Girls‘ Day bei der Bundeswehr Waldkaserne öffnet ihre Pforten für Schülerinnen
Hilden · Beim Girls‘ Day erhalten Mädchen die Gelegenheit, Berufsfelder bei der Bundeswehr kennenzulernen. Auch das Feldjägerregiment in der Waldkaserne machte wieder mit und ermöglichte einen Blick hinter die Kulissen. Die Teilnehmerinnen lernten, wie man unter freiem Himmel überlebt, bekamen aber auch jede Menge Action geboten.
Auf dem Gelände der Waldkaserne herrscht schon am frühen Morgen Lagerfeuerstimmung. Inmitten einer Lichtung haben Soldaten eine Grube ausgehoben und Feuer gemacht. Dichter Qualm steigt empor, von einem Rauchfang aus Zweigen nur wenig gehemmt. Gewehr-Pyramiden sind aufgebaut, auf einem Tisch liegt Verpflegung, im Hintergrund befindet sich eine improvisierte Freiluft-Duschkabine. Hier wird simuliert, wie es in einem Feldlager bei der Bundeswehr aussieht. Eine Gruppe von etwa 20 Schülerinnen tritt vorsichtig näher.
Die Mädchen sind um die 15 Jahre alt und gehören zu den 93 Teilnehmerinnen am diesjährigen Girls‘ Day. Sie kommen aus Kaarst, Wuppertal oder Bochum und besuchen unterschiedliche Schulformen. Doch sie alle wollen herausfinden, ob eine Karriere bei der Bundeswehr etwas für sie sein könnte. Denn dass das Militär nur etwas für Männer ist – mit dieser Vorstellung soll hier aufgeräumt werden.
Der Girls‘ Day wird in Hilden durchgeführt durch das hier stationierte Feldjägerregiment 2 unter Beteiligung des Karrierecenters der Bundeswehr. Rund 50 Soldatinnen und Soldaten sind an der Gestaltung des Tages beteiligt. Abgesehen von der soldatischen Grundausbildung, zu der auch das „Leben im Felde“ gehört, erfahren die Schülerinnen hier also einiges über diese Truppe, die so etwas wie die „Polizei für Soldaten“ ist. So jedenfalls hat ihnen Stabsfeldwebel Emants-Gast zu Beginn der Veranstaltung die Aufgabe der Feldjäger umrissen.
Im Feldlager gibt es inzwischen die ersten Erfolgserlebnisse. Einer Jugendlichen nach der anderen gelingt es, mithilfe eines Feuerstarters aus Magnesium ein Feuer zu entfachen. Als Anzünder dienen dabei wahlweise Abschminktücher aus Watte oder – Bundeswehr-Geheimtipp! – Tampons. Auch an der Station „Tarnen und Täuschen“ sieht man zufriedene Gesichter. „Ich bin eins mit dem Wald!“, ruft Luise, 14 Jahre, deren Gesicht gerade eine Freundin mit grün-braun-schwarzer Tarnfarbe bestrichen hat. Ob sie sich so etwas auch im Ernstfall und nicht als Spiel vorstellen kann? „Ja, warum nicht?“
Von der Latrine bis zu
einem Tatort reichte das Spektrum
Auch die Erkenntnis, dass die Soldaten im Lager ihre Notdurft in mit dem Spaten ausgehobenen Gruben verrichten oder dass hier wegen möglicher Ortung durch den Feind keine elektronischen Geräte mitgenommen werden dürfen, scheint die Schülerinnen nicht abzuschrecken. Oberfeldwebel Aurin erklärt, dass das Fehlen eines Handys durch die Kameradschaft innerhalb der Truppe wettgemacht würde. Anna, 15, deren Vater früher bei der Marine war, findet das „süß“.
Was die Arbeit der Feldjäger im Besonderen auszeichnet, ist unter anderem an der Station „Erheben & Ermitteln“ zu sehen. Diese ist in einem Innenraum eines Kasernengebäudes aufgebaut. Hier gibt es unter anderem einen nachgebauten Tatort zu bestaunen: die Stube eines Armeeangehörigen mit eindeutigen Blutspuren und einem Hammer als vermeintlichem Tatwerkzeug. In einer anderen Ecke des Raumes zeigt Hauptfeldwebel H. den Schülerinnen mit viel Einfühlungsvermögen, wie man mit Zephir-Pinsel und Rußpulver Fingerabdrücke nimmt.
Ganz viel Action gibt es hingegen im Bereich „Zugriff“ zu sehen. Hier simulieren die Feldjäger eine ganze Ermittlungsgeschichte. Zunächst werden zwei Verdächtige spektakulär dingfest gemacht – inklusive quietschender Reifen, halsbrecherischer Fahrmanöver und Knallsimulator. Es folgt die Festnahme des Bandenchefs durch acht bis an die Zähne bewaffnete Soldatinnen und Soldaten, die die Tür zu seinem Büroraum mit einer 14 Kilogramm schweren Ramme aufbrechen. Lina, 16, findet das alles „cool, weil es sehr praxisbezogen und einsatzorientiert ist“. Sie kann sich eine Zukunft bei der Bundeswehr oder dem BKA gut vorstellen.
An anderer Stelle gibt es eine Waffen- und Kfz-Schau. Hier gilt zwar selbstverständlich: nur gucken, nicht anschauen! Doch einmal auf die Hupe drücken ist natürlich erlaubt. Die vielen, oft ins Detail gehenden Nachfragen der Mädchen künden von ihrem großen Interesse. Die eine oder andere unter ihnen wird vielleicht eines Tages in die Waldkaserne zurückkehren.