängen, werden herausgenommen, so dass sich die Krone und Wurzel des Laubbaums weiter entfalten kann. Auch wird eine natürliche Baumverjüngung angestrebt. Durch die Fäll-Arbeiten wird Licht für die jungen Pflanzen geschaffen, so dass sie weiterwachsen können. Dabei gilt das Prinzip der Nachhaltigkeit: „Circa 13 000 bis 14 000 Kubikmeter Holz werden entnommen, 18 000 Kubikmeter werden dazu wachsen“, erklärt der Förster. Buchen und Eichen werden etwa gezielt nachgepflanzt. Dennis Anders und sein Labrador ziehen weiter. Bei Rundgängen wie diesen achtet der Förster auch darauf, welche Bäume für die Passanten zu einer Gefahr werden könnten.

Zum Beispiel durch morsche Äste, die über den Weg ragen und herabstürzen könnten. Diese werden dann abgesägt. Währenddessen sind Anders’ Mitarbeiter ausgezogen, um Nisthilfen der Vögel zu reinigen. Auch das gehört zu den Winteraufgaben: Sie werden so von Milben und Krankheitserregern gesäubert. Der Wald ist als Erholungsgebiet auch Anlaufstelle vieler Besucher: Und so kümmern sich die Waldarbeiter auch um das Wegesystem. In diesem Winter haben sie den in die Jahre gekommenen Pfad in der Nähe des Waldschwimmbads erneuert. Je nach Witterung werden auch Renovierungsarbeiten getätigt. In der Werkstatt am Forsthaus werden etwa kaputte Bänke wieder in Stand gesetzt. Hinzu kommen waldpädagogische Führungen, die Dennis Anders das ganze Jahr über für Kindergärten und Schulen anbietet.

Überhaupt arbeitet ein Förster nicht nur unter freiem Himmel. Zu seinen Aufgaben gehört auch Verwaltungsarbeit. Er trägt das geschnittene Holz in Listen ein und kümmert sich um den Verkauf. Als nächstes steht in diesem Winter eine Pflegeaktion der Heideflächen im Wald an. Sie sind Kulturbiotope und sollen als solche erhalten werden. Bäume, die dort wachsen, werden zurückgeschnitten.